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Kindergartenfreifahrt - Chancengerechtigkeit

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Seit dem 1. September 1979 gibt es in Oberösterreich als einzigem Bundesland die Freifahrt zum Kindergarten, wie dies auch bei den Schülern seit Jahren längst der Fall ist. Landeshauptmann Dr. Ratzen- böck, von dem die Anregung dazu ausgegangen ist, erwartet sich davon eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit für jene Kinder, die bisher aus Kostengründen oder wegen zu großer Entfernung auf den Besuch eines Kindergartens verzichten mußten.

Der Wunsch des Landes wäre es eigentlich gewesen, vom Bund die Einführung der Kindergartenfreifahrt analog der Schulfreifahrt zu erreichen und die Kosten dafür aus dem Familienlastenausgleichsfonds zu bestreiten. Das war leider nicht möglich. Auch die Benützung von Schulbussen für Kindergartenkinder gegen Kostenersatz wurde nicht genehmigt.

Das Land Oberösterreich schritt daher zur Selbsthilfe und führte 1976 den Kindergartentransport ein, weil nicht einzusehen war, daß Kinder und Eltern durch die Ablehnung des Bundes benachteiligt werden sollten. Der Kindergartentransport wurde so gestaltet, daß vom Land, den Gemeinden und den Eltern jeweils ein Drittel der Kosten aufzubringen war.

Innerhalb von drei Jahren war es schon möglich, den Kindergartentransport in 246 oö. Gemeinden zu organisieren und damit rund 4200 Kindern den Kindergartenbesuch zu ermöglichen. Durch die Kostenteilung brauchten daher die Eltern nicht durchschnittlich im Jahr rifhd 3300 Schilling zu bezahlen, sondern lediglich ein Drittel, also 1100. Auch diese Last sollte den Eltern noch abgenommen werden, weil eine ungleiche Behandlung von Schulkindern und Kindergartenkindern nicht gerechtfertigt erschien. Seit dem neuen Kindergartenjahr übernimmt nun das Land auch den Elternanteil, so daß nunmehr alle kindergartenfähigen Kinder, wo es sich als notwendig erweist, in den Genuß der Freifahrt kommen. Neben der sozialen Unterstützung der Eltern und der Möglichkeit, nunmehr mehr Kindern bessere Bildungs- und Entwicklungschancen zu eröffnen, ergibt sich ein weiterer günstiger Aspekt: Nun sind auch viele jener Gemeinden, die bisher auf die Errichtung eines Kindergartens aus verschiedenen Gründen verzichtet haben, bereit, einen zu gründen. 14 neue Kindergärten mit 41 Gruppen und weitere 17 Gruppen an schon bestehenden Kindergärten sind inzwischen in Betrieb gegangen. Außerdem haben bereits weitere 33 Gemeinden ihre Absicht bekundet, in nächster Zeit einen Kindergarten einzurichten. Es läßt sich also bereits absehen, daß in wenigen Jahren in Oberösterreich für jedes Kind, das einen Kindergartenplatz braucht, auch einer zur Verfügung steht.

Als günstiger Nebeneffekt durch die Kindergartenfreifahrt darf schließlich erwartet werden, daß eine spürbare Entlastung bei der Anstellung noch wartender Kindergärtnerinnen eintritt.

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