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Kein geistliches Leben ohne geweihte Priester

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Auch heuer begeht der Salzburger Dom ein bemerkenswertes Jubiläum: die Einweihung des heutigen Solari-Domes durch Fürsterzbischof Paris Lodron vor 350 Jahren, ohne daß wir diesen Gedenktag mit viel äußerem Gepränge begehen wollen. Zu kurz ist der Abstand zur 1200-Jahr-Feier der Weihe des ersten Domes durch Bischof Virgil im Jahre 774. Aber selbst 1974 ging es uns bei all der gebührenden Festesfreude zu allererst um das „Miteinander Kirche leben“, wie es tagtäglich auf allen Ebenen der Diözese, in den Pfarren, in den Gemeinschaften, mit unseren Partnerdiözesen, als Auftrag des 2. Vatikanums verstanden werden muß. Dieses Bemühen wurde in der Domfestschrift ebenso dokumentiert wie in den kirchlichen und außerkirchlichen Veranstaltungen.

Im Sinne dieses Leitwortes und der Beschlüsse der 4. Diözesansynode“ 1968 ist in den letzten vier bzw. zehn Jahren viel geschehen.

Im Jahre 1968 berief der 1976 verewigte Erzbischof Dr. Andreas Rohra-cher eine der ersten nachkonziliaren Synoden im deutschen Sprachraum ein. Sie war der „Erneuerung der Erzdiözese Salzburg durch lebendige Christengemeinden“ gewidmet und brachte weitreichende Richtlinien für die Seelsorge im Sinne des 2. Vatikanums:

• Die Installierung der Pfarrgemeinderäte und des diözesanen Pastoralrates verhält die Laien zu verstärkten Formen der Mitarbeit und der Mitverantwortung.

• Mit dem deutlich formulierten Engagement für die Weltkirche, mit den partnerschaftlichen Beziehungen zu je einer Missionsdiözese in Südostasien (Taegu, Süd-Korea), Afrika (Bokun-gu/Ikela, Zaire) und Lateinamerika (San Ignacio, Bolivien) ist die Erzdiözese Salzburg konkrete und persönliche Bindungen eingegangen, die in ei-

nem gemeinsamen Pastoralschreiben der vier Partnerdiözesen vom 8. Oktober 1974 dokumentiert sind. 87 Angehörige der Erzdiözese Salzburg befinden sich derzeit im Missionseinsatz der Weltkirche und mehr als sieben Millionen Schilling wurden 1976 aus der Bevölkerung der Erzdiözese Salzburg durch die Päpstlichen Missionswerke und durch die Aktionen der katholischen Männer und Frauen sowie der Kath. Jungschar und aus den Beiträgen der Pfarrkirchen und der Erzdiözese zum Diözesanopfer für die Weltkirche aufgebracht • An die Seite der unverzichtbaren Leistungen des Caritasverbandes, der in Salzburg seit mehr als 50 Jahren in hervorragender Weise wirkt (ich darf an das 1921 ins Leben gerufene Caritas-Kinderdorf St. Anton erinnern) sind qualifizierte „Anlaufstellen“ für

Lebens-, Ehe- und Familienberatung getreten. Die Telefonseelsorge wird in wenigen Monaten ihre Präsenz rund um die Uhr aufnehmen.

• Zwei Schwergewichte unserer pa-storalen Arbeit sind einerseits die Eheseminare und die Familienpastoral, die uns zusätzlich legitimieren, für das ungeborene Leben und die Integrität der

Erzbischof Dr. Karl Berg

Photo: Archiv

Ehe einzutreten, anderseits die Tourismusseelsorge, die in unserer Fremdenverkehrsdiözese mit den höchsten Nächtigungsziffern Europas (bei rund 500.000 Einwohnern über 25 Millionen) ein Gebot der Stunde ist.

