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Klare Signale aus den USA erwünscht

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Präsident Reagan hat mit seinem Verhandlungsangebot vom 9. Mai über eine Verringerung nuklearer Langstreckenpotentiale und dem Vorschlag vom 18. November 1981, die nuklearen Mittelstreckenwaffen in Europa total abzubauen, das Gesetz des Handelns in der Rüstungskontrolldiplomatie klar an sich gezogen. KPdSU-Chef Breschnew wird mit einigem Wenn und Aber in die neue Verhandlungsrunde einsteigen.

Die Signale, die Ronald Reagan damit setzte, nehmen sich freilich erheblich anders aus als das, was er im Wahlkampf sagte, und das, was er nach gewonnener Wahl anzustreben schien: massive Neuaufrüstung an allen Fronten zur Wiedererlangung eines militärischen Ubergewichtes der USA.

Realisten haben immer argumentiert (oder zumindest gehofft), daß es Washington nur darum ging, neue Abrüstungsverhandlungen von einer Position der Stärke aus zu führen.

Freilich: Wenn dies und nichts sonst die Absicht Reagans war, mußte man sich einen nobleren Stil, eine elegantere Rhetorik, mehr Sensibilität wünschen, die verhindert hätten, was mittlerweile passiert ist: Unsicherheit bei Freunden und Gegnern der USA über das, was diese wirklich wollen. Diesen Vorwurf hatte sich schon die Regierung Carter eingeheimst. Reagan wollte alles anders, alles besser machen. Manches ist beim Wollen geblieben.

Mangel an Stil und Sensibilität darf man freilich auch manchen Diplomaten der US-Administration bescheinigen — nicht allen und gewiß nicht den Profis. Aber gewiß dem Botschafter H. Eugene Douglas, der dieser Tage in der ÖVP-Akademie in Wien die Österreicher in puncto Gaddafi, PLO, Salvador und Osthandel mit Holzhammer Mores lehrte.

Die ÖVP kann nichts dafür, daß die Argumentation des Gastes weniger elegant als die ihres bescheidensten Leitartiklers geriet Man sollte die Sache auch nicht dramatisieren, obwohl die Zurückweisung dieser Form von Kritik durch den Bundespräsidenten zu Recht erfolgte.

Daß man auch anders, differenzierter, klüger argumentieren kann, bewies ein anderer Diplomat und Osterreich-Freund der USA, William Stearman, der gleichfalls dieser Tage in Wien weilte. Er legte den US-Standpunkt differenziert, auch selbstkritisch und ohne Säbelrasseln dar und verwies mit der Betonung des Gleichgewichtsziels das Uber-legenheitsgerede klar ins Out.

Aber auch: Was Douglas etwa zur österreichischen Kreditpolitik gegenüber Moskau zu sagen hatte, ist ernsthafter Sachdebatte fraglos wert. Aber nicht als Folge einer Standpauke, die Reagan in Wien verabreichen läßt, während gleichzeitig in Washington Österreichs Politiker mit Lob empfangen werden. Auch hier täten Konsequenz und Klarheit gut.

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