Israel: Pyromanen in Nahost

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Sorgen um Israel: Die palästinensischen Terroranschläge in Jerusalem haben wieder eine Eskalationsspirale in Gang gesetzt.

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Sorgen um Israel: Die palästinensischen Terroranschläge in Jerusalem haben wieder eine Eskalationsspirale in Gang gesetzt.

Ich mache mir große Sorgen um Israel. Ständig erreichen mich verzweifelte Nachrichten von Freundinnen und Freunden dort – jüdische wie arabische. Sie sind es gewohnt, mit Konflikt und Terror zu leben. Aber jetzt nimmt die Bedrohung eine neue Dimension an. Die palästinensischen Terroranschläge in Jerusalem mit sieben Toten und zahlreichen Verletzten gehören zu den schrecklichsten der vergangenen Jahre. Zuvor starben bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin zehn Palästinenser, darunter auch Zivilisten.

Die Eskalationsspirale dreht sich in einem derartigen Tempo, dass die einzelnen Ereignisse blutig ineinander übergehen. Die palästinensische Autonomiebehörde kündigt die Sicherheitspartnerschaft mit Israel auf. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ermutigt die israelischen Bürger, sich zu bewaffnen. Die Lizenzen sollen künftig leichter zu bekommen sein. Außerdem will er die jüdischen Siedlungen im Westjordanland weiter vorantreiben. Netanjahus rechtsextreme und ultrareligiöse Koalitionspartner jubilieren. Die Eskalation spielt ihnen in die Hände. Sie sind angetreten, um den israelischen Staat im Sinne religiöser jüdischer Gesetze umzubauen und die palästinensischen Gebiete vollständig zu besetzen. Netanjahu hat mit diesen politischen Pyromanen paktiert, um wieder an die Macht zu kommen und sich seinem Korruptionsverfahren zu entziehen.

Auf der palästinensischen Seite hat die hochkorrupte, tiefzerstrittene und demokratisch nicht mehr legitimierte „Führung“ längst die Kontrolle über die sich immer stärker auch religiös radikalisierenden Kräfte verloren. Sie verwaltet mit Geldern aus dem Ausland nur noch den eigenen Machterhalt. Hier wie da gibt es kein Interesse an einer Lösung des Konflikts. Dieser droht noch dazu, von einem bisher überwiegend politischen zu einem religiösen zu werden.

Die Autorin ist Redaktionsleiterin Ausland und politischer Hintergrund beim Bayerischen Rundfunk.

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