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„Die Satellitenstadt" von Thomas Hürlimann besteht zwar laut Untertitel aus „Geschichten", ist aber eigentlich, histörchenhaft montiert, eine äußerst ironische Geschichte unserer Zeit und ihrer unsicheren Zukunft. Da fallweise immer wieder dieselben Figuren auftreten, könnte man behaupten, daß „Die Satellitenstadt" so lange Zürich umkreisen wird wie ein Satellit das Gestirn, zu dem er gehört, aber schließlich zentrifugal aus der Bahn geraten wird.

Eine surreale Utopie, die einen Zukunftsroman ergibt, trotz allen biederen Wirtshausgesprächen oder Liebschaften, und wiewohl der siebente und letzte Teil „Das Schiff heißt: Nach langer Verzögerung läuft es aus, voll mit Passagieren und ohne Rückkehr, weil es am Zielort verschrottet werden soll. Daran ändert sich auch nichts, wenn der Autor einleitend gesteht, daß ein Teil des Buches aus Zeitungskolumnen entstanden ist, die er für die „Weltwoche" geschrieben hat. Daher die feuilletonistisch akutellen Anspielungen, mit denen er sich Gedanken macht über die allgemeine Gedankenlosigkeit.

Der zweite Abschnitt (Rückblick auf die vor 80 Jahren passierte Titanic-Katastrophe) wird bei der Lektüre zum Ausblick auf das Unabsehbare einer Satellitenstadt. Was uns brillant prophezeit wird, ist eher eine bittere Farce als eine Tragödie.

DIE SATELLITENSTADT. Von Thomas Hürlimann. Ammann Verlag, Zürich 1992.189 Seiten, öS 250,-.

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