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Kampf mit „Blut und Seele .."

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Seit etwa zwei Wochen läuft das Ringen der israelischen Okkupationsbehörden mit den PLO-Sympathisanten in den besetzten Gebieten auf Hochtouren. Höhepunkt in der letzten Woche: ein Sympathiestreik linker Gruppen, um den Kampf der „arabischen Brüder" in Westjordanien und im Gaza-Streifen auch auf Israel auszudehnen.

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Seit etwa zwei Wochen läuft das Ringen der israelischen Okkupationsbehörden mit den PLO-Sympathisanten in den besetzten Gebieten auf Hochtouren. Höhepunkt in der letzten Woche: ein Sympathiestreik linker Gruppen, um den Kampf der „arabischen Brüder" in Westjordanien und im Gaza-Streifen auch auf Israel auszudehnen.

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Etwa 3000 junge Araber demonstrierten am vergangenen Dienstag, dem 30. März 1982, am „Tag der Erde" — wie er seit sechs Jahren benannt wird—in dem Dorf Sach-nin in Galilea, dem Norden Israels, hißten zwei palästinensische Flaggen und riefen im Sprechchor: „Mit Blut und Seele werden wir Galiläa befreien!"

Vor sechs Jahren demonstrierten israelische Araber (in Israels Grenzen bis 1967 leben etwa eine halbe Million Araber) gegen die Konfiskation unbebauter arabischer Böden zwecks Erweiterung jüdischer Ansiedlungen. Die Demonstranten überfielen damals eine Polizeistreife und eine Militärpatrouille, wobei sechs der Angreifer getötet wurden.

Seither wird dieser Trauertag als „Tag der Erde" begangen. Dieses Jahr riefen arabische Linksin-

SCHRAGA HAR-GIL berichtet aus Tel Aviv tellektuelle, die Kommunistische Partei Israels und arabische Fundamentalisten an diesem Tag auch zu einem Sympathiestreik mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten auf.

Der Sympathiestreik war aber lediglich ein Teilerfolg, da nur etwa die Hälfte der israelischen Araber daran teilnahm. Er veranschaulichte indes erneut, daß der Judenstaat nicht nur ein Problem der Palästinenser in den besetzten Gebieten hat, sondern daß es Israel bis heute nicht gelungen ist, die arabische Minderheit zu integrieren.

Als vor etwa einem Jahr Ministerpräsident Menachem Begin sein neues Kabinett gebildet hatte, war eine der Richtlinien der neuen Regierung die Bildung einer fünfjährigen Autonomie in den besetzten Gebieten, wie dies im Camp-David-Abkommen zwischen Israel und Ägypten vereinbart worden war. Danach glaubte die Begin-Regierung die Einverleibung von Westjordanien (Ju-däa und Samaria) und dem Gaza-Streifen in den Staat Israel in die Wege zu leiten zu können.

Kurz nach der Ernennung von General Ariel Scharo zum Verteidigungsminister versuchte dieser, den israelischen Autonomieplan voranzutreiben. Doch stellten sich die PLO und deren Anhänger aller Schattierungen in den besetzten Gebieten den israelischen Plänen entgegen.

Israel spricht nur von einer sogenannten Personalautonomie. Derzufolge haben die arabischen Autonomiebehörden keine Möglichkeit, etwa über die Verteilung von Wasserquellen etc. zu bestimmen. Die PLO fordert hingegen Selbstbestimmung. Aus diesem Grund lehnt sie auch jegliche Kooperation zwecks Bildung einer Autonomie prinzipiell ab. Andere Führungskräfte innerhalb der arabischen Bevölkerung jedoch, die sich von der PLO distanzieren, haben kaum Möglichkeiten, ihre Ansichten zu äußern. Sie müssen befürchten, als Verräter denunziert und eventuell auch erschossen zu werden.

Scharon versuchte nun die Kontroverse zwischen der Stadt- und Landbevölkerung auszunützen, um den rückständigen Dorfbewohnern mehr Hilfe und Entwicklung durch neugegründete „landwirtschaftliche Verbände" ange-deihen zu lassen. Es fand sich auch ein prominenter Araber aus der bekannten Familie Dudin in Hebron, der zur Kooperation bereit war.

Dudin gründete den Dorfverband von Hebron, der sich bis heute auf über 100 Dörfer mit 120.000 Einwohnern erstreckt. Mustafa Dudin gründete auch in anderen Gegenden Dorfverbände, um so seine eigene Position zu stärken. Nachdem der Vorsitzende des Dorf Verbandes von Ramal-la von der PLO ermordet worden war, erhielt er die Möglichkeit, eigene Leibwachen für seine Aktivisten zu gründen, die von Israel bewaffnet und ausgebildet wurden.

So wurden diese Dorfverbände dank der bewaffneten Miliz zu einem neuen Kräftefaktor in den besetzten Gebieten. Dank der guten Beziehungen der Dorfverbände zu den israelischen Behörden konnten diese Dörfer größere Entwicklungsarbeiten durchführen, wurden teilweise an das israelische Stromnetz und die zentrale Wasserleitung angeschlossen.

General Scharon begann auch am 1. November 1981 mit der Einführung der Zivilverwaltung, statt der bisherigen Militäradministration. Er war der Ansicht, daß in Zukunft Funktionen der Autonomie von arabischen Zivilbeamten ausgeführt werden können. Bis es jedoch soweit sein wird, sollten die Offiziere, die diese Funktionen heute ausführen, durch israelische Zivilisten ersetzt werden.

Die Dorfverbände und die Zivilverwaltungen erweckten sofort den Widerstand der PLO, aber auch der jordanischen Behörden, die bisher Westjordanien finanziell unterstützt hatten, da man hier einen Bruch des bereits seit 1967 bestehenden Status quo sah. In diesem dienten die Militärbehörden als Okkupationsmacht, die auch die zivilen Funktionen ausübte. Dadurch konnten die PLO-Sympathisanten im Rahmen des bestehenden Systems ungestört Bürgermeisterposten in den besetzten Gebieten übernehmen und fast uneingeschränkt herrschen.

