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Kapitulation in Bosnien

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Wenn die USA nicht wollen, nutzt es gar nichts. Der „Weltpolizist" will seine Rolle nicht immer spielen. Vielleicht künftig immer öfter? Bill Clinton jedenfalls ist „outraged" über die jüngsten kriegerischen Handlungen in Bosnien-Herzegowina. Wird Srebrenica zum Wendepunkt der amerikanischen Balkanpolitik?

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Wenn die USA nicht wollen, nutzt es gar nichts. Der „Weltpolizist" will seine Rolle nicht immer spielen. Vielleicht künftig immer öfter? Bill Clinton jedenfalls ist „outraged" über die jüngsten kriegerischen Handlungen in Bosnien-Herzegowina. Wird Srebrenica zum Wendepunkt der amerikanischen Balkanpolitik?

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Am Anfang war der Glaube. Der Glaube an eine politische Lösung des „Jugoslawien"-Konflikts. Am Ende steht ein zerbrochener Glaube. Zitat Lord David Owen, bis vor kurzem mit dem früheren US-Außenminister Cyrus Vance Unterhändler von EG und UNO zur Lösung des Balkankrieges: „Wenn die Regierung Serbiens die Lieferung von kriegsverlängernden Gutem an die bosnischen Serben aufrechterhält, muß der Westen aus der Luft eingreifen und sie eigenhändig stoppen." Das bedeutet -so Owen in einem TV-Interview am vergangenen Freitag - eine Bombardierung der serbischen Versorgungswege.

Späte Einsicht. Ähnlich der UNO-Sicherheitsrat, der mit seinen Resolutionen eine realitätsfeme Sicht der Entwicklungen auf dem Balkan wiedergab. Jetzt werden UNO-Schutz-truppen wieder zu Handlagem serbischer Säuberungsmaßnahmen nach der endgültigen Eroberung Srebrenicas in Ostbosnien, einem Gebiet, das laut Vance-Owen-Plan eindeutig den bosnischen Moslems zusteht. Aber das wissen wir ja seit langem: während die UNO verhandelte, westliche Unterhändler und Staatschefs den Betreibern des Genozids in Bosnien in London, Genf und New York freundlich die Hände schüttelten, unterliefen die Serben sämtliche Embargos, betrieben ihr Spiel des Auseinanderdividierens der scheinbar nach dem Golfkrieg II gelungenen russisch-amerikanischen Sicherheitspartnerschaft, legten ungeniert der Welt ihre Lügen vor und drohten sogar unverhohlen mit der Ausweitung des Krieges, falls „die Welt" gegen die „armen Serben" etwas beschließen sollte.

Diesbezüglich brauchten sich die Serbenführer Slobodan Milosevic, Vojislav Seselj oder Radovan Karadzic ohnehin nur wenig Sorgen zu machen. Selbst wenn der Sicherheitsrat einen Beschluß gefaßt hatte, kam er entweder zu spät oder wurde seine Ausführung ausgesetzt - siehe Flugverbotsresolution. Auch die von Österreichs Außenminister Alois Mock von Anfang an für Bosnien-Herzegowina geforderten Schutzzonen, fließen erst jetzt in UNO-Resolutio-nen ein.

Aber was soll jetzt noch eine Schutzzone für Srebrenica? Dort können die UNO-Truppen nur mehr die Moslems entwaffnen - das fordern die Serben, um nicht mehr weiterzukämpfen - und die sonst Todgeweihten abtransportieren.

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