Arbeitskraftreserven

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Über den Arbeitskräftemangel und die blinden Flecken dahinter.

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Über den Arbeitskräftemangel und die blinden Flecken dahinter.

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Händeringend werden Arbeitskräfte gesucht: Wenn aus Personalmangel in Krankenanstalten Stationen geschlossen und Behandlungen verschoben werden, Industriebetriebe Aufträge nicht annehmen können, Gewerbetreibende aus Personalmangel aufgeben, Dienstleistungen nur zu reduzierten Öffnungszeiten angeboten werden können und die Qualität der persönlichen Beratung in Geschäften durch zu wenig Personal sinkt, sind Wohlstand und Lebensqualität massiv gefährdet. Und da in absehbarer Zeit immer mehr Angehörige starker Jahrgänge den Arbeitsmarkt verlassen, ist fraglich, ob sich die Situation verbessern wird. Als zentrale Arbeitskraftreserve werden seit etlichen Jahren Frauen mit kleinen Kindern angesehen, denen durch eine verbesserte extrafamiliale Betreuung von Kindern unter drei Jahren ein rascher Wiedereinstieg in den Erwerb ermöglicht werden soll. Spitzenvertreter der Sozialpartnerschaft setzten unlängst ein massives Signal – die Wünsche von Eltern und das Wohl der Kinder kamen dabei nur am Rande vor. Warum über andere Arbeitskraftreserven nicht mit vergleichbarer Verve gesprochen wird, ist nicht klar: Die Integration tausender Frauen, die keine Kinder unter 15 Jahren betreuen, tausender Frauen und Männer, die im Vergleich zu anderen Ländern extrem frühzeitig in Pension gehen, und tausender Arbeitsloser in den Arbeitsmarkt könnte viel rascher gelingen, als es Zeit braucht, bis zusätzliche Kinderbetreuungseinrichtungen gebaut und tausende elementarpädagogische Fachkräfte ausgebildet werden. Dass dies hunderte Millionen Euro kostet und die Betreuenden am bereits ohnedies ausgetrockneten Arbeitsmarkt fehlen würden, sollte ebenfalls nicht übersehen werden. Wird ein Ausbau der außerfamilialen Kinderbetreuung die Arbeitsmarktprobleme wirklich lösen?

Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung.

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