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Keramiken und Veduten Alte Bilder neu gehängt

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Wer für den weihnachtlichen Gabentisch hübsche Keramiken sucht, der sei besonders auf eine Ausstellung in der Galerie in der Mahlerstraße verwiesen, die Arbeiten Professor Eckerts und seiner Schüler an der Hochschule für angewandte Kunst in Prag zeigt. Man hat in Wien sehr selten so hübsche und originelle Arbeiten gesehen, deren formaler Bogen von Elementen der Volkskunst bis zur geschickten Einverleibung und eleganten Anwendung zeitgenössischer Kunst reicht. Selbst dort, wo die Gefahr des Niedlichen auftaucht, wird sie glücklich vermieden. Besonders hervorzuheben sind, neben den eindrucksvollen Arbeiten Prof. Eckerts, jene von Jifi Mares, Jan Kricak, Vaclav Serak, Jindra Vikovä und L. Peckovä. Die niedrigen Preise sollten manchen zum Kauf anregen.

In mehrerer Hinsicht zu empfehlen ist auch der Besuch der Ausstellung der „letzten Topographin Wiens“, der Arbeiten von Herta Czoernig-Gobanz in der Art Gallery Christian M. Nebehay, deren zweiter Teil im nächsten Jahr gezeigt werden soll. Herta Czoernig-Gobanz, die 1886 in Klagenfurt geboren wurde und 1970 in Wien starb, studierte Radierung bei Ludwig Michalek und besuchte Kunstschulen in Wien und Weimar. In der Tradition der Brüder Alt arbeitend, hat sie, mit Sorgfalt, Können und Liebe, im Lauf ihres Lebens nicht nur Wiener Gedenkstätten mit dem Stift und dem Grabstichel festgehalten, sondern auch zahlreiche alte Häuser und malerische Winkel Wiens, die dem Krieg und dem Zeitgeist zum Opfer fielen. Auch ihre zum Teil sehr eindrucksvollen Arbeiten sind noch um durchaus mäßige Beträge zu haben.

Als das wichtigste vorweihnachtliche Ausstellungsereignis muß aber die Neuordnung und Neuhängung der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz angesehen werden. Diese Galerie, die im wesentlichen auf eine testamentarische Verfügung eines Grafen Lamberg-Sprinzenstein zurückgeht, der 1821 seine Kollektion von 740 Bildern testamentarisch der Akademie überschrieb, war ursprünglich als Lehr- und Lerngalerie für die Studierenden der Akademie gedacht. Durch Legate und Ankäufe wurde sie im Laufe der Zeit erweitert und umfaßt heute mehr als 2000 Objekte, von denen zahlreiche als Leihgaben an das „österreichische Museum“ gegeben wurden, 224 nun aber zu sehen sind.

Darunter sind zum Teil einzigartige Meisterwerke, wie etwa ein großer Flügelaltar von Hieronymus Bosch, das Spätwerk Tizians „Tar-quinius und Lucretia“, zahlreiche venezianische Veduten von F. Guardi, eine Allegorie von Giovanni Battista Tiepolo, großartige Rubens-Skizzen und eine eigenhändige Komposition des Flamen, ein Jugendselbstbildnis van Dycks, ein seltener Elsheimer, ein Frauenbildnis von Rembrandt, ein Selbstbildnis von Barent Fabri-tius, ein bedeutender Pieter de Hooch, Frühwerke von Lucas Cra-nach d. Ä., eine „Ruhe auf der Flucht“ von Baidung Grien, ein Tondo von Sandro Botticelli und ausgezeichnete Landschaftsdarstellungen von Adriaen Brouwer, Jacob van Ruisdael, Jan van Goyen, Claude Gelee gen. Lorrain und anderen, um nur einiges aus dieser exquisiten Sammlung zu nennen.

Die neue Hängung räumt mit der pseudosakralen Darbietung der Museen alten Stiles auf und präsentiert die Bilder durchwegs in Augenhöhe, so, daß der Bildhorizont mit dem des Betrachters zur Deckung kommt Dadurch entsteht eine unmittelbarere Beziehung zum Bild, das nun wie auf der Staffelei der Werkstatt erscheint. Die Neuordnung gliedert nun derart, daß die vielfältigsten Beziehungen und Zusammenhänge in Erscheinung treten. Sie wirkt äußerst überlegt und gescheit. Daß dabei die Vermehrung des ausgestellten Bestandes aus dem Depot um fast 20 Prozent möglich wurde, ist dem Einfallsreichtum der Direktorin der Galerie, Frau Dr. Margarethe Poch-Kalous, zu danken und ihrem Mitarbeiter Dr. Heribert Hut-ter. Durch diese Tat wirkt die Galerie wie neu und sollte unbedingt besucht werden — von jenen, die sie noch nicht kennen, ebenso wie von jenen, denen sie schon längst als ein verborgenes Juwel bekannt ist.

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