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Keine Imagefrage

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Während Österreichs Spitzendiplomaten Imageprobleme und das Gedenkjahr 1988 diskutierten, tagte zum erstenmal auch die Historiker-Kommission zur Untersuchung der Militärvergangenheit des Bundespräsidenten. Die Begleitmusik dazu war peinlich.

Im ORF-Radio wurde vor allem beklagt, daß kein Jugoslawe ihr angehöre. Daß ein Israeli, ein Amerikaner, auch ein Belgier mitmachen, schien kaum irgend jemandem hierzulande Genugtuung über Internationalität und Glaubwürdigkeit wert. Die „Neue AZ“, immerhin offizielles Organ der ersten Regierungspartei, spottete über die angebliche Unabhängigkeit der Kommission.

Der Besuch Kurt Waldheims im ehemaligen KZ Mauthausen wurde als geschmacklos, zumindest zu spät kommende Geste“ zitiert. Man frage nicht, was die ,AZ“ über den „Opportunismus“ Waldheims geschrieben hätte, wäre dieser gleich nach der Wahl nach Mauthausen gefahren.

Dann kam die peinliche Panne mit dem Komiker, der Waldheim als angeblicher bayrischer Ministerpräsident anrief und aufs Glatteis führte. Der „Wiener“ veröffentlichte das Gespräch, SP-Zeitungen zitierten genüßlich. In der an Skandaljournalismus anscheinend schon gewöhnten Öffentlichkeit regte sich kein Protest.

Waldheim als Nazi, als Kriegsverbrecher, als Lügner und jetzt auch noch als Juxfigur:Man merkt die Absicht und ist mehr als verstimmt. Das ist nicht nur Menschenhatz und nicht nur üble Parteipolitik, auch nicht nur Mangel an Patriotismus. Das ist Zerstörung der Republik. '

Das große Wort wird nicht gelassen ausgesprochen. A ber es muß doch noch Menschen in diesem Land geben, denen die Zusammenhänge nicht verborgen bleiben können: Hier manifestiert sich das Nichtverwindenkönnen einer Wahlniederlage durch gewisse Kreise — und nicht etwa Sorge um Image und Geschichts bewußtsein.

Wenn diese Linie beibehalten und womöglich der SPÖ als ganze aufgezwungen wird, müßte das eines Tages Konsequenzen an der Staatsspitze haben. Es ist undenkbar, daß dieses Spiel bis 1992 konsequenzlos weitergetrieben wird.

Ein Rücktritt Waldheims unter diesen Auspizien würde zu einer unbeschreiblichen Verbitterung zumindest eines Teils seiner Wähler führen. Nicht nur die Große Koalition bliebe dabei auf der Strecke - auch jener ohnehin immer knapper werdende Minimalkonsens, der diese (und die Republik) noch zusammenhält.

Aus einer solchen Lage würde uns keine Botschafter-Imagekonferenz mehr retten.

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