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Kirche der Armen

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„Wir, Landarbeiter, und wir, Arbeiter aus den Fabriken, und wir, die wir ohne Arbeit sind und in den Elendsvierteln der Städte wohnen, und wir Indios, die wir unter dem Mangel an Boden, der uns von den Grundbesitzern genommen wurde, sowie an den Krankheiten der Weißen leiden -wir sind heute hier in Joäo Pessoa versammelt zu einem Treffen von Ortskirchen aus fast allen Bundesstaaten Brasiliens. Wir werden gemeinsam Gott bitten, daß die Herren Bischöfe durch die Tagung von Puebla noch mehr Licht, mehr Hoffnung, mehr Gewißheit von einer umfassenden Befreiung bringen, damit eine Situation entsteht, in der nicht mehr die einen lachen und die anderen weinen, die einen dick sind und die anderen mager, die einen Bauch und Bankkonto füllen und andere vor Hunger sterben ...“

Botschaft der brasilianischen Basisgemeinschaften an CELAM

„Und wie werden wir die Wege unserer Geschichte verändern? Werden wir zu den Waffen greifen? Werden wir den Weißen auf die gleiche Weise die Stirn bieten, wie sie uns? - Nein. Die wirklichen Christen tun das nicht. Es würde ja bedeuten, den anderen gleich zu werden. Waffen lösen die Probleme nicht. Waffen sind das Argument des Feiglings. Wir wollen die Weißen nicht in dem nachahmen, worüber sie sich am meisten schämen müssen: in der Anwendung von Waffen, um Menschen zu töten.“

Txibae Enroro

„Aus diesem Grund engagiert sich die Kirche mit gewaltfreien Mitteln, gemeinsam mit allen, die leiden, in der Auseinandersetzung mit dem Unrecht und vor allem mit der strukturellen Gewalt (= Herrschaftssysteme).“

Dom Antonio B. Fragoso, Bischof von Crateus (Brasilien)

„Die Verteilung des Einkommens schwankt selbstverständlich entsprechend Land und Zeit, dürfte aber in ihrer Tendenz nach im allgemeinen in folgenden Daten zum Ausdruck kommen: 80% der Bevölkerung (Lateinamerikas) erhalten 40% des Nationaleinkommens, während 15% der Einwohner 30% bekommen und ganze 5% über die restlichen 30% des Aufkommens verfügen.“ P. Ricardo Antoncich SJ (Peru)

„Den Regierenden gefällt es nicht, daß das Evangelium gepredigt wird und man Gleichheit für alle sucht, und deshalb beschuldigt man die Priester, sie seien Kommunisten, Subversive und Guerilleros.“

Kirchliche Basisgemeinschaft von Riobamba (Ekuador)

„Ein unerhörtes Ereignis innerhalb der letzten 478 Jahre nationaler und kirchlicher Geschichte Brasiliens: Das Volk ergreift das Wort! Das Wort, das stets Vorrecht der Experten der Kirche war, der Katechisten, der Priester, des Bischofs ...“

Leonardo Boff, Rio de Janeiro

„Armut, die Gott in den sechziger und achtziger Jahren von der Kirche Christi in Lateinamerika verlangt, besteht, wenn ich mich nicht täusche, darin, den Verlust an Prestige mit allen seinen Folgen anzunehmen, was unter anderem auch die Streichung offizieller Gelder und privater Hilfsmaßnahmen bedeuten kann. Wir müssen bereit sein, den Kontakt mit Autoritäten und Mächtigen zu verlieren. Diskussionen darüber, ob wir weiterhin Krankenhäuser, Schulen oder Waisenhäuser unterhalten sollen, erscheinen mir -bitte, verzeihen Sie mir die Härte-zweitrangig angesichts dieser Grundoption.“

Dom Helder Camara, Erzbischof von Olinda, Recife (Brasilien)

„Dieses Buch möchte das vielleicht bedeutendste Geschenk Armer an die Reichen unserer Zeit deutlich machen: die Gewalt-losigkeit, dargestellt in Leben und Kampf Armer Lateinamerikas, als eine den Menschen und die Welt verändernde Kraft.“

Hildegard Goss-Mayr

Alle Zitate sind dem Buch GESCHENKE DER ARMEN AN DIE REICHEN (Zeugnisse aus dem gewaltfreien Kampf der erneuerten Kirche in Lateinamerika, Europaverlag, 172 Seiten, S 118,-) entnommen, das Hildegard Goss-Mayr in der Reihe „Soziale Brennpunkte“ der Katholischen Sozialakademie Österreichs herausgegeben und kommentiert hat. Niemand hat mehr als sie selbst getan, um das, was sie verficht, auch im eigenen Lebensstil zu bezeugen.

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