Parallel zur Verwaltung der besetzten Gebiete peitschte Begins Regierung noch einen massiven jüdischen Ansiedlungsplan in Westjordanien durch. 87 jüdische Neusiedlungen wurden mit einer Investition von etwa 600 Millionen Dollar und 23.000 Einwohnern seit Mai 1967 errichtet. Die meisten Ansiedler sind jüdische Fundamentalisten, die in der rechtsradikalen Gusch-Emunim-Sied-lungsbewegung organisiert sind, andere hingegen junge Paare, die hier den einzigen Weg zur Erlangung einer voll subventionierten Wohnung sahen.

So entstand eine weitere Kontroverse, und zwar zwischen den jüdischen ultrareligiösen Siedlern, die überzeugt sind, sie lassen sich hier auf gottversprochenem Boden nieder — egal, wenn sein Feld- oder Bauplatz von dem ursprünglichen arabischen Besitzer in Beschlag genommen wurde — und der arabischen Umgebung, die nun in jedem jüdischen Ansiedler einen Räuber ihrer Erde sieht.

Hinzu kommt noch, daß die Siedler Waffen zur Selbstverteidigung erhalten hatten und von ihnen unerlaubten Gebrauch machten, sobald sie von Jugendlichen mit Steinen angegriffen wurden. Drei von fünf jugendlichen Arabern, die bei den letzten Unruhen erschossen wurden, fielen durch „in die Luft gefeuerte" Schüsse der Neuansiedler.

Der „Tag der Erde" verlief in Israel verhältnismäßig ruhig. Die Schülerdemonstrationen und Handelsstreiks in den Städten Westjordaniens ebbten ab, die Spannung blieb aber weiterhin bestehen. Denn Scharons Politik, den PLO-Einfluß in den besetzten Gebieten einzudämmen, geht weiter.

So wurden 40 neue Stützpunkte innerhalb einiger Tage durch Militäreinheiten gebildet, wer weiß, wie viele unter diesen Stützpunkten in Zukunft weitere neue Siedlungen bauen werden. Scharons Problem ist, daß er heute nicht genug Leute hat, die bereit sind, sich dort anzusiedeln.

Gleichzeitig hat auch die PLO noch lange nicht aufgegeben, denn gerade die Politik der starken Hand in den besetzten Gebieten, erweckte heftigen Widerstand innerhalb der Bevölkerung, und die PLO-Sympathisanten haben noch mehr Zulauf erhalten.

Es scheint, daß mit der Räumung des Sinai sich das Camp-David-Abkommen erschöpft hat und Begins Autonomieplan nur noch auf dem Papier steht.

Etwa 3000 junge Araber demonstrierten am vergangenen Dienstag, dem 30. März 1982, am „Tag der Erde" — wie er seit sechs Jahren benannt wird—in dem Dorf Sach-nin in Galilea, dem Norden Israels, hißten zwei palästinensische Flaggen und riefen im Sprechchor: „Mit Blut und Seele werden wir Galiläa befreien!"

Vor sechs Jahren demonstrierten israelische Araber (in Israels Grenzen bis 1967 leben etwa eine halbe Million Araber) gegen die Konfiskation unbebauter arabischer Böden zwecks Erweiterung jüdischer Ansiedlungen. Die Demonstranten überfielen damals eine Polizeistreife und eine Militärpatrouille, wobei sechs der Angreifer getötet wurden.

Seither wird dieser Trauertag als „Tag der Erde" begangen. Dieses Jahr riefen arabische Linksin-

SCHRAGA HAR-GIL berichtet aus Tel Aviv tellektuelle, die Kommunistische Partei Israels und arabische Fundamentalisten an diesem Tag auch zu einem Sympathiestreik mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten auf.

Der Sympathiestreik war aber lediglich ein Teilerfolg, da nur etwa die Hälfte der israelischen Araber daran teilnahm. Er veranschaulichte indes erneut, daß der Judenstaat nicht nur ein Problem der Palästinenser in den besetzten Gebieten hat, sondern daß es Israel bis heute nicht gelungen ist, die arabische Minderheit zu integrieren.

Als vor etwa einem Jahr Ministerpräsident Menachem Begin sein neues Kabinett gebildet hatte, war eine der Richtlinien der neuen Regierung die Bildung einer fünfjährigen Autonomie in den besetzten Gebieten, wie dies im Camp-David-Abkommen zwischen Israel und Ägypten vereinbart worden war. Danach glaubte die Begin-Regierung die Einverleibung von Westjordanien (Ju-däa und Samaria) und dem Gaza-Streifen in den Staat Israel in die Wege zu leiten zu können.

Kurz nach der Ernennung von General Ariel Scharo zum Verteidigungsminister versuchte dieser, den israelischen Autonomieplan voranzutreiben. Doch stellten sich die PLO und deren Anhänger aller Schattierungen in den besetzten Gebieten den israelischen Plänen entgegen.

Israel spricht nur von einer sogenannten Personalautonomie. Derzufolge haben die arabischen Autonomiebehörden keine Möglichkeit, etwa über die Verteilung von Wasserquellen etc. zu bestimmen. Die PLO fordert hingegen Selbstbestimmung. Aus diesem Grund lehnt sie auch jegliche Kooperation zwecks Bildung einer Autonomie prinzipiell ab. Andere Führungskräfte innerhalb der arabischen Bevölkerung jedoch, die sich von der PLO distanzieren, haben kaum Möglichkeiten, ihre Ansichten zu äußern. Sie müssen befürchten, als Verräter denunziert und eventuell auch erschossen zu werden.

Scharon versuchte nun die Kontroverse zwischen der Stadt- und Landbevölkerung auszunützen, um den rückständigen Dorfbewohnern mehr Hilfe und Entwicklung durch neugegründete „landwirtschaftliche Verbände" ange-deihen zu lassen. Es fand sich auch ein prominenter Araber aus der bekannten Familie Dudin in Hebron, der zur Kooperation bereit war.

