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Digital In Arbeit

Karriere im Traumberuf

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„Mein Wunsch für die Zukunft ist es, einmal ein Theater zu finden, wo die Arbeit mit gutem kollegialen Klima und gesundem Ensemblegeist möglich ist. Um meinen Beruf als Schauspielerin mache ich mir keine Sorgen, Rollenangebote habe ich genug.”

Um ihre Karriere muß sich die 22-jährige Ulli Maier wirklich keine Sorgen machen. Noch ist kein Jahr vergangen, seitdem sie das Wiener Reinhardt-Seminar verlassen hat, und schon ist ihr Name dem österreichischen Publikum geläufiger als der manch anderer, länger berufstätigen Kollegin.

Talent zur Schauspielkunst zeigte Ulli schon im Vorschulalter, als sie für Märchenaufführungen auf der Bühne stand. „Reichliche Anregungen erhielt ich natürlich von meinen Eltern, die an einem Tourneetheater tätig waren.” Wenn das „Wohnwagenkind” auch noch in der Oberstufe des musisch-pädagogischen Gymnasiums in der Wiener Hegelgasse im Schultheater mitwirkte, und alles auf den Schauspielberuf hinzielte, so inskribierte sie doch im Herbst 1975 an der Universität Wien Psychologie und Pädagogik. „Dem Schauspielberuf standen meine Eltern eher skeptisch gegenüber.”

Nach zwei Semestern brach Ulli jedoch das Studium ab. „Mein Hang zur Schauspielerei war größer. Ich wollte die Aufnahmsprüfung am Reinhardt-Seminar wenigstens versuchen. Mehr als durchfallen konnte ich ja nicht.”

Ulli Maier fiel nicht durch. Gemeinsam mit vier anderen wurde sie „mit viel Glück, weniger durch Talent” in das Seminar aufgenommen, womit der Grundstein einer steilen Karriere gelegt wurde. Mit Auftritten in der Josefstadt (etwa: „Die Irre”, „Der grüne Kakadu”) und im Volkstheater (Irma im „Goldenen Pantoffel” - die bedeutendste Rolle bisher, Cathrin im „Blick von der Brücke” ) machte sich die hübsche

Wienerin dem Theatergeher beliebt, in der Öffentlichkeit bekannt wurde sie aber auch TV-Komödien, durch „Kot-tan ermittelt”, vor allem aber durch den Axel-Corti-Film „Der Lebemann”.

Daß ihr die Erfolge nicht zu sehr in den Kopf steigen, dafür sorgt schon Ehemann Erich Ledersberger, der Ulli mit seiner „Unverbildetheit” nicht nur vom Berufsstreß ablenkt, sondern ihr vor allem seelische Stütze gibt. Neid über die Erfolge seiner Frau zeigt der Schriftsteller und Karenzhelfer keinen, im Gegenteil. Im Falle der Vaterschaft wird er sogar das Babysitten übernehmen. „Ein Kind soll kein Grund sein, den Beruf aufzugeben, wenn er Spaß macht. Und für mich ist Schauspielen ein Traumberuf, da er Hobby und Arbeit in einem ist.”

Ulli Maier - Maier bleibt ihr beruflicher Name - bezeichnet sich selbst als „Momentsmenschen”. „Mir ist es egal was sich in einer Woche oder in einem

Jahr ereignen wird. Ich bin erfüllt von meinem Leben, ich bin zufrieden mit dem, was ich habe”. Neben ihrer eher nicht konservativen Einstellung zeigt sie ein ehrliches soziales Engagement, genährt allein schon durch den Umstand, daß ihr Vater durch einen schweren Autounfall seit 14 Jahren gehbehindert ist.

So schreibt sie etwa derzeit gemeinsam mit ihrem Mann an einem Stück, das von einem Schülerselbstmord handelt. Im Rahmen einer Konferenzsituation soll gezeigt werden, wie sehr Lehrer, Eltern, Schüler und die Umwelt an dieser Tragödie beteiligt waren. Mit viel Freude wirkt Ulli Maier immer noch an der Vierteljahresschrift „Schulheft” mit, wobei ihr die Kenntnisse aus dem Pädagogikstudium zugute kommen.

Ihre politische Einstellung ist nicht auf eine Parteiebene beschränkt, religiös, das sei nicht verschwiegen, ist sie überhaupt nicht. Wichtig für sie ist es, daß jeder Bürger engagiert am politischen Leben teilnimmt und genug Mut und Interesse bei der Auseinandersetzung mit dem unmittelbaren Lebensbereich zeigen sollte. So will sie innerhalb ihrer Berufstätigkeit auf eine harmonische Zusammenarbeit und ein gutes Produktionsklima hinarbeiten.

„Leider wird der Schauspieler durch das Rollenangebot- und Nachfrageverhältnis dazu gezwungen, sich bedingungslos den Produktionsbedingungen zu unterwerfen, wenn er nicht Gefahr laufen will, arbeitslos zu werden. Allgemein bin ich dafür, daß man mit dem Regisseur reden kann. Wenn ich auch bis jetzt nicht in die Situation gekommen bin, daß ein Regisseur mir völlig gegen den Strich gegangen ist, so werde ich ihm doch bei gegebenem Anlaß sagen, was mir nicht gefällt. Ich weiß aber leider nicht, ob ich die Sicherheit haben werde, den Konflikt auszutragen.”

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