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„Kein Land ist heute eine Insel"
Österreichs Bischöfe verurteilen die Schändung jüdischer Gräber, bekennen sich zur Hilfe für Ausländer und wollen die Caritas aus parteipolitischem Streit heraushalten.
Österreichs Bischöfe verurteilen die Schändung jüdischer Gräber, bekennen sich zur Hilfe für Ausländer und wollen die Caritas aus parteipolitischem Streit heraushalten.
„Wir sind erschrocken über die Schändungen jüdischer Gräber, verabscheuen solche Taten mit allem Nachdruck und sind davon überzeugt, daß alle Katholiken dies ebenso tun. In diesen Tagen, da wir aller unserer Toten gedenken, beten wir auch für die Opfer des jüdischen Volkes."
Diese Erklärung zur Verwüstung des jüdischen Friedhofs von Eisenstadt war der Österreichischen Bischofskonferenz so wichtig, daß sie auf der Pressekonferenz zum Abschluß des Herbsttreffens der österreichischen Oberhirten an erster Stelle zur Sprache kam.
Erst dann ging der Grazer Diöze-sanbischof Johann Weber als Sprecher der Bischöfe auf das politische Thema Nummer eins des Landes ein - die Ausländerfrage. Die Bischöfe loben die Hilfsbereitschaft der Österreicher, sie zeigen aber auch Verständnis für jene, denen die mit Ausländern verbundenen Probleme Sorgen machen. Wörtlich erklärten die Bischöfe: „Kein Land ist heute eine Insel. Katastrophen im ehemaligen Jugoslawien und in anderen Ländern und Wanderungsbewegungen, deren Ursachen vielfältig sind, fordern auch Österreich und die hier lebenden Christen heraus. Österreich und die mit ihm vergleichbaren Länder dürfen sich jenen Menschen gegenüber nicht verschließen, die in größter Bedrängnis eine Zuflucht suchen."
Zur Frage, warum die Erklärung nirgends das umstrittene, von Jörg Haiders FPÖ geplante, Anti-Ausländer-Volksbegehren erwähne, meinte Weber, die einzelnen Bischöfe hätten keinen Zweifel an ihrer Einstellung gelassen. Einen konkreten Aufruf möchte man aber nicht machen, den Katholiken sei sicher genug eigene Urteilskraft zuzutrauen.
Die Rolle der Caritas als Anwalt der Notleidenden wurde von den Bischöfen besonders gewürdigt und zugleich betont, sie könne ihren großen Aufgaben nur gerecht werden, wenn sie außerhalb parteipolitischer Auseinandersetzungen bleibe. Damit gingen die Bischöfe auf Vorwürfe gegen Caritas-Präsident Helmut Schüller ein. Schüllers Bereitschaft zum Dialog mit FPÖ-Obmann Jörg Haider über die Punkte des geplanten Volksbegehrens hatte Aufsehen und Kritik erregt.
Bei den Referaten änderte sich wenig: Bischofkoadjutor Christian
Werner „erbte" vom verstorbenen Wiener Weihbischof Karl Moser die Männerpastoral, Weihbischof Christoph Schönborn übernahm vom Kärntner Oberhirten Egon Kapellari die Sorge um den Katholischen Akademikerverband und die Universitäts-pastoral, und Weihbischof Helmut Krätzl wurde die Kompetenz für das seit 35 Jahren der Hilfe für Polen dienende „Janineum" übertragen.
Der Tagung ging ein, Studientag zum Thema Familie voran. Zu dieser Thematik plant die Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Päpstlichen Rat für die Familie für 14. bis 17. Oktober 1993 einen internationalen Kongreß. Dazu werden etwa 300 Multiplikatoren aus ganz Europa in Klosterneuburg erwartet.
Ausdrücklich begrüßen Österreichs Bischöfe den neuen Weltkatechismus, der am 8. Dezember in Rom in französischer Sprache präsentiert wird und im Frühjahr 1993 auch auf Deutsch erhältlich sein soll.
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