Israels Balanceakt um die Ukraine

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Der israelische Verteidigungsminister Gantz war auf der Sicherheitskonferenz, ohne sich an der alles beherrschenden Diskussion über den Russland-Ukraine-Konflikt zu beteiligen. Israel will und kann keine Position beziehen.

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Der israelische Verteidigungsminister Gantz war auf der Sicherheitskonferenz, ohne sich an der alles beherrschenden Diskussion über den Russland-Ukraine-Konflikt zu beteiligen. Israel will und kann keine Position beziehen.

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Das Panel schien thematisch aus der Zeit gefallen. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz saß der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz mit Vertretern aus Bahrein und den Vereinigten Arabischen Emiraten und diskutierte darüber, wie sich die 2020 aufgenommenen diplomatischen Beziehungen auf die Stabilität der Region auswirken können. Generell natürlich eine wichtige Frage. Aber besser sollte man es wohl so formulieren: Der israelische Verteidigungsminister Gantz war auf der Sicherheitskonferenz, ohne sich an der alles beherrschenden Diskussion über den Russland-Ukraine-Konflikt zu beteiligen. Das hat einen guten Grund. Israel will und kann keine Position beziehen. Weiterhin ist die wichtigste Allianz, politisch wie militärisch, die mit den USA. Aber für Israels Sicherheit in der Region sind ebenso die Beziehungen zu Russland essenziell. Seit die russische Armee 2015 in den syrischen Bürgerkrieg involviert ist, steht sie direkt an der israelischen Grenze. Zwischen den Militärs gibt es eine Stillhalte-Vereinbarung. Wenn Israel Luftangriffe auf iranische Stellungen in Syrien plant, wird der Kreml informiert. Putin lässt Israel gewähren. Hinzu kommt: Es gibt in Russland eine große jüdische Gemeinde. Das gilt allerdings auch für die Ukraine, selbst Präsident Selenski ist Jude. Und in Israel leben mehr als eine Million Menschen, die aus beiden Ländern eingewandert sind. Für welche Seite sollte Israel also Stellung beziehen? 2014, als Russland die Krim besetzte, verließ die israelische Delegation die UN-Vollversammlung, um ein Votum gegen Moskau zu vermeiden. Für Jerusalem ist es ein Balance-Akt. Als Vermittler zwischen den Fronten würden sich die Israelis aber anbieten.

Die Autorin ist stv. Redaktionsleiterin Ausland und politischer Hintergrund beim Bayerischen Rundfunk.

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