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„Kein Alleingang“

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FURCHE: Herr Minister, Mitte Juni wurde bei einer Abstimmung für die gemäßigte Kleinschreibung entschieden?

SINOWATZ: Das stimmt nur insoweit, als dem Minister von der Kommission das Abstimmungsergebnis vorgelegt wurde. Der.Berioht der Kommission liegt mir eigentlich noch nicht vor, sondern nur das Ergebniis der Abstimmung. Damit ist noch lange nicht gesagt, daß das Ministerium zugestimmt hat.

FURCHE: Wie wird die Vorgangsweise bei der Rechtschreibreform mit den anderen deutschsprachigen Staaten abgestimmt werden?

SINOWATZ: Ich möchte betonen, daß ein Alleingang Österreichs nicht in Frage kommt. Ich habe in Deutschland vorgeschlagen, daß die Ergebnisse der Beratungen in den Kommissionen ausgetauscht werden sollen.

FURCHE: Welche Bedeutung hat dieser Kommissionsbeschluß?

SINOWATZ: Wenn der endgültige Bericht der Kommission vorliegt, beginnt der eigentliche Wil-lensbilidungsprozeß; es muß mit allen Gruppen, die daran interessiert sind, gesprochen werden.

FURCHE: Und da kann man politische Interessen mehr oder minder ausschließen?

SINOWATZ: Was verstehen Sie unter „politischen Interessen“?

FURCHE: Eine Reform ist doch eine bildungspolitische Angelegenheit.

SINOWATZ: Für mich ist es nicht nur ein biidungspolitisches,

sondern ein kulturpolitisches Anliegen. Es ist wichtig, zu einer Regelung zu kommen, die nicht von oben dekretiert wird, sondern die sich in einem Willensbildungsprozeß von unten, in dem alle interessierten Gruppen zu Wort kommen, entwickelt. Ich

kann mir zum Beispiel vorstellen, daß die Pädagogen zu dieser Diskussion sehr viel beizutragen haben werden.

FURCHE: Herr Minister, was ist Ihre persönliche Meinung zur Rechtschreibreform?

SINOWATZ: Persönlich bin ich ein Anhäniger der derzeitigen Rechtschreibung. Ich bin der Ansicht, daß durch eine Änderung zuviel verloren gehen würde.

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