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Kampf der Bücher

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Alle Jahre wieder stürmen die Österreicher in der Vorweihnachtszeit die Buchhandlungen. Heuer - das ergab eine Blitzumfrage der FURCHE unter einigen Händlern — überwiegt einmal mehr das Interesse an Literatur zur österreichischen Geschichte (Verkaufsschlager vergangener Jahre war ja „Österreich II“ von Hugo Portisen und Sepp Riff; Kremayr & Scheriau).

Der Käufer richtet sich dabei nach aktuellen Anlässen, weshalb die Diskussionen um das Gedenkjahr 1988 auch in den Bestseller listen zum Ausdruck kommen. Von mehr als einem Dutzend Neuerscheinungen über den Anschluß ist „März 38“ (österreichischer Bundesverlag) von Erwin A. Schmidl eine der gefragtesten. Neben der Autobiographie Simon Wiesenthals, „Recht, nicht Rache“ (Ullstein), die sich im größeren Rahmen mit derselben Thematik beschäftigt, ist ein Werk der Theaterliteratur zur Zeit an der Spitze jeder Verkaufsstatistik: Thomas Bernhards „Heldenplatz“ (Suhrkamp) erweckt schon durch die dauernde Präsenz in den Medien die allgemeine Neugier.

Die Situation der Gesellschaft in Osterreich wird auch in anderen Büchern zur Diskussion gestellt. Sowohl Bruno Kreiskys zweiter Memoirenband „Im Strom der Politik“ (Kremayr & Scheriau) als auch Norbert Lesers „Salz der Gesellschaft“ (Orac) könnten Sachbuch-Bestseller werden. Hans Pretterebners „Der Fall Lucona“ (Pretterebner) ist nach wie vor ein Verkaufserfolg.

Die Vorliebe für die Lektüre heimischer Historie beschränkt sich nicht auf das 20. Jahrhundert.

Brigitte Hamanns biographisches Lexikon „Die Habsburger“ (Ueberreuter) ist gut im Rennen. Bei Böhlau wurde kürzlich eine interessante Biographie verlegt: „Franz Joseph“ von Jean-Paul Bled erweckt zunehmend das Interesse. Daneben besteht nach „Der Aufstieg des Hauses Habsburg“ (Econ) von Gerhard Herrn und auch nach „Kaiseradel und rote Nelke. Das Leben der Tochter des Kronprinzen Rudolf“ (Amal-thea) von Ghislaine Windisch-Gräetz eine große Nachfrage.

Der seit Jahren bestehende Trend zum Sachbuch zeigt sich schließlich im immer größer werdenden Bedarf an esoterischer Literatur, quasi als Ausdruck eines modischen Lebensgefühls.

Und die Belletristik? Nach Auskunft der befragten Buchhändler lesen die Österreicher in dieser Vorweihnachtszeit vor allem Christoph Ransmayrs Ovid-Ro-man „Die letzte Welt“ (Greno), den Uberraschungserfolg der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt. Ebenso finden sich „Eva Luna“ (Suhrkamp) von der Chilenin Isabel Allende, „Ein Mann mit vielen Gesichtern“ (Zsolnay) von Graham Greene, „Eine Messe für die Stadt Arras“ und „Die schöne Frau Seiden-man“ (beide Diogenes) des Polen Andrzej Szczypiorski und „Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz“ (Piper) von Carlo Fruttero und Franco Licentini unter den gut verkauften Bänden.

Der Griff zum Vertrauten und Bekannten ist beim Kauf von Geschenken offensichtlich obligat. Erfolg haben Bücher bekannter Autoren und Werke zur öffentlichen Diskussion.

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