Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Kirche ist communio
Die Evangelien stellen Jesus Christus, den menschgewordenen Gottessohn, als Bringer der Botschaft, die Einheit mit Gott zu finden, die Reinwaschung von der Sünde in Umkehr und Versöhnung (Mk 1;15), dar und als jenen, der alle zusammenführt in die eine Herde Jesu, in die Gemeinschaft der Glaubenden.
Jesus sammelt die Jünger, viel Volk begleitet ihn, die Frauen und Kinder und die Männer. Er geht zu allen und bringt Heilung und Gnade Gottes. „Communio“ entsteht als Fruchtbarwerdung des Wirkens Gottes in der Gemeinschaft der Glaubenden.
In der Apostelgeschichte erscheint ein schönes Bild der ersten Kirche, die in der Kommunion und aus der Kommunion die Gemeinschaft lebt und ihre Sendung erfüllt: „Sie beharrten in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in Gebeten.“ (Apg2,42)
Sie fühlen sich der überlieferten Lehre der Apostel verpflichtet. Der Weg der Christen beginnt aberdurch die Sendung aus dem Heiligen Geist. Die Kirche ist erleuchtet vom Heiligen Geist! Die Kirche ist apostolisch, die Kirche ist heilig, und sie ist eins. Das sind drei Kennzeichen der communio, die aus dem Geistwirken entspringt. Daraus entsteht aber die Sendung für eine umfassende Aufgabe und so wird diese Kirche katholisch genannt. Communio sagt, daß die Gemeinschaft der Glaubenden eins sein will, heilig, apostolisch und katholisch und dies miteinander und füreinander tun will...
„Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,19)
„Koinonia“ ist die Frucht der Einheit und Dreifaltigkeit Gottes, der die Menschen, die seine Gnade im Sakrament der Taufe empfangen, zueinander bindet zu einer Gemeinschaft und sie einlädt „communio - koinonia“ zu leben.
Taufe ist Erlösung, Befreiung, gnadenhafte Eingliederung in die Glaubensgemeinschaft und zugleich die Einladung zum „Miteinander“. So wird Kirche zur Gemeinschaft. Die Gemeinschaft der Getauften -das sind im engen Sinn wir in unserer katholischen Kirche, und im weiteren Sinn alle, die auf diesen dreifaltigen Namen Gottes getauft sind in den christlichen Kirchen -ist zur koinonia eingeladen und aufgefordert.
Alle libertinistischen Tendenzen in der Kirche, und heute sind es die fundamentalistischen Tendenzen in unserer Kirche, die durch ihre Engherzigkeit, Kritiksucht und exklusiven Puritanismus viel Belastung gegen den Gemeinschaftsgeist bringen, haben sich als achristliche und die communio cristianorum wie ein Pilz belegende Infektion entfaltet, die der Apostelgeschichte und ihrem frohen und lebendigen Beginn des Wachstums der jungen Kirche widerspricht. Alle Rigoristen und engherzigen Besserwisser stören die offene Geistigkeit der „Kommunion, des Gemeinschaftsgeistes und der gewinnenden Sendung“ der Kirche.
Die Taufe ist die Berufung in die communio. Daher sind alle Vorgänge der übertriebenen Eigenwilligkeit, oft ausartend in eigenbrötlerische Rechthaberei, Gefahren gegen das Wachsen der communio, der koinonia, die Wesenszug der Kirche ist.Sendung kann nur vollzogen werden miteinander, und die Bekenntnisse können nur die Wahrheit betreffen, die Gott uns offenbart und nicht die Menschen sich engstirnig zurechtlegen. Wo Jesus Christus nicht mehr die Mitte und der Maßstab der Kirche voll und ganz ist und eventuell „Ersatzgestalten“ an die Kirchenspitze geschoben werden, zerbricht communio.
Der Autor ist Vizepräsident des Päpstlichen Rates „Cor unum“. Auszug aus seinem Referat beim ^Forum Cbtarocrd“ des Cteterrachischen IfliwirntmErtde August1969inNeuhofan/Ybbs.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!