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Kaiser in dürftiger Zeit

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(Burgtheater, Wien) „Ihr habt's getroffen und kennt, so scheint's, des Kaisers tiefste Meinung", spricht Kiesel zu Erzherzog Leopold im zweiten Akt. Ich spreche also nach dem fünften Akt zu Lindtberg Leopold, der den „Bruderzwist im Hause Habsburg" im Burgtheater inszeniert hat. Des Kaisers tiefste Meinung aufs klarste zur Anschauung zu bringen, den Herzensstreit des männlich-müden Herrschers in den Mittelpunkt der hochpolitischen Aktionen zu stellen, war des Regisseurs Absicht, welche glückte. Vornehmlich dank der makellosen Leistung Romuald Peknys: Er ist Monarch und Mensch; ein Staatsmann und ein Gottesknecht; ein einsam-alter Glaubensfürst, der der ewigen Ordnung dienen will und an der Herrschsucht seiner brüderlichen Feinde scheitert.

Des Rudolfs Trauerspiel ist gut getroffen, allein die Rahmenhandlung treibt trag dahin, und von der allgemeinen Stimmung in jener kriegerischen Zeit ist auf der Bühne wenig zu empfinden. Nicht schuldlos daran ist Hans-Ulrich Schmückle. Die Hrad-schin-Szenen hat mit düstrer Wucht er trefflich ausgeschmük-kelt, das freie Schlachtfeld aber zu hölzerner Dämmerlandschaft verharmlost.

Aus der Schar des dreißigköpfigen Ensembles ragen noch Frank Hoffmann (Mathias), Alexander Trojan (Kiesel) und Klaus Behrendt (Rumpf) angenehm hervor. Elisabeth Augustin, das einzige weibliche Wesen in Prag, lebt, liebt und stirbt sehr diskret.

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