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Kärnten is lei ans

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Manchmal kommt man sich als Bayer in Österreich vor, als ob man nur aus dem zehnten Bundesland käme. Wenn man zum Beispiel zusammen mit rauhen Steirern und Tirolern von den herzigen Wienern schwärmt, ist man sich sofort einig.

Darum bin ich immer wieder froh, daß ich als Ausländer nicht der einzige bin, der kein Verständnis für verbogene ,X>eutschnationale" in Kärnten hat. Dabei verbinden mich mit diesem schönen Bundesland viele Erinnerungen aus der Studentenzeit.

Seither mache ich dort immer wieder gern Urlaub, weil man mich auch als „Wurstsemmel-Touristen" freundlich behandelt hat, als ich noch jeden Schilling dreimal umdrehen mußte. Es sind zumeist sympathisch^ offene Menschen, die man dort trifft, mit einer herzlichen, ungekünstelten Gastlichkeit.

Es sei denn, man kommt auf die slowenische Minderheit zu sprechen. Dann wendet sich — zumindest in manchen Teilen Kärntens — der Gast mit Grausen. Da reißt plötzlich jede Verständigungsmöglichkeit ab.

Ich würde mir wie ein Exote vorkommen, der die Probleme dieses Kulturraums nicht begreifen kann, wenn ich nicht von Salzburg über Linz bis Wien überall Österreicher träfe, die auch nur sagen können:, Jfix verstehen karinthisch." Nämlich wenn es um die künstlich am Glimmen gehaltene Urangst der Kärntner vor den Slowenen geht.

Dieser kleine Rest einer Volksgruppe, der dem ohnehin starken Assimilierungs-druck der ganzen Umwelt bis heute standgehalten hat, muß jedesmal als Prügelknabe herhalten, wenn sich irgendein Wichtigtuer politisch profilieren will.

Der aktuelle Schulstreit, bei dem vom Kärntner Heimatdienst und der Kärntner FPÖ versucht wird, die Minderheit in einer Art Ghettoschulen zu isolieren oder zumindest den Geltungsbereich des Minderheitenschulgesetzes einzuengen, hat keine sachlichen Probleme als Ursachen. Es gibt weder Beschwerden der Eltern beim Schulamt noch Schwierigkeiten der Behörden mit mangelnder Leistung. Davon kann man sich an Ort und Stelle überzeugen.

Umso grotesker wirkt es, wenn man dann in Wahlversammlungen sieht und hört, wie sich aufgeregte Grau-und Krautköpfe über nicht vorhandene Probleme von Grundschülern ereifern. Mein Reim drauf ist der: Menschen können vergessen oder wenigstens verzeihen und die Hand zur Versöhnung reichen. Organisationen, deren Existenzzweck der Kampf und die Pflege der Feindschaft ist, können das nie. Siehe Kärntner Heimatdienst und Abwehrkämpferbund.

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