Ein Titel für den Meister

19451960198020002020

Titellosigkeit schafft in diesem Lande Interaktionsunsicherheit.

19451960198020002020

Titellosigkeit schafft in diesem Lande Interaktionsunsicherheit.

Werbung
Werbung
Werbung

Kleine Ablenkung von der Coronakrise: Der Meister wird zum „echten“ Titel, als Mst. und Mst.in. in Dokumente eintragungsfähig. Msr. war auch im Gespräch, aber das hätte man mit Monsignore (Msgr.) verwechseln können. Ein Akt der Menschwerdung, denn Titellosigkeit schafft in diesem Lande Interaktionsunsicherheit. Über die Sprechbarkeit weiß man noch nichts: „Jawoll, Herr Meister/Master.“ Was ein neues Problem aufwirft: Wie den (akademischen) Master vom (professionellen) Meister, besonders umgangssprachlich, unterscheiden? „Msten“ wird aber sicher leichter als etwa die Aussprache des Titels BScN.

Navigator

Liebe Leserin, lieber Leser,

diesen Text stellen wir Ihnen kostenlos zur Verfügung. Im FURCHE‐Navigator finden Sie tausende Artikel zu mehreren Jahrzehnten Zeitgeschichte. Neugierig? Am schnellsten kommen Sie hier zu Ihrem Abo – gratis oder gerne auch bezahlt.
Herzlichen Dank, Ihre Doris Helmberger‐Fleckl (Chefredakteurin)

diesen Text stellen wir Ihnen kostenlos zur Verfügung. Im FURCHE‐Navigator finden Sie tausende Artikel zu mehreren Jahrzehnten Zeitgeschichte. Neugierig? Am schnellsten kommen Sie hier zu Ihrem Abo – gratis oder gerne auch bezahlt.
Herzlichen Dank, Ihre Doris Helmberger‐Fleckl (Chefredakteurin)

Damit erhält die Berufsausbildung den richtigen Stellenwert, sagt ein Kommerzialrat (!). Ein Herzensanliegen, sagt eine Ingenieurin (!). Das geht schon in Ordnung: Denn die seinerzeit verbreitete (basisdemokratisch­egalitäre) Titelfeindlichkeit war schädlich. Öster reich hat (wie wenige Länder) erkannt, dass ein Titel die billigste Form der Würdigung darstellt. Großartig, wenn man Amtsrat wird, Oberamtsrat, Hauptamtsrat, Oberhauptamtsrat, wirklicher Amtsrat, wirklicher Oberamtsrat ... Das kostet immer ein Glaserl Sekt, sonst nichts, und der Betroffene freut sich. Ohne Titel müsste man ihm mehr zahlen.

Es sollte deshalb mehr Titel geben. Titel gehören zu Österreichs verborgener Genialität. Der Ökonomierat, der nichts mit Ökonomie, der Hofrat, der nichts mit dem Hof zu tun hat; der Bau­, Berg­, Forst­ und Schulrat, alles selbstverständlich auch in der Rätinnenform. So viel Rat. Vielleicht mehr Räte als Rat. Mit der Mst­Würdigung, so heißt es, wird die Qualität des österreichischen Handwerks aufrechterhalten. Das ist doch eine schöne These, dass der titellose Tischler nur Pfusch liefern kann.

Der Autor ist Professor für Soziologie an der Universität Graz.

Navigator

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

Mit einem Digital-Abo sichern Sie sich den Zugriff auf über 40.000 Artikel aus 20 Jahren Zeitgeschichte – und unterstützen gleichzeitig die FURCHE. Vielen Dank!

Mit einem Digital-Abo sichern Sie sich den Zugriff auf über 40.000 Artikel aus 20 Jahren Zeitgeschichte – und unterstützen gleichzeitig die FURCHE. Vielen Dank!

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung