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Kein Rütteln am Zweiten Vatikanum

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Der größte Teil der Priester in Europa wünscht eine eindeutige Fortsetzung •der Linie des II. Vatikanischen Konzils. Das zeigte sich bei dem jüngst in Freiburg in der Schweiz abgehaltenen Europa-Treffen der Priesterräte, an dem rund 70 Delegierte von Priesterräten aus 17 Ländern Europas sowie neun Bischöfe teilnahmen.

Dechant Hans Schinner aus Wien-Breitensee, der als geschäftsführender Vorsitzender des Wiener Priesterrates fungieret und der fünfköpfigen österreichischen Delegation bei dem Treffen in Freiburg angehört hatte, hob in einem Gespräch mit der Kathpress vor allem die „offene und freie Atmosphäre” hervor, von der die Gespräche gekennzeichnet gewesen seien. Die Linie des II. Vatikanums sei wirklich ausnahmslos von allen Delegierten unterstützt worden.

Resolutionen wurden nicht beschlossen. Die Plenarversammlung verabschiedete lediglich einen Bericht von den Gesprächen in den Arbeitsgruppen. Folgende Themen wurden behandelt.

• Theologie und Autorität: Hierbei wurde die Verpflichtung der Theologen gegenüber den Wahrheiten des katholischen Glaubens unterstrichen, jedoch für einen entsprechenden Freiraum für zeitgemäße Interpretationen dieser Glaubenswahrheiten plädiert. An die Vertreter des Lehramtes wurde appelliert, „mit Verurteilungen behutsam zu sein”.

• Ökumenismus: Diese Arbeitsgruppengespräche waren vom Wunsch nach konkreten Fortschritten u. a. bezüglich der Interkommunion, der gegenseitigen Anerkennung der kirchlichen Ämter sowie der seelsorglichen Betreuung von gemischtkonfessionellen Ehen bestimmt.

• Priester als Diener der Einheit:

Hier wurde betont, daß es im Leben der Kirche immer Konflikte geben werde, daß es aber darum gehe, diese Konflikte in christlichem Geist auszutragen.

• Arbeit in pastoralen Gruppen: Es wurde der Wunsch nach „brüderlicher Verbundenheit” von Priestern und Laientheologen bzw. ehrenamtlichen Laienmitarbeitern geäußert.

• Priester, die um Laisierung angesucht haben: In dieser Frage wurde die Erledigung der bereits eingereichten Laisiarungsanträge als „dringend” gewertet. Außerdem sollten laisierte Priester die Möglichkeit erhalten, in christlicher Gemeinschaft verantwortlich mitzuarbeiten. Der Zölibat selbst wurde als „bedeutsame Gabe für die Kirche des Westens” und als erhaltenswert angesehen. Es gebe jedoch keine entscheidenden Gründe dafür, daß nicht auch in der römisch-katholischen Kirche bewährte verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden. (In dieser Frage gab es die meisten Stimmenthaltungen.)

• Frau in der Kirche: Im Bericht wird unterstrichen, daß die Frau auch auf jener Ebene, auf der in der Kirche Entscheidungen getroffen werden, ihren Platz haben müsse. Sie müsse auch an der Verkündigung und der Pastoral Anteil haben. Wünschenswert seien schon in nächster Zeit weibliche Diako-ne. Uber die Frage einer Zulassung von Frauen zum Priesteramt sollten „ernste Reflexionen” angestellt werden.

Zum Abschluß wurde ein neuer dreiköpfiger Vorstand der Europa-Konferenz der Priesterräte gewählt, der auch der geschäftsführende Vorsitzende des Priesterrates der Erzdiözese Salzburg, Pfarrer Balthasar Sieberer (St. Johann im Pongau) angehört.

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