Der Humor der Angela Merkel

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Zuletzt bekam ihn Alice Weidel zu spüren. Die in eine Parteispendenaffäre verstrickte Frontfrau der rechtspopulistischen AfD. Als Weidel die Generaldebatte im deutschen Bundestag nicht zur Aussprache über die Regierung, sondern zur eigenen Verteidigung nutzte, kommentierte das Angela

Merkel mit nur einem Satz: "Das Schöne an offenen Debatten ist, dass jeder über das reden darf, was ihm wichtig ist." Großes Gelächter, Applaus und Merkel zurück zur Sache. Auch wenn sie ihn in der Öffentlichkeit nur äußerst sparsam einsetzt: Die deutsche Kanzlerin hat einen wunderbar trockenen Humor. In Hintergrundgesprächen mit der Presse blitzt dieser ganz eigene Charme häufig durch. Selbst-genauso wie machtbewusst, aber nie selbstverliebt.

Die kinderlose Protestantin aus dem Osten hielten bei ihrer Wahl zur CDU-Parteichefin im April 2000 viele für einen historischen Irrtum, eine Interimslösung. Weil die männlichen Ego-Shooter gerade alle verhindert waren, übers Ziel hinausgeschossen hatten, bei der Annahme von Parteispenden oder allgemein ihrer Selbsteinschätzung.

Nun hat Merkel in ihrer Amtszeit drei amerikanische Präsidenten erlebt, zwei russische Staatschefs und fünf österreichische Bundeskanzler. Im Europäischen Rat ist sie mit Abstand am längsten vertreten. Wie sie dabei meist über allem stand, auf Beleidigungen maximal subtil reagierte, den Seehofers, Trumps und Putins nie offen zurückkeilte, das hat Klasse. Jetzt tritt sie demnächst als Kanzlerin ab.

Sie hat Fehler gemacht, konnte zuletzt ihrer eigenen Partei ihre Politik nicht mehr wirklich vermitteln. Ist unter anderem für das Erstarken der AfD mitverantwortlich. Aber wie sie sich bis zuletzt für Menschenrechte einsetzt, wie sie den Populisten auf der Welt die Stirn bietet - diesen Politikstil werden wir noch sehr vermissen.

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