6963248-1985_04_05.jpg
Digital In Arbeit

Kein Bonus für die Vielfahrer

19451960198020002020

Nicht die Haltung, sondern der Betrieb der Kraftfahrzeuge soll besteuert werden. Die einfache Rechnung erhielt den Oberösterreichischen Umweltschutzpreis 1984.

19451960198020002020

Nicht die Haltung, sondern der Betrieb der Kraftfahrzeuge soll besteuert werden. Die einfache Rechnung erhielt den Oberösterreichischen Umweltschutzpreis 1984.

Werbung
Werbung
Werbung

Der Verkehr belastet die Umwelt sehr stark. Eine Umschichtung des Individualverkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel bringt eine wesentliche Verringerung der Umweltbelastung. Auch die Umstellung auf „Katalysator”-Autos ist notwendig.

Es muß daher erreicht werden, daß die öffentlichen Verkehrsmittel wesentlich attraktiver werden und starke Anreize geschaffen werden, auf „umweltfreundliche Autos” umzusteigen.

Wie das geht? Die Antwort ist sc einfach, daß man sich wundert, daß es noch nicht geschehen ist:

Man schaffe alle Steuern ab, die den Besitz (Anschaffung) und die

Wartung eines Kraftfahrzeuges betreffen und erhöhe den Treibstoffpreis um die gleiche Summe. Diese Abschaffung der Steuern soll aber nur „umweltfreundliche” Autos betreffen. Mit den zusätzlichen Steuern der „NichtKatalysator-Autos” ist in der Umstellungszeit der Preis für bleifreies Benzin kräftig zu stützen.

Die Auswirkungen: Der Treibstoffpreis wird etwa verdoppelt (die genaue Erhöhung errechnet sich aus der Summe der bisherigen abzuschaffenden Steuern, dividiert durch verkaufte Liter Treibstoff).

Wer überdurchschnittlich viel fährt, zahlt mehr Steuer, wer unterdurchschnittlich viel fährt, kommt besser weg.

Die Anschaffung und Wartung der Fahrzeuge wird wesentlich billiger. Die „Vielfahrer” werden sofort auf Katalysatorautos umsteigen.

Abzuschaffen sind folgende Steuern:

Die 32prozentige Umsatzsteuer beim PKW-Ankauf und die Umsatzsteuer für Wartung; die Kraftfahrzeugsteuer; der Straßenverkehrsbeitrag für Lastkraftwagen; ein Teil der Haftpflichtversicherung.

Man kann die Gelegenheit gleich nutzen, um weitere Abgaben abzuschaffen. Etwa die Gebühren beim An- und Abmelden oder die Versicherungssteuer.

Im ländlichen Bereich ist der Besitz eines Kraftfahrzeuges zweifellos mit einer Erhöhung des Lebensstandards verbunden. Die hohe Motorisierung rückgängig zu machen, ist sicher unmöglich. Wohl aber sollte alles getan werden, die Fahrzeuge leiser und sauberer zu machen (z. B. Katalysator).

Wichtig ist auch, daß umweltbelastende Fahrzeuge nur dann eingesetzt werden, wenn ein „umweltfreundliches” Verkehrsmittel nicht zweckmäßig ist.

Eine Umschichtung auf öffentliche Verkehrsmittel bringt eine wesentliche Verringerung des Schadstoffausstoßes.

Die öffentlichen Verkehrsmittel werden wesentlich attraktiver (ohne Verteuerung des Individualverkehrs), wenn die Fixkosten für die Kraftfahrzeuge gesenkt und dafür die variablen Kosten (Treibstoff) um den gleichen Betrag erhöht werden; die Gesamtkosten bleiben also gleich.

Zusätzlich sollten Reparatur und Wartung von Kraftfahrzeugen mehrwertsteuerfrei sein, um häufigeren Kontrollen des KFZ einen Anreiz zu geben. Auch ein Fixbetrag für die Versicherung

(zum Beispiel die niedrigste Bonusstufe) könnte über den Treibstoffpreis eingehoben werden. Die Differenz auf die normale Versicherungsprämie wird weiterhin an die Versicherung direkt bezahlt.

Es ist auch gerechter, Steuern und Versicherung nach dem Treibstoffverbrauch (entspricht ungefähr der Luftverschmutzung und der Anzahl der gefahrenen Kilometer) zu zahlen, als diese nur wie bisher für den Besitz des Fahrzeuges. Das Zahlen der KFZ-Steuer über den Benzinpreis ist auch um vieles unbürokratischer als wie bisher mit Stempelmarken.

Die Einführung des Katalysator-Autos wäre ein guter Termin für die Umstellung auf das neue System.

Für alle mit Katalysator ausgerüsteten Fahrzeuge ist keine Mehrwertsteuer mehr zu bezahlen. Die Kraftfahrzeugsteuer ist nur dann zu bezahlen, wenn das Fahrzeug bei den jährlichen (oder halbjährlichen) Uberprüfungen die geforderten Abgaswerte nicht erreicht oder nicht zur Uberprüfung gebracht wurde.

Der Energieverbrauch wird insgesamt sinken - gut für die Handelsbilanz. Die Einnahmen des Staates werden mit sinkendem Energieverbrauch ebenfalls sinken - es werden dann aber auch die Defizite der Massenverkehrsmittel sinken und durch den notwendigen Ausbau dieser Verkehrsmittel Arbeitskräfte gebraucht, und die Umweltbelastung sinkt.

Die Autoren (ein Chemiestudent und ein Genossenschaftsrevisor) erhielten für die Arbeit den Oberösterreichischen Umweltschutzpreis 1984.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung