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Digital In Arbeit

Karriere made in USA

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Hart und unerbittlich ist der Kampf auf den Karriere-Leitern eines Unternehmens. Eine Neuerscheinung auf dem US-Buchmarkt schildert ohne Schminke die Realität.

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Hart und unerbittlich ist der Kampf auf den Karriere-Leitern eines Unternehmens. Eine Neuerscheinung auf dem US-Buchmarkt schildert ohne Schminke die Realität.

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In einer Zeit, in der alles schnell gehen muß, gibt es Anleitungen und Ratgeber, wie man sich als Manager rasch an die Spitze arbeiten kann, wie Sand am Meer. Sie empfehlen richtiges Auftreten, korrekte Kleidung, positives Denken und geben andere gute Tips.

Bei „Up the Ladder“ haben wir es aber mit einem ganz anderen Buch zu tun. Friedman setzt sich bewußt von den zahlreichen Autoren ab, die angebliche Patentrezepte anbieten, die es natürlich in Wirklichkeit nicht gibt. Er will die Dinge schildern, wie sie sich heute

im Umfeld des Middle- und Top-Management tatsächlich darstellen — ohne Schminke und ohne zusätzliche Dramatik, „denn die Wirklichkeit ist“ — wie es im Vorwort heißt - „dramatisch genug“.

An die Spitze seines Buches stellt der Autor einen Ausspruch des bekannten amerikanischen Industriellen Robert Ingersoll: „Jeder Mensch, der unvoreingenommen auf sein Leben zurückblickt, wird sich selbst gestehen müssen, daß er nicht immer Erfolg hatte, weil er gut war und nicht immer Mißerfolg hatte, weü er nicht gut war.“

Der Kampf um das Aufsteigen im Unternehmen ist hart und unerbittlich, „denn auf einen Führungsposten entfallen mindestens 20 Middle-Management-Jobs“, heißt es in dem Buch wörtlich. Der Autor führt dem Leser die Isolierung des Managers, die mit der

Höhe der Position zunimmt, vor Augen und arbeitet — und das ist vielleicht das Interessanteste an dem ganzen Buch — die verwirrende Mischung aus Erfolgen und Mißerfolgen, die keinem aufstrebenden Berufstätigen erspart bleibt, großartig heraus. Dabei versäumt er auch nicht, darauf hinzuweisen, daß - obwohl es sich um ein typisches Phänomen handelt — jeder Manager dieses Schicksal als sein Einzelschicksal auffaßt. Der Autor bricht auch mit so manchen althergebrachten, liebgewordenen Klischees und zeigt manch' neue Ideen und Konzepte auf, sodaß das Buch wesentlich mehr ist als eine Anleitung oder ein Ratgeber. Drei gut ausgewählte und sorg-

fältig ausgearbeitete Fallstudien lassen den Leser bzw. die Leserin Parallelen zu seinem (ihrem) eigenen Berufs- und Familienleben erkennen. Alle drei Fälle sind dem Leben entnommen, nur die Namen der Personen hat der Autor geändert:

• Zunächst begegnen wir der 25jährigen Linda Chapman, die bei ihren ersten beruflichen Gehversuchen einige schmerzliche Erfahrungen sammelt und auf diese Weise erkennt, was sie von ihrer Karriere in einem großen Konzern erwarten kann beziehungsweise was sie nicht erwarten darf.

• Dann treffen wir Bill Crane, den 36jährigen Manager, der lernen muß, wie er mit den schwierigen Anforderungen der Karriere fertig wird, während seine Ehe langsam, aber sicher in Brüche geht.

• Schließlich lernen wir Tom“ Glynn, einen 56jährigen leitenden Direktor, kennen, der als Schneiderlehrling, wo er um einen Schundlohn arbeitete, begann und der erfährt, daß es so etwas wie „Sicherheit“ im Berufsleben nicht gibt.

Neben diesen drei Haupttypen begegnen wir auch dem Senk-recht-Starter, dem Intriganten, ferner jenem Manager-Typ, der davon überzeugt ist, daß das beste Rezept für ein Erklimmen der Leiter solider, harter Arbeitseinsatz ist und daß der Aufstieg , sich dann von selbst, sozusagen als Nebenprodukt, einstellt.

Wir werden aber auch mit seinem Gegenpol bekanntgemacht, also mit jenem Manager, der Tag für Tag von früh bis spät an nichts anderem arbeitet als an seiner Karriere. Natürlich fehlt auch nicht jenes Kapitel, das sich mit den Personal-Agenturen, Berufsberatern, Industrie-Psychologen und anderen, .Karriere-Architekten“ befaßt. Wir erfahren, was dem verwirrten Po-sten-Suchenden empfohlen wird und was ein Manager, der vor-

wärtskommen will, aber steckengeblieben ist, am besten tun sollte, um die Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Sehr viel Lebenserfahrung und Einsicht stecken beispielsweise in dem Satz: „Most Management is of people, not paper“, womit der Autor zum Ausdruck bringen will, daß es viel wichtiger ist, mit den Menschen im Unternehmen richtig umzugehen, als die Schreibtisch-Arbeit optimal zu erledigen. Ein Leitsatz, den sich jeder Manager einrahmen und in sein Arbeitszimmer hängen oder zumindest ganz fest einprägen sollte. „Wir alle haben es natürr lieh gerne, wenn wir beliebt sind aber junge Manager sind einfach

darauf angewiesen, bei jenen beliebt zu sein, die ihnen helfen können, und zwar deswegen, weil die zwischenmenschlichen Beziehungen im Betrieb von so überragender Bedeutung sind“, schreibt Friedman wörtlich.

Obwohl die Verhältnisse in den USA anders sind als in Österreich — so zum Beispiel spielt drüben das Parteibuch nicht die geringste Rolle—, gibt es doch genügend Parallelen, die „Up the Ladder“ auch bei uns lesenswert erscheinen lassen, denn dieses Buch zeigt nicht nur die Ängste und Nöte, die Tük-ken und Fallstricke, sondern auch die Chancen und Möglichkeiten des Karrieremachens auf.

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