Corona-Krise und gesunde Demokratie

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Das potentiell tödliche Virus ist ein Totschlagargument für jedwede politische Kritik an Regierungen. Netanjahu, Orbán und Co. wissen das für sich zu nutzen.

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Das potentiell tödliche Virus ist ein Totschlagargument für jedwede politische Kritik an Regierungen. Netanjahu, Orbán und Co. wissen das für sich zu nutzen.

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Achten Sie auf Ihre Gesundheit!“ und „Bleib gesund!“ sind die schon inflationär gebrauchten Grußformeln dieser Tage. Wohl nie war die Aufforderung so ernst gemeint. Wir sorgen uns um unsere Lieben und um uns selbst. Deshalb haben wir alle gefälligst gesund zu bleiben, alles dafür zu tun und zu akzeptieren. Praktisch, dass wir die eigenen Überwachungsgeräte ständig bei uns tragen. Via Handy-Tracking kann festgestellt werden, ob, wo und wann sich unsere Wege mit denen Corona-Infizierter gekreuzt haben.

Israel und China sind bei der Anwendung dieser Technologie bereits am weitesten. Auch in europäischen Ländern denkt man darüber nach. Selbstverständlich aus den gleichen hehren Motiven greift Ungarns Premier Orbán zum Ermächtigungsgesetz. Ein Schelm, wer Böses denkt oder sich an vergangene Zeiten erinnert fühlt. Amerikas selbsternannter oberster Virenexperte Trump hat per Kriegsgesetz den Autobauer General Motors zur Beatmungsgeräte-Produktion verdonnert. Israels Regierungschef Netanjahu hat alle laufenden Gerichtsverfahren ausgesetzt. Reiner Zufall, dass auch er nun nicht wie geplant Mitte März in seinem Korruptionsverfahren vor die Richter treten konnte.

Stattdessen wird er auch der neuen Regierung, rasch gebildet zur Bekämpfung der Corona-Krise, vorstehen. Das potentiell tödliche Virus ist ein Totschlagargument für jedwede politische Kritik. Die Gesundheit hat für uns alle oberste Priorität. Autorität und eine starke Hand werden nicht nur akzeptiert, sondern geradezu eingefordert. Aber es wird ein Leben nach Corona geben. Dann wird die Welt die Beatmungsgeräte für die Wirtschaft brauchen. Außerdem für die Freiheit und die demokratischen Werte. Hoffentlich gibt es dann noch eine Chance, ihnen Leben einzuhauchen.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten.

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