Es kommt nicht von ungefähr", erklärte der Präsident des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung im burgenländischen Stadt-schlaining, Gerald Mader, bei dem oben schon genannten „Iustitia et Pax"-Studientag, „daß die militärische Solidarität zu einem Zeitpunkt entdeckt wird, in dem die menschliche Solidaritätsbereitschaft immer mehr zurückgeht." Mader warnte deshalb vor einem „vorauseilendem Gehorsam" Österreichs bei der Maastricht-Revisionskonferenz in Turin: es sollte nicht eine solidarische und automatische Teilnahme an EU-, WEU und NATOTnterventio-nen aller Art ohne Rücksicht darauf in Aussicht stellen, ob es sich tatsächlich um Einsätze zur Wahrung des Friedens handelt. Mader traf sich hier mit dem Politologen Heinz Gärtner vom Institut für Internationale Politik in Laxenburg, der für pluralistische Sicherheitsgemeinschaften plädierte und in diesem Zusammenhang eine „fallweise Neutralität" (wie Schweden) und Teilnahme an kollektiven Aktionen unter der Bedingung der Freiwilligkeit im neuen europäischen Sicherheitssystem für möglich hält. Mader ergänzte dazu: „Es kann aufgrund geschichtlicher Erfahrungen nicht davon ausgegangen werden, daß die USA und die europäischen Großmächte nur friedliche Aktionen setzen, während der Zweidrittel-Rest der Welt die potentiellen Aggressoren sind." Österreich sollte daher militärische Interventionen nicht unterstützen, die weder durch UNO noch durch OSZE-Beschlüsse gedeckt sind, die der Durchsetzung von wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen (Kinkel/de Charette?) dienen oder die Folgen von Konflikten sind, die durch Machtausdehnung, wie zum Beispiel die NATO-Osterweiterung, produziert werden.