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Kein Verlust, nur Gewinn

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Das Selbstverständnis christlicher Frauen, das Verständnis von Frausein in den unterschiedlichen Lebenssituationen bei Männern und Frauen und das Verhältnis von Frau und Kirche waren Themen des Symposions „Frausein heute", dieser Tage veranstaltet vom österreichischen Pastoralinstitut im Bildungshaus Wien-Lainz. Wie sehr die gesellschaftliche Position der Frau durch die im Gefolge der industriellen Revolution veränderten Produktionsbedingungen (Trennung von Wohn-und Arbeitsplatz, Auflösung der Großfamilien) bestimmt wurde, zeigte die Salzburger Psychologin Sylvia Cserny in ihrem Grundsatzreferat auf. Die Entwicklung der politischen und sozialen Rechte der Frauen und wichtige Stationen der Gleichbehandlung von Mädchen auf dem Bildungsund Ausbildungssektor waren weitere Schwerpunkte dieses Referates.

Eine Auflistung der für Frauen in Österreich relevanten gesetzlichen Regelungen etwa ab dem Jahre 1970 verblüffte durch den Rückblick auf den relativ kurzen Zeitraum, der seither verstrichen ist. So ist erst 1972 in Wien eine autonome Frauenbewegung entstanden, erst 1976 wurde mit der Familienrechtsreform die Partnerschaft in der Ehe verankert (mit Mithilfe des Mannes im Haushalt und bei der Kindererziehung), erst seit 1977 gibt es den einwöchigen Pflegeurlaub (für Mann oder Frau), das Alleinerzie-hungsrecht für alleinstehende Mütter, seit 1976 das Unterhalt-vörschußgesetz. Das Verbot von geschlechtsspezifischen Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst wurde erst im Jahr 1980 erlassen, gar erst aus 1982 stammt die Regelung, die Unternehmen mit weiblicher Lehrlingsausbildung in „Männerberufen"

fördert.

Zum Problemkreis „Frau und Kirche" erarbeiteten die rund 90 Tagungsteilnehmer (davon immerhin etwa 20 männliche) ihre wichtigsten Anliegen und Fragestellungen, die dann auch die Schwerpunkte der für Dezember 1984 in Wien geplanten österreichischen Pastoraltagung zum Thema „Frau" sein sollen.

Diese Schwerpunkte werden vor allem in von Frauen und Männern gemeinsam unternommenen Bemühungen um Bewußtseinsänderung gesehen, die ein neues gemeinschaftliches Miteinander von Männern und Frauen nicht als Verlust, sondern als Gewinn erleben läßt. Partnerschaftliches Denken und Handeln — fern von Rollenklischees — würde neue Lebensmöglichkeiten für jeden einzelnen eröffnen. Die Konsequenzen einer solchen Bewußtseinsänderung für die Amtsträger einer „Männerkirche" sollten auch in der Aus- und Fortbildung der Priester ihren Niederschlag finden und dem Beitrag der Frauen zu Leben und Lehre der Kirche erweitert Raum geben.

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