Dudin gründete den Dorfverband von Hebron, der sich bis heute auf über 100 Dörfer mit 120.000 Einwohnern erstreckt. Mustafa Dudin gründete auch in anderen Gegenden Dorfverbände, um so seine eigene Position zu stärken. Nachdem der Vorsitzende des Dorf Verbandes von Ramal-la von der PLO ermordet worden war, erhielt er die Möglichkeit, eigene Leibwachen für seine Aktivisten zu gründen, die von Israel bewaffnet und ausgebildet wurden.

So wurden diese Dorfverbände dank der bewaffneten Miliz zu einem neuen Kräftefaktor in den besetzten Gebieten. Dank der guten Beziehungen der Dorfverbände zu den israelischen Behörden konnten diese Dörfer größere Entwicklungsarbeiten durchführen, wurden teilweise an das israelische Stromnetz und die zentrale Wasserleitung angeschlossen.

General Scharon begann auch am 1. November 1981 mit der Einführung der Zivilverwaltung, statt der bisherigen Militäradministration. Er war der Ansicht, daß in Zukunft Funktionen der Autonomie von arabischen Zivilbeamten ausgeführt werden können. Bis es jedoch soweit sein wird, sollten die Offiziere, die diese Funktionen heute ausführen, durch israelische Zivilisten ersetzt werden.

Die Dorfverbände und die Zivilverwaltungen erweckten sofort den Widerstand der PLO, aber auch der jordanischen Behörden, die bisher Westjordanien finanziell unterstützt hatten, da man hier einen Bruch des bereits seit 1967 bestehenden Status quo sah. In diesem dienten die Militärbehörden als Okkupationsmacht, die auch die zivilen Funktionen ausübte. Dadurch konnten die PLO-Sympathisanten im Rahmen des bestehenden Systems ungestört Bürgermeisterposten in den besetzten Gebieten übernehmen und fast uneingeschränkt herrschen.

Parallel zur Verwaltung der besetzten Gebiete peitschte Begins Regierung noch einen massiven jüdischen Ansiedlungsplan in Westjordanien durch. 87 jüdische Neusiedlungen wurden mit einer Investition von etwa 600 Millionen Dollar und 23.000 Einwohnern seit Mai 1967 errichtet. Die meisten Ansiedler sind jüdische Fundamentalisten, die in der rechtsradikalen Gusch-Emunim-Sied-lungsbewegung organisiert sind, andere hingegen junge Paare, die hier den einzigen Weg zur Erlangung einer voll subventionierten Wohnung sahen.

So entstand eine weitere Kontroverse, und zwar zwischen den jüdischen ultrareligiösen Siedlern, die überzeugt sind, sie lassen sich hier auf gottversprochenem Boden nieder — egal, wenn sein Feld- oder Bauplatz von dem ursprünglichen arabischen Besitzer in Beschlag genommen wurde — und der arabischen Umgebung, die nun in jedem jüdischen Ansiedler einen Räuber ihrer Erde sieht.

Hinzu kommt noch, daß die Siedler Waffen zur Selbstverteidigung erhalten hatten und von ihnen unerlaubten Gebrauch machten, sobald sie von Jugendlichen mit Steinen angegriffen wurden. Drei von fünf jugendlichen Arabern, die bei den letzten Unruhen erschossen wurden, fielen durch „in die Luft gefeuerte" Schüsse der Neuansiedler.

Der „Tag der Erde" verlief in Israel verhältnismäßig ruhig. Die Schülerdemonstrationen und Handelsstreiks in den Städten Westjordaniens ebbten ab, die Spannung blieb aber weiterhin bestehen. Denn Scharons Politik, den PLO-Einfluß in den besetzten Gebieten einzudämmen, geht weiter.

So wurden 40 neue Stützpunkte innerhalb einiger Tage durch Militäreinheiten gebildet, wer weiß, wie viele unter diesen Stützpunkten in Zukunft weitere neue Siedlungen bauen werden. Scharons Problem ist, daß er heute nicht genug Leute hat, die bereit sind, sich dort anzusiedeln.

Gleichzeitig hat auch die PLO noch lange nicht aufgegeben, denn gerade die Politik der starken Hand in den besetzten Gebieten, erweckte heftigen Widerstand innerhalb der Bevölkerung, und die PLO-Sympathisanten haben noch mehr Zulauf erhalten.

Es scheint, daß mit der Räumung des Sinai sich das Camp-David-Abkommen erschöpft hat und Begins Autonomieplan nur noch auf dem Papier steht.

Etwa 3000 junge Araber demonstrierten am vergangenen Dienstag, dem 30. März 1982, am „Tag der Erde" — wie er seit sechs Jahren benannt wird—in dem Dorf Sach-nin in Galilea, dem Norden Israels, hißten zwei palästinensische Flaggen und riefen im Sprechchor: „Mit Blut und Seele werden wir Galiläa befreien!"

Vor sechs Jahren demonstrierten israelische Araber (in Israels Grenzen bis 1967 leben etwa eine halbe Million Araber) gegen die Konfiskation unbebauter arabischer Böden zwecks Erweiterung jüdischer Ansiedlungen. Die Demonstranten überfielen damals eine Polizeistreife und eine Militärpatrouille, wobei sechs der Angreifer getötet wurden.

Seither wird dieser Trauertag als „Tag der Erde" begangen. Dieses Jahr riefen arabische Linksin-

SCHRAGA HAR-GIL berichtet aus Tel Aviv tellektuelle, die Kommunistische Partei Israels und arabische Fundamentalisten an diesem Tag auch zu einem Sympathiestreik mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten auf.

Der Sympathiestreik war aber lediglich ein Teilerfolg, da nur etwa die Hälfte der israelischen Araber daran teilnahm. Er veranschaulichte indes erneut, daß der Judenstaat nicht nur ein Problem der Palästinenser in den besetzten Gebieten hat, sondern daß es Israel bis heute nicht gelungen ist, die arabische Minderheit zu integrieren.

