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Karten aus dem Weltall

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Wo stirbt der Wald? Oder: Wie war der Verlauf einer Flutwelle? Die Antworten auf solche Fragen können aus dem Weltall kommen -in Form von Satellitenbildern.

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Wo stirbt der Wald? Oder: Wie war der Verlauf einer Flutwelle? Die Antworten auf solche Fragen können aus dem Weltall kommen -in Form von Satellitenbildern.

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Alle 18 Tage etwa fliegt der Satellit Landsat über unser Gebiet. Die gescannten Aufnahmen (Scanner tasten das aufzunehmende Gebiet zeilenweise ab, übermitteln die unterschiedlichen elektrischen Signale einer Empfangstation und speichern sie auf Magnetband) werden entzerrt, gespeichert und nach einer

Vergrößerung auf den amtlichen Blattabschnitt gedruckt (Maßstab 1:200.000).

Die Zukunft liegt, so die Kartographen des Instituts für Kartographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, in der Möglichkeit, immer genauere Bilder, in denen auch kleine Details sichtbar werden, zu erhalten. Entspricht zurzeit ein Bildpunkt einer Satellitenkarte einer Fläche von 30 mal 30 Metern (früher waren es 60 mal80 Meter), so werden schon 1985 auf den Bildern des neuen Satelliten Spot Details von einer Größe von 20 mal 20 Metern sichtbar gemacht werden können.

Als große Chance bezeichnen Wissenschaftler aber die Entwicklung neuer Sensorentypen, die licht- und wetterunabhängig Aufnahmen erlauben. Die Nachtseite der Erde oder wolkenbedeckte Tropengebiete können dann jederzeit aufgenommen werden und selbst für entlegenste Räume wird es objektives Informationsmaterial geben. Denn kartographisch gesehen gibt es noch eine Reihe „weißer Flecken”. Weite Teile Afrikas, Südamerikas, Asiens und Ozeaniens sind kartographisch noch völlig ungenügend erfaßt.

Neben den herkömmlichen Er-hebungs- und Forschungsmethoden vom Boden aus und der Verwendung von Flugaufnahmen sind die Satelliten ein wichtiges Instrumentarium für großräumige Beobachtungen, Forschungen und Bestandsaufnahmen geworden.

Der große Vorteil bei der Landaufnahme mit Hilfe von Satelliten ist die regelmäßig mögliche Erfassung weiter Gebiete unter gleichbleibenden Beobachtungsbedingungen über längere Zeiträume hinweg. Veränderungen können festgestellt und — wie das etwa bei einer Flutwelle im Hima-layagebiet gelang—dokumentiert werden.

Doch das Spektrum der Nutzung von Satellitenbildern ist breit gestreut. Landsat-Aufnahmen können eine wichtige Hilfe für die Erkundung von Bodenschätzen darstellen. Landsat-Daten ermöglichen aber auch Informationen über Weizenanbaugebiete und die Bestimmung der zu erwartenden Erträge.

In der Waldwirtschaft helfen Satellitenaufnahmen, Holzbe^-stände zu schätzen, die Bewirtschaftung zu überwachen und Einflüsse von Katastrophen zu registrieren. Vor allem Waldschäden können mit Hilfe von Satellitenbildern registriert und dokumentiert werden. Besonders wertvoll sind Satellitenbilder aber für die Raumplanung, da die häufigen Aufnahmen stets aktuelles Datenmaterial liefern und so den letzten Stand zeigen.

In der Kartographie selbst eröffneten Satellitenbilder völlig neue Aspekte. Kurzfristig und mit relativ geringen Kosten können Karten in Maßstäben bis zu 1:50.000 hergestellt werden. Satellitendaten dienen aber auch als Grundgerüst für thematische Karten(Oberflächenformen, Klima, Wirtschaft, Bevölkerungsverteilung).

Die erste Revolution in der Kartographie in unserem Jahrhundert brachten bereits die Luftaufnahmen. Sie bilden bis heute vor, allem die Grundlage für topographische Karten. Einen ganz wesentlichen Fortschritt bei der Herstellung von Luftbildkarten hat die Entwicklung der Ortho-phototechnik gebracht. Denn durch die Zentralperspektive im Luftbild treten Verzerrungen auf, erst durch die Anwendung der Or-thoprojektion wird es möglich, Luftbildkarten auch für Gebiete mit großen Geländehöhenunterschieden herzustellen.

Kann man aufgrund von Luftbildern und Satellitenbildern, die „eine dritte Entdeckung der Erde” darstellen, wie es der Kartograph Erik Arnberger ausdrückt, sowie bereits vorhandenen Informationen innerhalb kurzer Zeit präzise Karten herstellen, so war es in der Vergangenheit ein äußerst mühsamer Weg, bis eine Karte entstand.

Schon in der Antike gab es Versuche der Länderdarstellung in Karten. Berühmt geworden ist die nach dem Humanisten K. Peutin-ger benannte, aus dem 13. Jahrhundert stammende Kopie einer römischen Karte, die die Alte Welt bis zu den Küsten des Indischen Ozeans zeigt. Die Erddarstellungen des Mittelalters zeigen vielfach Jerusalem oder Rom im Zentrum und das Paradies im Osten.

Erst im 15. Jahrhundert, der Zeit der ersten Blüte der naturwissenschaftlichen Disziplinen, kam es zu einem Fortschritt in der Kartographie. Um 1550 verfaßte der Wiener Kartograph August Hirschvogel ein Manuskript über die Kunst der Vermessung. Trotz vieler Meßungenauigkeiten war das ein enormer Fortschritt, und Hirschvogel war es auch, von dem die erste wirklich verläßliche Aufnahme Wiens stammt. Man stellte die Städte damals in Grundrissen und auch Vogelschauen dar oder kombinierte beide Möglichkeiten.

Waren in der frühen Neuzeit vor allem seefahrende Völker wie beispielsweise die Holländer führend auf dem Gebiet der Kartographie, so wurden es im 17. Jahrhundert die italienischen Militärkartographen und im 18. Jahrhundert dann die Franzosen.

Ein Kuriosum aus der Zeit der zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683 schildert der Wiener Historiker Ferdinand Opll: Aufgrund eines maßstabsgetreuen Holzmodells der Wiener Innenstadt von 1680 zeichneten Leander Anguis-sola und Johann Jakob Marinoni 1706 die erste Karte von Wien und den Vorstädten. Der Plan der Innenstadt weist einige Ungenauig-keiten auf, während die Vorstädte exakter festgehalten sind, da man nun Vermessungen durchgeführt hatte.

Bis etwa 1770 dominierte die Militärkartographie, die ihre Bedeutung übrigens nie verlor. Eine erste kartographische Landesaufnahme der gesamten Monarchie wurde unter Joseph II. durchgeführt. Als militärisches Hüfsmittel war sie anfangs geheim und wurde erst gegen Ende seiner Regierungszeit freigegeben.

Um 1800 finden Karten immer mehr Verbreitung, Pläne werden zum Allgemeingut. Es entstehen Stadtpläne, Führer und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, immer mehr thematische Karten. Die künstlerischen Aspekte — es gab reich verzierte Prunkpläne auf Pergament - verblaßten, Karten wurden zum Gebrauchsgegenstand.

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