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Kampf ums Weiße Haus

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Yor einer ganzen Reihe von Jahren war das alles ganz anders: Da wußte der amerikanische Wähler den Unterschied zwischen einem Demokraten der McGovern-Richtung und einem Demokraten wie Hubert Humph-rey - ersterer war links außen zu finden, letzterer viel, viel weiter rechts.

Das war nicht anders bei den Republikanern, wo Barry Gold-water und Nelson Rockef eller die unterschiedlichen Fraktionen anführten.

Diese strikten politischen oder ideologischen Identitäten von damals werden jetzt, da der Kampf ums Weiße Haus 1988 anläuft, vermißt. Die Ideologien sind noch verschwommen. Nicht minder bemerkenswert aber ist die überraschende Tatsache, daß beide Parteien ideologisch und philosophisch weniger Elemente der Trennung aufweisen als vor etwa einem Jahrzehnt.

Das kann damit erklärt werden, daß sich auch bei den Demokraten mehr konservatives Gedankengut festgesetzt hat als das früher der Fall war oder als früher zugelassen wurde.

Denn es ist nicht zu leugnen: Auch wenn die Präsidentschaft Ronald Reagans unter dem unglücklichen Iran-Vorzeichen schweren Schaden genommen hat, verblaßte der dem Land aufgeprägte Stempel des Konservativismus keineswegs.

Bei den Demokraten liegt -nach dem Aufgeben des New Yorker Gouverneurs Mario Cuomo — als möglicher Nominierungskan-didat Senator Gary Hart im Rennen weit voran. Hart tritt für Kürzungen im Verteidigungshaushalt ein, wehrt sich aber zunehmend gegen die Unterstellung, er sei „neoliberal”.

Stattdessen versucht er, den Eindruck eines „behutsam-konservativen Mannes” (so Richard Nixon über Hart) zu erwek-ken, und das im Bemühen, liberal-konservative Kreise der Republikaner für sich zu gewinnen.

Der farbige Jesse Jackson, der nur geringe Chancen hat, gebärdet sich als Rebell, der gegen den Strom schwimmt. Er will als der Super-Liberale in den Wahlkampf ziehen.

Bei den Republikanern gibt es derzeit zwei weit vorn liegende potentielle Kandidaten für das Präsidentenamt: Vizepräsident George Bush ist zum Lavieren gezwungen, denn zu ihm neigen auf der einen Seite die fanatischesten Pro-Reagan-Kräfte, doch darf er jene republikanischen Kreise nicht verschrecken und in die Arme der Demokraten treiben, die Reagans Iran-Politik als das ansehen, was sie auch wirklich ist — eine außenpolitische Katastrophe enormen Ausmaßes.

Wenn die Präsidentschaft Reagans nicht schleunigst „wiederbelebt” oder auch „in Fahrt” gebracht werden kann, ist das Risiko nicht gering, daß Bush Sympathien und Stimmen verliert.

Senator Bob Dole ist die andere der beiden überragenden republikanischen Präsidentschaftsmöglichkeiten. Er hat das Lavieren Bushs nicht nötig, sondern bezeichnet sich rundheraus als Konservativen.

Im Gegensatz zu Bush stand er schließlich nicht in Regierungsverantwortung, als die Iran-Patzer geschahen.

Weitere Aussagen zum jetzigen Zeitpunkt zu machen, wäre verfrüht.

Doch ist es äußerst bemerkenswert, daß der Konservativismus bisher kaum Schaden genommen hat.

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