Als vor etwa einem Jahr Ministerpräsident Menachem Begin sein neues Kabinett gebildet hatte, war eine der Richtlinien der neuen Regierung die Bildung einer fünfjährigen Autonomie in den besetzten Gebieten, wie dies im Camp-David-Abkommen zwischen Israel und Ägypten vereinbart worden war. Danach glaubte die Begin-Regierung die Einverleibung von Westjordanien (Ju-däa und Samaria) und dem Gaza-Streifen in den Staat Israel in die Wege zu leiten zu können.

Kurz nach der Ernennung von General Ariel Scharo zum Verteidigungsminister versuchte dieser, den israelischen Autonomieplan voranzutreiben. Doch stellten sich die PLO und deren Anhänger aller Schattierungen in den besetzten Gebieten den israelischen Plänen entgegen.

Israel spricht nur von einer sogenannten Personalautonomie. Derzufolge haben die arabischen Autonomiebehörden keine Möglichkeit, etwa über die Verteilung von Wasserquellen etc. zu bestimmen. Die PLO fordert hingegen Selbstbestimmung. Aus diesem Grund lehnt sie auch jegliche Kooperation zwecks Bildung einer Autonomie prinzipiell ab. Andere Führungskräfte innerhalb der arabischen Bevölkerung jedoch, die sich von der PLO distanzieren, haben kaum Möglichkeiten, ihre Ansichten zu äußern. Sie müssen befürchten, als Verräter denunziert und eventuell auch erschossen zu werden.

Scharon versuchte nun die Kontroverse zwischen der Stadt- und Landbevölkerung auszunützen, um den rückständigen Dorfbewohnern mehr Hilfe und Entwicklung durch neugegründete „landwirtschaftliche Verbände" ange-deihen zu lassen. Es fand sich auch ein prominenter Araber aus der bekannten Familie Dudin in Hebron, der zur Kooperation bereit war.

Dudin gründete den Dorfverband von Hebron, der sich bis heute auf über 100 Dörfer mit 120.000 Einwohnern erstreckt. Mustafa Dudin gründete auch in anderen Gegenden Dorfverbände, um so seine eigene Position zu stärken. Nachdem der Vorsitzende des Dorf Verbandes von Ramal-la von der PLO ermordet worden war, erhielt er die Möglichkeit, eigene Leibwachen für seine Aktivisten zu gründen, die von Israel bewaffnet und ausgebildet wurden.

So wurden diese Dorfverbände dank der bewaffneten Miliz zu einem neuen Kräftefaktor in den besetzten Gebieten. Dank der guten Beziehungen der Dorfverbände zu den israelischen Behörden konnten diese Dörfer größere Entwicklungsarbeiten durchführen, wurden teilweise an das israelische Stromnetz und die zentrale Wasserleitung angeschlossen.

General Scharon begann auch am 1. November 1981 mit der Einführung der Zivilverwaltung, statt der bisherigen Militäradministration. Er war der Ansicht, daß in Zukunft Funktionen der Autonomie von arabischen Zivilbeamten ausgeführt werden können. Bis es jedoch soweit sein wird, sollten die Offiziere, die diese Funktionen heute ausführen, durch israelische Zivilisten ersetzt werden.

Die Dorfverbände und die Zivilverwaltungen erweckten sofort den Widerstand der PLO, aber auch der jordanischen Behörden, die bisher Westjordanien finanziell unterstützt hatten, da man hier einen Bruch des bereits seit 1967 bestehenden Status quo sah. In diesem dienten die Militärbehörden als Okkupationsmacht, die auch die zivilen Funktionen ausübte. Dadurch konnten die PLO-Sympathisanten im Rahmen des bestehenden Systems ungestört Bürgermeisterposten in den besetzten Gebieten übernehmen und fast uneingeschränkt herrschen.

Parallel zur Verwaltung der besetzten Gebiete peitschte Begins Regierung noch einen massiven jüdischen Ansiedlungsplan in Westjordanien durch. 87 jüdische Neusiedlungen wurden mit einer Investition von etwa 600 Millionen Dollar und 23.000 Einwohnern seit Mai 1967 errichtet. Die meisten Ansiedler sind jüdische Fundamentalisten, die in der rechtsradikalen Gusch-Emunim-Sied-lungsbewegung organisiert sind, andere hingegen junge Paare, die hier den einzigen Weg zur Erlangung einer voll subventionierten Wohnung sahen.

So entstand eine weitere Kontroverse, und zwar zwischen den jüdischen ultrareligiösen Siedlern, die überzeugt sind, sie lassen sich hier auf gottversprochenem Boden nieder — egal, wenn sein Feld- oder Bauplatz von dem ursprünglichen arabischen Besitzer in Beschlag genommen wurde — und der arabischen Umgebung, die nun in jedem jüdischen Ansiedler einen Räuber ihrer Erde sieht.

Hinzu kommt noch, daß die Siedler Waffen zur Selbstverteidigung erhalten hatten und von ihnen unerlaubten Gebrauch machten, sobald sie von Jugendlichen mit Steinen angegriffen wurden. Drei von fünf jugendlichen Arabern, die bei den letzten Unruhen erschossen wurden, fielen durch „in die Luft gefeuerte" Schüsse der Neuansiedler.

Der „Tag der Erde" verlief in Israel verhältnismäßig ruhig. Die Schülerdemonstrationen und Handelsstreiks in den Städten Westjordaniens ebbten ab, die Spannung blieb aber weiterhin bestehen. Denn Scharons Politik, den PLO-Einfluß in den besetzten Gebieten einzudämmen, geht weiter.

So wurden 40 neue Stützpunkte innerhalb einiger Tage durch Militäreinheiten gebildet, wer weiß, wie viele unter diesen Stützpunkten in Zukunft weitere neue Siedlungen bauen werden. Scharons Problem ist, daß er heute nicht genug Leute hat, die bereit sind, sich dort anzusiedeln.

