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Keine eigene Bischofskonferenz

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Die Kirche in der jugoslawischen Teürepublik Slowenien verfügt heute über einen Erzbischof, den Metropoliten von Laibach (Ljubljana), und einen Suffraganbischof in Marburg (Maribor); dazu kommen der Apostolische Administrator des Küstenlands und ein Weihbischof in Ko-per/Capodistria. Die Diözesen Laibach und Marburg verfügen noch zusätzlich über je einen Weihbischof.

Die slowenischen Bischöfe gehören der jugoslawischen Bischofskonferenz an, zusammen mit den rund zwanzig kroatischen Bischöfen. Doch Slowenen und Kroaten, die mit den nichtkatholischen Völkern Jugoslawiens in einem gemeinsamen Bundesstaat leben, sind zwei verschiedene Nationen, mit verschiedenen Sprachen, verschiedener Geschichte, Kultur und demgemäß auch verschiedenen Seelsorgeproblemen. Die geringe slowenische Vertretung in der gemeinsamen jugoslawischen Bischofskonferenz kann gegenüber der absoluten kroatischen Mehrheit kaum noch Gehör für spezifisch slowenische Fragen finden, denn die Mehrheit ist schon mit den eigenen Problemen mehr als belastet

Da den Bischofskonferenzen immer größere Zuständigkeiten anvertraut werden, fühlen sich die slowenischen Gläubigen durch die jugoslawische Bischofskonferenz im Vatikan so gut wie gar nicht repräsentiert und verlangen eine eigene Bischofskonferenz. Die zuständigen Behörden in Laibach verweisen demgegenüber immer wieder auf die geringe Zahl der Bischöfe, von denen nur zwei residierend sind.

Diese Ausrede verfängt insoferne nicht, als es Beispiele wie Monaco gibt, wo ein einziger Bischof das Gewicht einer ganzen Bischofskonferenz hat. Der wahre Grund, warum den Slowenen eine eigene Bischofskonferenz abgesprochen wird, liegt vielmehr in den politischen Verhältnissen. Die Regierung in Belgrad und die Partei fürchten die Stärkung eines slowenischen Nationalismus, der sich in einer eigenen Bischofskonferenz bestätigt finden könnte.

Um das Unbehagen unter den slowenischen Gläubigen zu besänftigen, wird von Zeit zu Zeit in der Presse-die Möglichkeit ventiliert, neue Bistümer in Novomesto (südlich von Laibach) und in Cilli (Celje) Südwests lieh von Marburg zu gründen. Doch in Marburg denkt man nicht daran, Cilli aufzugeben. In diesem Falle blieben nur die ärmeren östlichen Gebiete der Untersteiermark bei Marburg, während man in Laibach versuchen würde, Cilli an sich zu binden, was der Entwurzelung eines großen Gebietes aus dem traditionellen unterstemsehen Milieu gleichkäme. Dies hätte zudem neue Seelsorgeprobleme zur Folge.

Eine ganz ähnliche Gefahr, die der Zerstörung eines traditionellen kulturellen Milieus drohtdem slowenischen Küstenland und Istrien (dem Gebiet um Koper/Capodistria), jenen Teilen Sloweniens also, die nach dem Ersten Weltkrieg zu Italien kamen und nach dem Zweiten an Jugoslawien angeschlossen wurden. Dieses Gebiet umfaßt die jugoslawischen Teile der Erzdiözese Görz, der Diözese Triest und Koper/Capodistria (seit 1829 haben die Diözesen Triest und Köper einen gemeinsamen Bischof) und der Diözese Fiume (Rijeka) in Kroatien (gegründet 1934). Alle drei Gebiete sind seit dem Zweiten Weltkrieg Apostolische Ad-ministraturen und seit 1964 unter einem einzigen Administrator mit dem Sitz in Koper/Capodistria vereint.

Im Küstenland verlangt man schon seit Kriegsende die Gründung einer Diözese in Nova Gorica und einer anderen in Koper/Capodistria für den Karst und Slowenisch-Istrien, das zur Triester „Zone B“ gehört. Hier ließ man sich Zeit mit der Gründung neuer Bistümer.

Es ist jedoch nicht klar, warum man in den Nachkriegsjahren kein Bistum in Nova Gorica für dieses nicht umstrittene Gebiet gründen wollte. Als Ausrede hiefür mußte die Tatsache herhalten, das slowenische Küstenland habe nur 300.000 Einwohner und dies sei zu wenig für zwei Diözesen. Tatsächlich handelt es sich aber um ein geographisch ausgedehntes Gebiet, in dem sich nach dem Krieg neue bedeutende Zentren entwickelt haben, mit ganz verschiedenen örtlichen Kirchentraditionen.

Die neuen pastoralen Direktiven kommen, nachdem das Küstenland von seinen traditionellen Zentren in Görz und Triest getrennt wurde, aus Laibach, wo dem mediterranen Empfinden der Küstenländer keine Rechnung getragen wird. In Laibach folgt man eher den internationalen Trends in der Kirche und versucht, Modelle für die slowenische Seelsorge auszuarbeiten, „um die slowenische Mentalität der modernen Welt zu öffnen“. Solche Ansichten sind aber den Küstenländern fremd. Hier suchte man seit eh und je in der Kirche die heimische Tradition der Liturgie und des Singens im Gegensatz zur romanir sehen Gebetsliturgie.

Nach der Unterzeichnung des jugoslawisch-italienischen Abkommens von Osimo 1975 und nach seiner Ratifizierung 1977 trat die Regelung der Kirchenverwaltung im slowenischen Küstenland mit seiner ganzen tiefgreifenden Problematik wieder in den Vordergrund. Die Einwohnerzahl in einem so umfangreichen Gebiet kann nicht für alle Zeiten als zu klein für zwei Diözesen gelten. Es wäre auch nicht richtig, längs der ganzen italienisch-jugoslawischen Grenze eine einzige Diözese als eine Art von Kulturblock gegenüber dem italienischen Einfluß zu gründen, denn die pastoralen sind keine nationalen Probleme.

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