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Katechese in Europa
Vom 13. bis zum 16. Mai trafen sich rund 200 Verantwortliche für die Katechese aus 23 Ländern Europas auf einem Kongreß in Freising. Einen besonderen Akzent bekam dieses Treffen durch die Teilnahme vieler aus den ehemaligen Ostblockstaaten. Dort sucht die Kirche ihren Standort unter ganz neuen Bedingungen. Katechese ist in verschiedener Form wieder möglich, auch in den staatlichen Schulen. Jedoch macht der ungewohnte Schritt aus dem gesicherten Kirchenraum in eine „neutrale" Schule noch vielen Angst.
Was ist auf diesem Kongreß vor allem aufgefallen?
Zunächst, daß man viel zu wenig voneinander weiß. Das Bild der Kirche in Ost und West wird oft klischeehaft dargestellt. Die Probleme sind bei aller Ungleichheit auch ähnlich. So geht zum Beispiel die Diskussion um den rechten Ansatz des Religionsunterrichtes um die Weiterentwicklung der Theologie und die notwendige Erneuerung der Kirche nach dem Konzil quer durch Europa.
Die Grundstimmung der Tagung war optimistisch. Wohl auch verursacht durch eine sehr positive Deutung der letzten Daten der Europäischen Wertestudie durch Professor Paul Zulehner. Europa sei gar nicht so säkularisiert, wenn sich ohnehin noch 60 Prozent als religiös bezeichnen. Die Moral sei besser als vermutet, der Grad der Zufriedenheit der Menschen in Europa höher als erwartet. Und was den Werteverlust anlangt zeichne sich ab: „Was uns heute fehlt, wird uns morgen wichtig sein."
Eine solche Sicht blieb nicht ohne Kritik. Es gibt nirgends das Europa der Statistik, sondern jeweils nur konkret. Die eigene Erfahrung läßt auch andere Schlüsse zu. Dennoch war man einig, daß die Suche nach dem Guten noch immer besser sei, als, wie heute üblich, nur zu klagen.
Was den Pluralismus anlangt fürchteten manche, verschiedene Wertvorstellungen und Religionen könnten zu Relativismus oder Synkretismus führen. Ermutigender war die Meinung, daß gerade im ökumenischen, interreligiösen und zwischenmenschlichen Dialog eine Herausforderung läge und Gott dort besonders zur Sprache komme.
Unter den Teilnehmern waren Bischöfe, Priester und Laien, darunter auch viele Frauen. Man fühlte, wie jeder von ihnen heute in der Kirche Verantwortung für die Weitergabe des Glaubens trägt. Man war nicht immer einer Meinung. Doch hörten alle ohne Unterschied respektvoll aufeinander, wohl wissend, daß in der Kirche Priester wie Laien gemeinsam unterwegs sind, auch auf der Suche nach der tieferen Erkenntnis der Wahrheit.
Was blieb war, daß man im Osten und im Westen, und doch gemeinsam, neue Wege der Verkündigung suchen müsse. Und daß dabei der Religionsunterricht in der Schule eine große Chance bedeutet und ausschlaggebend ist, welche Menschen das künftige Europa gestalten werden.
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