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Die Falle für die Frauen

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Dem Frauenvolksbegehren seine Zustimmung zu geben, ist verführerisch, geht es doch um heiße Eisen. Heiße Eisen, die sich aber unbemerkt um die Füße der Frauen wickeln und mehr zu einer kettenartigen Last, denn zu einer gelungenen Hilfe werden. Unbestritten bleibt, daß die Gleichberechtigung der Frauen zu jenen Zielen moderner Politik gehört, die wir noch lange nicht erreicht haben. Entfaltungsmöglichkeiten und Lasten sind nach wie vor ungleich verteilt, und mit der Gerechtigkeit steht es in vielen Bereichen (Lohn) nicht gerade zum Besten.

Aber, sollen tatsächlich Unternehmen, welche nicht auf allen Hierarchieebenen 51 Prozent Frauen aufweisen, keine öffentlichen Aufträge oder Förderungen erhalten? Würden dann nicht viele Frauenarbeitsplätze verloren gehen? Und würde man nicht vielen Frauen ihre Arbeitsplätze nehmen, wenn man die Unternehmen - unabhängig vom wettbewerbswirtschaftlichen Umfeld - zwingt, ein pauschales Mindesteinkommen von 15.000 Schilling zu garantieren? Wer würde noch eine Frau anstellen, deren Kündigungsschutz derart massiv ausgedehnt und verfestigt würde, wie es das Volksbegehren vorsieht? Welcher Arbeitgeber würde freiwillig bei sich eine Frau einstellen, die einen gesetzlich garantierten Anspruch auf Teilzeitarbeit bis zum Schuleintritt ihres Kindes hat, mit einem Rückkehrrecht zur Vollarbeitszeit?

Außerdem laufen wir Gefahr, bei Umsetzung der Forderungen einen echten Jobkiller zu produzieren, der vor allem dadurch entsteht, daß die Einstellung von Frauen im Falle ihrer Schwangerschaft sich zur Kostenbombe und Flexibilitätsfalle entwickelt.

Die Zeit, als man glaubte, mit einer blinden Regulierungswut Mißstände bekämpfen zu können, ist vorbei. Daß dies viele erkannt haben, beweist deren ambivalentes und unehrliches Verhalten dem Volksbegehren gegenüber. Daß sie damit falsche Erwartungen wecken, ist politisch fahrlässig. Die Frauenvolksbegehrerlnnen und alle, die es unterschreiben, gehen in die Falle des naiven Glaubens an Etatismus und Dirigismus. Schade, denn das Ziel ist goldrichtig, der Weg aber grundfalsch!

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