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Die NATO macht ernst
Das Hauptproblem des NATO-Einsatzes in Bosnien-Herzegowina ist die politische Optik. Von der glaubwürdigen Darstellung des Engagements» als UNO-Auftrag wird die europäische und globale Akzeptanz dieses Unternehmens abhängen.
Der schwerkranke NATO-Ge-neralsekretär Manfred Wörner hat in seiner Stellungnahme zum Abschuß von vier serbischen Jagdbombern durch NATO-Flieger zwar den Konnex zu UNO-Sicher-heitsratsresolutionen (816, Verbot nicht genehmigter Flüge über Bosnien-Herzegowina) hergestellt, im wesentlichen aber auf die Fähigkeit der Militärallianz zum harten Zubeißen hingewiesen. Da kann schon leichter Zweifel an der rein protektorischen Motivation des ohnehin (zu) spät kommenden Engagements der atlantischen Allianz auf dem Balkan aufkommen. Diese Zweifel sind schon bei der Beschränkung des NATO-Einsatzes auf die Schutzzone um Sarajewo laut geworden. Hilfe für die anderen fünf heftig umkämpften Gebiete und Städte, von der UNO ebenfalls zu Schutzzonen erklärt, war zunächst nicht vorgesehen.
Ist jetzt der Punkt erreicht, wo man serbische Provokationen mit nachgeschobener lügnerischer Verteidigung nicht mehr hinzunehmen bereit ist? Es deutet doch einiges darauf hin. Der neue Kommandant der Blauhelme in Bosnien-Herzegowina, der britische General Michael Rose, bekannt für starken Durchsetzungswillen, hat nicht mehr vor, zur Durchführung humanitärer Aktionen langwierige und demütigende Verhandlungen mit den Kriegs-)arteien zu führen. Angriffe auf -lilfskonvois würden jetzt beinhart zurückgeschlagen, ließ er verlauten. Die Entschlossenheit der westlichen Wertegemeinschaft kommt spät, sie allein kann aber dem Aggressor Einhalt gebieten.
Dabei darf durchaus mit dem Einverständnis Rußlands gerechnet werden. Moskau hat sich in diesem Zusammenhang bis jetzt nicht als jener Unsicherheitsfaktor erwiesen, für den man es gehalten hat. Prestigedenken ist zudem hier fehl am Platz. Warum sollte man Rußland nicht zubilligen, Frieden auf dem Balkan schaffen zu wollen? Der Sicherheitspartnerschaft sollte es gelingen, das Morden auf dem Balkan endlich zu beenden.
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