Gleichzeitig hat auch die PLO noch lange nicht aufgegeben, denn gerade die Politik der starken Hand in den besetzten Gebieten, erweckte heftigen Widerstand innerhalb der Bevölkerung, und die PLO-Sympathisanten haben noch mehr Zulauf erhalten.

Es scheint, daß mit der Räumung des Sinai sich das Camp-David-Abkommen erschöpft hat und Begins Autonomieplan nur noch auf dem Papier steht.

Etwa 3000 junge Araber demonstrierten am vergangenen Dienstag, dem 30. März 1982, am „Tag der Erde" — wie er seit sechs Jahren benannt wird—in dem Dorf Sach-nin in Galilea, dem Norden Israels, hißten zwei palästinensische Flaggen und riefen im Sprechchor: „Mit Blut und Seele werden wir Galiläa befreien!"

Vor sechs Jahren demonstrierten israelische Araber (in Israels Grenzen bis 1967 leben etwa eine halbe Million Araber) gegen die Konfiskation unbebauter arabischer Böden zwecks Erweiterung jüdischer Ansiedlungen. Die Demonstranten überfielen damals eine Polizeistreife und eine Militärpatrouille, wobei sechs der Angreifer getötet wurden.

Seither wird dieser Trauertag als „Tag der Erde" begangen. Dieses Jahr riefen arabische Linksin-

SCHRAGA HAR-GIL berichtet aus Tel Aviv tellektuelle, die Kommunistische Partei Israels und arabische Fundamentalisten an diesem Tag auch zu einem Sympathiestreik mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten auf.

Der Sympathiestreik war aber lediglich ein Teilerfolg, da nur etwa die Hälfte der israelischen Araber daran teilnahm. Er veranschaulichte indes erneut, daß der Judenstaat nicht nur ein Problem der Palästinenser in den besetzten Gebieten hat, sondern daß es Israel bis heute nicht gelungen ist, die arabische Minderheit zu integrieren.

Als vor etwa einem Jahr Ministerpräsident Menachem Begin sein neues Kabinett gebildet hatte, war eine der Richtlinien der neuen Regierung die Bildung einer fünfjährigen Autonomie in den besetzten Gebieten, wie dies im Camp-David-Abkommen zwischen Israel und Ägypten vereinbart worden war. Danach glaubte die Begin-Regierung die Einverleibung von Westjordanien (Ju-däa und Samaria) und dem Gaza-Streifen in den Staat Israel in die Wege zu leiten zu können.

Kurz nach der Ernennung von General Ariel Scharo zum Verteidigungsminister versuchte dieser, den israelischen Autonomieplan voranzutreiben. Doch stellten sich die PLO und deren Anhänger aller Schattierungen in den besetzten Gebieten den israelischen Plänen entgegen.

Israel spricht nur von einer sogenannten Personalautonomie. Derzufolge haben die arabischen Autonomiebehörden keine Möglichkeit, etwa über die Verteilung von Wasserquellen etc. zu bestimmen. Die PLO fordert hingegen Selbstbestimmung. Aus diesem Grund lehnt sie auch jegliche Kooperation zwecks Bildung einer Autonomie prinzipiell ab. Andere Führungskräfte innerhalb der arabischen Bevölkerung jedoch, die sich von der PLO distanzieren, haben kaum Möglichkeiten, ihre Ansichten zu äußern. Sie müssen befürchten, als Verräter denunziert und eventuell auch erschossen zu werden.

Scharon versuchte nun die Kontroverse zwischen der Stadt- und Landbevölkerung auszunützen, um den rückständigen Dorfbewohnern mehr Hilfe und Entwicklung durch neugegründete „landwirtschaftliche Verbände" ange-deihen zu lassen. Es fand sich auch ein prominenter Araber aus der bekannten Familie Dudin in Hebron, der zur Kooperation bereit war.

Dudin gründete den Dorfverband von Hebron, der sich bis heute auf über 100 Dörfer mit 120.000 Einwohnern erstreckt. Mustafa Dudin gründete auch in anderen Gegenden Dorfverbände, um so seine eigene Position zu stärken. Nachdem der Vorsitzende des Dorf Verbandes von Ramal-la von der PLO ermordet worden war, erhielt er die Möglichkeit, eigene Leibwachen für seine Aktivisten zu gründen, die von Israel bewaffnet und ausgebildet wurden.

So wurden diese Dorfverbände dank der bewaffneten Miliz zu einem neuen Kräftefaktor in den besetzten Gebieten. Dank der guten Beziehungen der Dorfverbände zu den israelischen Behörden konnten diese Dörfer größere Entwicklungsarbeiten durchführen, wurden teilweise an das israelische Stromnetz und die zentrale Wasserleitung angeschlossen.

General Scharon begann auch am 1. November 1981 mit der Einführung der Zivilverwaltung, statt der bisherigen Militäradministration. Er war der Ansicht, daß in Zukunft Funktionen der Autonomie von arabischen Zivilbeamten ausgeführt werden können. Bis es jedoch soweit sein wird, sollten die Offiziere, die diese Funktionen heute ausführen, durch israelische Zivilisten ersetzt werden.

Die Dorfverbände und die Zivilverwaltungen erweckten sofort den Widerstand der PLO, aber auch der jordanischen Behörden, die bisher Westjordanien finanziell unterstützt hatten, da man hier einen Bruch des bereits seit 1967 bestehenden Status quo sah. In diesem dienten die Militärbehörden als Okkupationsmacht, die auch die zivilen Funktionen ausübte. Dadurch konnten die PLO-Sympathisanten im Rahmen des bestehenden Systems ungestört Bürgermeisterposten in den besetzten Gebieten übernehmen und fast uneingeschränkt herrschen.

Parallel zur Verwaltung der besetzten Gebiete peitschte Begins Regierung noch einen massiven jüdischen Ansiedlungsplan in Westjordanien durch. 87 jüdische Neusiedlungen wurden mit einer Investition von etwa 600 Millionen Dollar und 23.000 Einwohnern seit Mai 1967 errichtet. Die meisten Ansiedler sind jüdische Fundamentalisten, die in der rechtsradikalen Gusch-Emunim-Sied-lungsbewegung organisiert sind, andere hingegen junge Paare, die hier den einzigen Weg zur Erlangung einer voll subventionierten Wohnung sahen.

