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Karriere und Mutterrolle sind nicht unvereinbar

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Vergangene Woche fand ein zweitägiges Workshop „Frau im (Top-Management“ statt, veranstaltet von der Politischen Akademie der ÖVP. Frauen, Managerinnen aus aller Herren Länder fanden sich zusammen, um nachzudenken. Nachzudenken über realistische Verhaltens- und Vorgangsweisen, um die Benachteiligung der Frau im gesellschaftlichen Leben der Jetztzeit zu verringern.

Und sie waren sich alle einig: wenn dies gelingt, dann gelingt es nur schrittweise und vollkommen gelingt es sicher nicht. Sie denken nicht daran, auf ihre Mutter- und Frauenrolle zu verzichten, sie denken nicht daran, Kraft und Zeit mit radikalen Forderungen nach wenig reflektierten Sofortmaßnahmen zu vergeuden.

Ein emotionell starkes Bemühen ist spürbar, wenn es darum geht, Uberbrückungen und gegenseitige Hilfsmaßnahmen zu finden, um die Phasen der Mutterschaft und Betreuung der Kleinkinder in die Karriere einer befähigten und engagierten Frau einzubeziehen; so weit zu kommen, daß sie einen kalkulierten Aspekt im beruflichen Aufstieg darstellen.

Weder der von den SP-Frauen propagierte Sechsstundentag für Mann und Frau erscheint reizvoll — man weiß um die Komplexität der Wirtschaft und um die Tatsache, daß solch eine Reglementierung neben der Gefahr des ökonomischen Zusammenbruchs ja auch den Niedergang von Wahlfreiheit, und damit 'von Phantasie, Kreativität mit sich bringt; noch wollen viele Frauen ihre Kinder in Krippen und Ganztagsschulen stecken.

Leicht wird es nicht werden. Allein unser Arbeits- und Sozialrecht sieht kaum Möglichkeiten vor, Sondervereinbarungen zu treffen oder spezifische Regelungen in Betrieben zu ermöglichen, damit Frauen beispielsweise in der Karenzzeit nicht ganz aus dem beruflichen Geschehen ausgeschlossen werden.

Neben Angeboten für Weiterbildung und zeitweiliger Betreuung der Kinder sollte es doch möglich sein, für interessierte Frauen Arbeitsprojekte oder in sich abgeschlossene Aufgaben (wie zum Beispiel Erarbeiten von Studien, Argumentationsunterlagen und ähnliches) innerhalb des betrieblichen Ablaufes zu finden. Auf diese Weise bliebe der Kontakt der karenzierten Frau mit dem Betrieb erhalten und der Wiedereinstieg wäre um ein Vielfaches leichter.

Größere Durchlässigkeit in der Arbeitswelt, aber auch in der Gestaltung des Familienlebens sind neben höherer Bildung und größerer Solidarität unter den Frauen selbst - die älteren sollen die Jüngeren führen und leiten - Voraussetzung für ein derartiges Modell. Bemerkenswert erscheint auch die Tatsache, daß die Realisierung dieser Art von Berufstätigkeit für die Frau eher mit einem Partner möglich ist, der über das gleiche (oder ein höheres) Bildungsniveau verfügt und auch im Beruf Erfolge aufweist.

Natürlich ist von all diesen Problemen nur eine Minorität betroffen. Nicht jede Frau strebt die berufliche Karriere an. Trotzdem soll man die Bemühungen und Tendenzen nicht unterschätzen. Sie haben Vorbildcharakter. Sie verursachen einerseits gesellschaftliche Bewußtseinsveränderung - eine unerläßliche Vorbedingung für die Weiterentwicklung der Partnerschaft von Mann und Frau - und könnten anderseits jene Frauen motivieren und mutiger machen, die latent ein Unbehagen in sich tragen.

Schließlich ist geistige Unterbeschäftigung auch eine Art von Krankheit, die zu Frustration bis hin zu Depression führt. Und es sind nicht so wenige Frauen, die daran leiden. Immer wieder zeigt es sich, daß familiäre und menschliche Probleme oft nur daher rühren, daß ein Mitglied der gemein-schaft keine Chance zur Selbstbestimmung erhält.

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