• Ständige Weiterbildung des Klerus und der Laienmitarbeiter durch die Referate des Seelsorgeamtes befähigen hiezu. Zusätzliche Unterstützung bieten die gut ausgebauten Institutio-

nen kirchlicher Erwachsenenbildung: das konsequent arbeitende Katholische Bildungswerk und das dem zweiten Diözesanpatron St. Virgil geweihte Bildungshaus in Salzburg/Aigen, das seit nunmehr zwei Jahren seine volle Wirksamkeit aufgenommen hat • Neben den denkmalpflegerischen Aufgaben in der Bewahrung der für unsere Kulturlandschaft so entscheidenden Kirchen und Kulturgegenstände, hat Salzburg im 1974 eröffneten Dommuseum einen zusätzlichen Anziehungspunkt erhalten.

Der Dom ist sowohl der im Bauwerk sichtbar gewordene Glaube wie auch die Mutterkirche der Salzburger Erzdiözese: durch die jahrhundertelange Kultur- und Glaubensmission einstmals sogar weit über unsere engere Heimat hinaus. Im Schnittpunkt dieses Domjubiläums und der bewährten

Salzburger Synodentradition wird im Herbst eine diözesane Arbeitstagung stattfinden, die eine neue Weichenstellung mit sich bringen soll.

10 Jahre nach der Diözesansynode 1968 - der ersten in Österreich nach dem 2. Vatikanischen Konzil - wird sich die Kirche von Salzburg im Herbst 1978 fragen, wie weit sie auf dem von der Synode angegebenen Weg der „Erneuerung der Erzdiözese durch lebendige Christengemeinden“ gekommen ist Beim „Diözesantag 78“ -einer dreitägigen Arbeitstagung mit Vertretern aus der ganzen Diözese und dem abschließenden Festtag am 29. Oktober - wollen wir feststellen, wie die Kirche heute ihre Aufgaben bewältigen kann und welche Maßnahmen - insbesondere auf dem Sektor des „Personals“ - notwendig sind.

Zunehmende Aktivitäten spiritueller Gruppen

Dabei wird es nicht nur um. die Priester und Ordensleute gehen, sondern auch um die hauptberuflichen Laienmitarbeiter und alle jene katholischen Christen, die über ihren Grundauftrag als getaufte und gefirmte Christen hinaus als Mitglied des Pfarrgemeinderates oder Mitarbeiter in der Katholischen Aktion, als Firmhelfer oder Kommunionhelfer zum Aufbau der lebendigen Christengemeinden beitragen.

Ich bin zuversichtlich, daß wir bei den Vorbereitungen und bei der Tagung selbst Wege zur Bewältigung des immer fühlbarer werdenden Priestermangels finden werden. Ich hoffe dies auch deshalb, weil in den vergangenen Jahren bereits manch gute Möglichkeit besonders in der Mitverantwortung von Laien im kirchlichen Dienst beschritten wurde. Man darf es als eine Fügung Gottes bezeichnen, daß gerade in dieser scheinbar priesterarmen Zeit bei Laienmitarbeitern ein enormes Engagement für die Kirche und in der Kirche bemerkbar ist Dieses Zeichen der Hoffnung muß mit Nachdruck gefördert werden, wie es auch dringend an der Zeit ist, dem Priesterberuf wieder seinen Wert und seine Bedeutung zu geben. Geistliches Leben kann in den Gemeinden ohne den geweihten Priester auf die Dauer nicht wachsen und reifen. Die gemeinsame Sorge um Priesterberufe und die Förderung der Laienmitarbeit in der Kirche sind Gebot der Stunde.

Erfreulich ist, daß sich neben der Katholischen Aktion in unserer Erzdiözese mehrere spirituelle Gruppen (Fokolare-, Cursillo- und Lombardi-bewegung) sehr bemühen, Glaubenswissen und Glaubenseifer weiterzugeben und jenes Feuer in den Gläubigen zu wecken, daß die Kirche zur wirklichen Gemeinschaft der Gläubigen macht, die mitreißt und überzeugt.

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