So entstand eine weitere Kontroverse, und zwar zwischen den jüdischen ultrareligiösen Siedlern, die überzeugt sind, sie lassen sich hier auf gottversprochenem Boden nieder — egal, wenn sein Feld- oder Bauplatz von dem ursprünglichen arabischen Besitzer in Beschlag genommen wurde — und der arabischen Umgebung, die nun in jedem jüdischen Ansiedler einen Räuber ihrer Erde sieht.

Hinzu kommt noch, daß die Siedler Waffen zur Selbstverteidigung erhalten hatten und von ihnen unerlaubten Gebrauch machten, sobald sie von Jugendlichen mit Steinen angegriffen wurden. Drei von fünf jugendlichen Arabern, die bei den letzten Unruhen erschossen wurden, fielen durch „in die Luft gefeuerte" Schüsse der Neuansiedler.

Der „Tag der Erde" verlief in Israel verhältnismäßig ruhig. Die Schülerdemonstrationen und Handelsstreiks in den Städten Westjordaniens ebbten ab, die Spannung blieb aber weiterhin bestehen. Denn Scharons Politik, den PLO-Einfluß in den besetzten Gebieten einzudämmen, geht weiter.

So wurden 40 neue Stützpunkte innerhalb einiger Tage durch Militäreinheiten gebildet, wer weiß, wie viele unter diesen Stützpunkten in Zukunft weitere neue Siedlungen bauen werden. Scharons Problem ist, daß er heute nicht genug Leute hat, die bereit sind, sich dort anzusiedeln.

Gleichzeitig hat auch die PLO noch lange nicht aufgegeben, denn gerade die Politik der starken Hand in den besetzten Gebieten, erweckte heftigen Widerstand innerhalb der Bevölkerung, und die PLO-Sympathisanten haben noch mehr Zulauf erhalten.

Es scheint, daß mit der Räumung des Sinai sich das Camp-David-Abkommen erschöpft hat und Begins Autonomieplan nur noch auf dem Papier steht.

Etwa 3000 junge Araber demonstrierten am vergangenen Dienstag, dem 30. März 1982, am „Tag der Erde" — wie er seit sechs Jahren benannt wird—in dem Dorf Sach-nin in Galilea, dem Norden Israels, hißten zwei palästinensische Flaggen und riefen im Sprechchor: „Mit Blut und Seele werden wir Galiläa befreien!"

Vor sechs Jahren demonstrierten israelische Araber (in Israels Grenzen bis 1967 leben etwa eine halbe Million Araber) gegen die Konfiskation unbebauter arabischer Böden zwecks Erweiterung jüdischer Ansiedlungen. Die Demonstranten überfielen damals eine Polizeistreife und eine Militärpatrouille, wobei sechs der Angreifer getötet wurden.

Seither wird dieser Trauertag als „Tag der Erde" begangen. Dieses Jahr riefen arabische Linksin-

SCHRAGA HAR-GIL berichtet aus Tel Aviv tellektuelle, die Kommunistische Partei Israels und arabische Fundamentalisten an diesem Tag auch zu einem Sympathiestreik mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten auf.

Der Sympathiestreik war aber lediglich ein Teilerfolg, da nur etwa die Hälfte der israelischen Araber daran teilnahm. Er veranschaulichte indes erneut, daß der Judenstaat nicht nur ein Problem der Palästinenser in den besetzten Gebieten hat, sondern daß es Israel bis heute nicht gelungen ist, die arabische Minderheit zu integrieren.

Als vor etwa einem Jahr Ministerpräsident Menachem Begin sein neues Kabinett gebildet hatte, war eine der Richtlinien der neuen Regierung die Bildung einer fünfjährigen Autonomie in den besetzten Gebieten, wie dies im Camp-David-Abkommen zwischen Israel und Ägypten vereinbart worden war. Danach glaubte die Begin-Regierung die Einverleibung von Westjordanien (Ju-däa und Samaria) und dem Gaza-Streifen in den Staat Israel in die Wege zu leiten zu können.

Kurz nach der Ernennung von General Ariel Scharo zum Verteidigungsminister versuchte dieser, den israelischen Autonomieplan voranzutreiben. Doch stellten sich die PLO und deren Anhänger aller Schattierungen in den besetzten Gebieten den israelischen Plänen entgegen.

Israel spricht nur von einer sogenannten Personalautonomie. Derzufolge haben die arabischen Autonomiebehörden keine Möglichkeit, etwa über die Verteilung von Wasserquellen etc. zu bestimmen. Die PLO fordert hingegen Selbstbestimmung. Aus diesem Grund lehnt sie auch jegliche Kooperation zwecks Bildung einer Autonomie prinzipiell ab. Andere Führungskräfte innerhalb der arabischen Bevölkerung jedoch, die sich von der PLO distanzieren, haben kaum Möglichkeiten, ihre Ansichten zu äußern. Sie müssen befürchten, als Verräter denunziert und eventuell auch erschossen zu werden.

Scharon versuchte nun die Kontroverse zwischen der Stadt- und Landbevölkerung auszunützen, um den rückständigen Dorfbewohnern mehr Hilfe und Entwicklung durch neugegründete „landwirtschaftliche Verbände" ange-deihen zu lassen. Es fand sich auch ein prominenter Araber aus der bekannten Familie Dudin in Hebron, der zur Kooperation bereit war.

Dudin gründete den Dorfverband von Hebron, der sich bis heute auf über 100 Dörfer mit 120.000 Einwohnern erstreckt. Mustafa Dudin gründete auch in anderen Gegenden Dorfverbände, um so seine eigene Position zu stärken. Nachdem der Vorsitzende des Dorf Verbandes von Ramal-la von der PLO ermordet worden war, erhielt er die Möglichkeit, eigene Leibwachen für seine Aktivisten zu gründen, die von Israel bewaffnet und ausgebildet wurden.

So wurden diese Dorfverbände dank der bewaffneten Miliz zu einem neuen Kräftefaktor in den besetzten Gebieten. Dank der guten Beziehungen der Dorfverbände zu den israelischen Behörden konnten diese Dörfer größere Entwicklungsarbeiten durchführen, wurden teilweise an das israelische Stromnetz und die zentrale Wasserleitung angeschlossen.

General Scharon begann auch am 1. November 1981 mit der Einführung der Zivilverwaltung, statt der bisherigen Militäradministration. Er war der Ansicht, daß in Zukunft Funktionen der Autonomie von arabischen Zivilbeamten ausgeführt werden können. Bis es jedoch soweit sein wird, sollten die Offiziere, die diese Funktionen heute ausführen, durch israelische Zivilisten ersetzt werden.

Die Dorfverbände und die Zivilverwaltungen erweckten sofort den Widerstand der PLO, aber auch der jordanischen Behörden, die bisher Westjordanien finanziell unterstützt hatten, da man hier einen Bruch des bereits seit 1967 bestehenden Status quo sah. In diesem dienten die Militärbehörden als Okkupationsmacht, die auch die zivilen Funktionen ausübte. Dadurch konnten die PLO-Sympathisanten im Rahmen des bestehenden Systems ungestört Bürgermeisterposten in den besetzten Gebieten übernehmen und fast uneingeschränkt herrschen.

Parallel zur Verwaltung der besetzten Gebiete peitschte Begins Regierung noch einen massiven jüdischen Ansiedlungsplan in Westjordanien durch. 87 jüdische Neusiedlungen wurden mit einer Investition von etwa 600 Millionen Dollar und 23.000 Einwohnern seit Mai 1967 errichtet. Die meisten Ansiedler sind jüdische Fundamentalisten, die in der rechtsradikalen Gusch-Emunim-Sied-lungsbewegung organisiert sind, andere hingegen junge Paare, die hier den einzigen Weg zur Erlangung einer voll subventionierten Wohnung sahen.

So entstand eine weitere Kontroverse, und zwar zwischen den jüdischen ultrareligiösen Siedlern, die überzeugt sind, sie lassen sich hier auf gottversprochenem Boden nieder — egal, wenn sein Feld- oder Bauplatz von dem ursprünglichen arabischen Besitzer in Beschlag genommen wurde — und der arabischen Umgebung, die nun in jedem jüdischen Ansiedler einen Räuber ihrer Erde sieht.

Hinzu kommt noch, daß die Siedler Waffen zur Selbstverteidigung erhalten hatten und von ihnen unerlaubten Gebrauch machten, sobald sie von Jugendlichen mit Steinen angegriffen wurden. Drei von fünf jugendlichen Arabern, die bei den letzten Unruhen erschossen wurden, fielen durch „in die Luft gefeuerte" Schüsse der Neuansiedler.

Der „Tag der Erde" verlief in Israel verhältnismäßig ruhig. Die Schülerdemonstrationen und Handelsstreiks in den Städten Westjordaniens ebbten ab, die Spannung blieb aber weiterhin bestehen. Denn Scharons Politik, den PLO-Einfluß in den besetzten Gebieten einzudämmen, geht weiter.

So wurden 40 neue Stützpunkte innerhalb einiger Tage durch Militäreinheiten gebildet, wer weiß, wie viele unter diesen Stützpunkten in Zukunft weitere neue Siedlungen bauen werden. Scharons Problem ist, daß er heute nicht genug Leute hat, die bereit sind, sich dort anzusiedeln.

Gleichzeitig hat auch die PLO noch lange nicht aufgegeben, denn gerade die Politik der starken Hand in den besetzten Gebieten, erweckte heftigen Widerstand innerhalb der Bevölkerung, und die PLO-Sympathisanten haben noch mehr Zulauf erhalten.

Es scheint, daß mit der Räumung des Sinai sich das Camp-David-Abkommen erschöpft hat und Begins Autonomieplan nur noch auf dem Papier steht.

Etwa 3000 junge Araber demonstrierten am vergangenen Dienstag, dem 30. März 1982, am „Tag der Erde" — wie er seit sechs Jahren benannt wird—in dem Dorf Sach-nin in Galilea, dem Norden Israels, hißten zwei palästinensische Flaggen und riefen im Sprechchor: „Mit Blut und Seele werden wir Galiläa befreien!"

Vor sechs Jahren demonstrierten israelische Araber (in Israels Grenzen bis 1967 leben etwa eine halbe Million Araber) gegen die Konfiskation unbebauter arabischer Böden zwecks Erweiterung jüdischer Ansiedlungen. Die Demonstranten überfielen damals eine Polizeistreife und eine Militärpatrouille, wobei sechs der Angreifer getötet wurden.

Seither wird dieser Trauertag als „Tag der Erde" begangen. Dieses Jahr riefen arabische Linksin-

SCHRAGA HAR-GIL berichtet aus Tel Aviv tellektuelle, die Kommunistische Partei Israels und arabische Fundamentalisten an diesem Tag auch zu einem Sympathiestreik mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten auf.

Der Sympathiestreik war aber lediglich ein Teilerfolg, da nur etwa die Hälfte der israelischen Araber daran teilnahm. Er veranschaulichte indes erneut, daß der Judenstaat nicht nur ein Problem der Palästinenser in den besetzten Gebieten hat, sondern daß es Israel bis heute nicht gelungen ist, die arabische Minderheit zu integrieren.

Als vor etwa einem Jahr Ministerpräsident Menachem Begin sein neues Kabinett gebildet hatte, war eine der Richtlinien der neuen Regierung die Bildung einer fünfjährigen Autonomie in den besetzten Gebieten, wie dies im Camp-David-Abkommen zwischen Israel und Ägypten vereinbart worden war. Danach glaubte die Begin-Regierung die Einverleibung von Westjordanien (Ju-däa und Samaria) und dem Gaza-Streifen in den Staat Israel in die Wege zu leiten zu können.

