Friedensbildung statt Aufrüsten

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Barbara Inmann über die Einsicht, dass alle diplomatischen Gespräche mit Russland erfolglos waren und Putin an Friedensbildung kein Interesse zu haben scheint.

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Barbara Inmann über die Einsicht, dass alle diplomatischen Gespräche mit Russland erfolglos waren und Putin an Friedensbildung kein Interesse zu haben scheint.

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Kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine erhielt ich ein E-Mail von ukrainischen Kollegen mit der Bitte, die ukrainische Armee mit Spenden zu unterstützen. Meine erste Reaktion war Ablehnung. In meinem Weltbild war Aufrüstung ein absolutes No-Go. Seitdem hatte ich diverse Diskussionen, ob Friedensbildung ohne die militärische Verteidigung der Ukraine möglich sei. Etliche Expert(inn)en meinen, dass es Rückschläge für die russische Armee brauche und die Verteidigung der angegriffenen Zonen ein Muss sei, um Russland an den Verhandlungstisch zu holen. Ich muss mir eingestehen, dass alle diplomatischen Gespräche mit Russland erfolglos waren und Putin an Friedensbildung kein Interesse zu haben scheint. Daher sehe ich keinen anderen Weg als alles zu tun, um das ukrainische Volk bei der Verteidigung zu unterstützen. Und doch irritiert mich das Narrativ, das sich hauptsächlich um Aufrüstung, Stärkung der Militärbündnisse, Kampf und Verhärtung der Fronten dreht – und in dem friedensbildende Prozesse und Möglichkeiten kaum Erwähnung finden. Vielleicht scheint es naiv, während eines Krieges von Friedensbildung zu sprechen. Aber ich bin überzeugt, dass es zu jeder Zeit friedensbildende Maßnahmen wie Mediation, Bildung, Community-Arbeit und vieles mehr braucht. Die Arbeit in diesem Feld bewirkt, dass in Konfliktsituationen Menschenleben gerettet werden, junge Menschen sich nicht mehr als Soldaten melden und Angriffe nicht durchgeführt werden. Im besten Fall können Konflikte vorab, ohne Gewalt gelöst werden. Um das zu erreichen, braucht es jedoch eine Umlenkung der Ressourcen – weg von Aufrüstung, hin zu Friedensbildung – sowie eine Stärkung internationaler Organisationen (OSZE, EU-Rat, UN-Sicherheitsrat) und NGOs. Nur wenn es hier zu einem Umdenken kommt, haben wir eine Chance auf Frieden. Die Autorin ist Geschäftsführerin des Start-up-Forums „Impact Hub -Vienna“.

Die Autorin ist Geschäftsführerin des Start-up-Forums „Impact Hub -Vienna“.

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