Inflationstreiber Löhne?

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Die Grundierung der Inflationsentwicklung erfolgte durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nach der Finanzkrise: Die anfangs richtigen Schritte zur Stabilisierung des Euro hätten rasch wieder zurückgenommen werden müssen, um einer Gewöhnung an kurzfristig billiges Geld vorzubeugen. Aktuell ist die Energiekrise, die durch den Krieg gegen die Ukraine ausgelöst wurde, wesentlicher Inflationstreiber; auch Knappheiten durch gestörte Lieferketten tragen dazu bei.

Nun federn Staaten trotz geringer budgetärer Spielräume die sozialen Folgen durch Anti-Teuerungspakete ab. Soweit dies in Österreich bisher erfolgt, kommt es zu fühlbaren Entlastungen gerade bei den Beziehern kleiner Einkommen und Familien mit Kindern. Dass diese Maßnahmen im Wesentlichen richtig und akzeptiert sind, zeigt, dass sich die Kritik kaum im Grundsätzlichen, sondern eher im „zu wenig“ bewegt.

Was bedeutet dies für die kommende Lohnrunde? Funktional müsste die (über Steuern und Staatsschulden finanzierte) Abfederung der Inflation auf Arbeitnehmerhaushalte in der üblichen Formel – Gehaltserhöhung ist Inflation plus halber Produktivitätszuwachs – berücksichtigt werden. Hört man sich aber bei Sozialpartnern um, besteht über diese Auswirkung der Hilfe aus dem Steuertopf kein Konsens: Manche möchten eine Inflationsabgeltung aushandeln, ohne den öffentlich finanzierten Teuerungsausgleich anzurechnen.

Setzt sich dieses Denken durch, würde darin ein zusätzlicher – diesmal hausgemachter – Inflationstreiber liegen. Die Chance einer öffentlich finanzierten Entlastung der Lohnkosten und damit auch der Preise würde verpuffen. Dann über weiter steigende Inflation zu klagen, wäre aber scheinheilig. Soll vielleicht wieder die öffentliche Hand herhalten?

Der Autor ist Professor für Arbeitsund Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung.

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