Kurz nach der Ernennung von General Ariel Scharo zum Verteidigungsminister versuchte dieser, den israelischen Autonomieplan voranzutreiben. Doch stellten sich die PLO und deren Anhänger aller Schattierungen in den besetzten Gebieten den israelischen Plänen entgegen.

Israel spricht nur von einer sogenannten Personalautonomie. Derzufolge haben die arabischen Autonomiebehörden keine Möglichkeit, etwa über die Verteilung von Wasserquellen etc. zu bestimmen. Die PLO fordert hingegen Selbstbestimmung. Aus diesem Grund lehnt sie auch jegliche Kooperation zwecks Bildung einer Autonomie prinzipiell ab. Andere Führungskräfte innerhalb der arabischen Bevölkerung jedoch, die sich von der PLO distanzieren, haben kaum Möglichkeiten, ihre Ansichten zu äußern. Sie müssen befürchten, als Verräter denunziert und eventuell auch erschossen zu werden.

Scharon versuchte nun die Kontroverse zwischen der Stadt- und Landbevölkerung auszunützen, um den rückständigen Dorfbewohnern mehr Hilfe und Entwicklung durch neugegründete „landwirtschaftliche Verbände" ange-deihen zu lassen. Es fand sich auch ein prominenter Araber aus der bekannten Familie Dudin in Hebron, der zur Kooperation bereit war.

Dudin gründete den Dorfverband von Hebron, der sich bis heute auf über 100 Dörfer mit 120.000 Einwohnern erstreckt. Mustafa Dudin gründete auch in anderen Gegenden Dorfverbände, um so seine eigene Position zu stärken. Nachdem der Vorsitzende des Dorf Verbandes von Ramal-la von der PLO ermordet worden war, erhielt er die Möglichkeit, eigene Leibwachen für seine Aktivisten zu gründen, die von Israel bewaffnet und ausgebildet wurden.

So wurden diese Dorfverbände dank der bewaffneten Miliz zu einem neuen Kräftefaktor in den besetzten Gebieten. Dank der guten Beziehungen der Dorfverbände zu den israelischen Behörden konnten diese Dörfer größere Entwicklungsarbeiten durchführen, wurden teilweise an das israelische Stromnetz und die zentrale Wasserleitung angeschlossen.

General Scharon begann auch am 1. November 1981 mit der Einführung der Zivilverwaltung, statt der bisherigen Militäradministration. Er war der Ansicht, daß in Zukunft Funktionen der Autonomie von arabischen Zivilbeamten ausgeführt werden können. Bis es jedoch soweit sein wird, sollten die Offiziere, die diese Funktionen heute ausführen, durch israelische Zivilisten ersetzt werden.

Die Dorfverbände und die Zivilverwaltungen erweckten sofort den Widerstand der PLO, aber auch der jordanischen Behörden, die bisher Westjordanien finanziell unterstützt hatten, da man hier einen Bruch des bereits seit 1967 bestehenden Status quo sah. In diesem dienten die Militärbehörden als Okkupationsmacht, die auch die zivilen Funktionen ausübte. Dadurch konnten die PLO-Sympathisanten im Rahmen des bestehenden Systems ungestört Bürgermeisterposten in den besetzten Gebieten übernehmen und fast uneingeschränkt herrschen.

Parallel zur Verwaltung der besetzten Gebiete peitschte Begins Regierung noch einen massiven jüdischen Ansiedlungsplan in Westjordanien durch. 87 jüdische Neusiedlungen wurden mit einer Investition von etwa 600 Millionen Dollar und 23.000 Einwohnern seit Mai 1967 errichtet. Die meisten Ansiedler sind jüdische Fundamentalisten, die in der rechtsradikalen Gusch-Emunim-Sied-lungsbewegung organisiert sind, andere hingegen junge Paare, die hier den einzigen Weg zur Erlangung einer voll subventionierten Wohnung sahen.

So entstand eine weitere Kontroverse, und zwar zwischen den jüdischen ultrareligiösen Siedlern, die überzeugt sind, sie lassen sich hier auf gottversprochenem Boden nieder — egal, wenn sein Feld- oder Bauplatz von dem ursprünglichen arabischen Besitzer in Beschlag genommen wurde — und der arabischen Umgebung, die nun in jedem jüdischen Ansiedler einen Räuber ihrer Erde sieht.

Hinzu kommt noch, daß die Siedler Waffen zur Selbstverteidigung erhalten hatten und von ihnen unerlaubten Gebrauch machten, sobald sie von Jugendlichen mit Steinen angegriffen wurden. Drei von fünf jugendlichen Arabern, die bei den letzten Unruhen erschossen wurden, fielen durch „in die Luft gefeuerte" Schüsse der Neuansiedler.

Der „Tag der Erde" verlief in Israel verhältnismäßig ruhig. Die Schülerdemonstrationen und Handelsstreiks in den Städten Westjordaniens ebbten ab, die Spannung blieb aber weiterhin bestehen. Denn Scharons Politik, den PLO-Einfluß in den besetzten Gebieten einzudämmen, geht weiter.

So wurden 40 neue Stützpunkte innerhalb einiger Tage durch Militäreinheiten gebildet, wer weiß, wie viele unter diesen Stützpunkten in Zukunft weitere neue Siedlungen bauen werden. Scharons Problem ist, daß er heute nicht genug Leute hat, die bereit sind, sich dort anzusiedeln.

Gleichzeitig hat auch die PLO noch lange nicht aufgegeben, denn gerade die Politik der starken Hand in den besetzten Gebieten, erweckte heftigen Widerstand innerhalb der Bevölkerung, und die PLO-Sympathisanten haben noch mehr Zulauf erhalten.

Es scheint, daß mit der Räumung des Sinai sich das Camp-David-Abkommen erschöpft hat und Begins Autonomieplan nur noch auf dem Papier steht.

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