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Keine Rivalen

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Kaum zwei Musiker ihrer Gene­ration waren, als Menschen und Künstler voneinander so verschie­den, wie Gustav Mahler und der vier Jahre jüngere Richard Strauss. Und jahrzehntelang empfand sie die Fachwelt und die musikalische Öf­fentlichkeit als Antipoden.

Diese Vorstellung wurde, wie manche Fehleinschätzung in der neueren Musikgeschichte, durch Alma Mahler, die lästige Witwe, nach Kräften gefördert: sie unter­drückte in ihrer Mahler-Brief­sammlung sämtliche Schriftstücke von Richard Strauss und ließ keine Gelegenheit vorübergehen, dem vermeintlichen Konkurrenten ihres Mannes, den sie ebenso wenig leiden konnte wie dessen Frau, die unbe­schreibliche Pauline, eins auszuwi­schen.

Nun hat Herta Blaukopf in ihrer sehr dankenswerten Studie, gestützt auf 63 Briefe Mahlers und 28 von Richard Strauss, die Sachverhalte richtiggestellt - immer noch eine der vornehmsten Aufgaben der Bio­graphik.

Strauss und Mahler schätzten sich gegenseitig, freilich jeder den ande­ren auf eine besondere Art. Und es gab ja manches, was sie verband: die Gleichzeitigkeit im Fluß der musik­geschichtlichen Entwicklung, ihr ei­gentliches Metier sowie ihre bürger­lichen Berufe als Kapellmeister und Operndirektoren.

1887 trafen sich die beiden jun­gen Kapellmeister zum ersten Mal. Seither hat Strauss fast alle Sym­phonien Mahlers, etwa bis zur fünf­ten, aufgeführt und konnte sich mit recht als „den ersten Mahlerianer“ bezeichnen.

Mahler, der Wiener Hofoperndi­rektor, setzte sich für die frühesten Opern von Strauss, „Guntram“ und „Feuersnot“ ein, vor allem aber für „Salome“, (deren Aufführung an der Hofoper aber an der Zensur scheiterte) und dirigierte wiederholt auch dessen frühe symphonische Dichtungen, über die er sein eigenes Urteil habt haben mae.

GUSTAV MAHLER - RICHARD STRAUSS. Briefwechsel 1888-1911. Heraus­gegeben und mit einem musikhistorischen Es­say versehen von Herta Blaukopf. R. Piper & Co Verlag, München-Zürich 1980,228 Seiten, 12 Abbildungen. öS 310.

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