Korruption, Macht, Moral

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Der Rücktritt von Sebastian Kurz, der kein wirklicher Rücktritt ist, kann nicht als Verantwortungsübernahme gewertet werden – und die Unterstützung der gesamten Partei zeigt, dass jegliche Werte der Macht untergeordnet wurden.

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Der Rücktritt von Sebastian Kurz, der kein wirklicher Rücktritt ist, kann nicht als Verantwortungsübernahme gewertet werden – und die Unterstützung der gesamten Partei zeigt, dass jegliche Werte der Macht untergeordnet wurden.

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Es ist durch Studien (wie von John Antonakis im Jahr 2014) erwiesen, dass Macht korrumpiert – und zwar je mehr Macht, desto korrupter und je öfter man gegen die Moral handelt, desto einfacher. Anonymität erhöht dabei die Wahrscheinlichkeit für korruptes Verhalten. Ein hoher Wert für Ehrlichkeit und ein geringer Testosteronspiegel verringern sie. So oder so sollte jede Person, die Macht ausübt, gezielt gegensteuern, um nicht in Versuchung zu kommen, sie auszunutzen. Es zeigt sich, dass starke, kontrollierte Institutionen vor Korruption schützen. Für mich wäre es daher ein Muss, als Bundeskanzler solche Institutionen und Transparenz zu unterstützen. Es zeigt sich leider ein anderes Bild. Laut Staatsanwaltschaft und Kurznachrichten haben Sebastian Kurz und sein Team nicht nur respektlos und Menschen degradierend gehandelt, sondern mutmaßlich betrogen und bestochen. Zusätzlich die Justiz immer wieder angegriffen und nicht ernst genommen. Sie haben gegen die im eigenen Grundsatzprogramm von 2015 gepriesenen Werte Gerechtigkeit, Solidarität und Verantwortung verstoßen. Auch der Rücktritt von Sebastian Kurz, der kein wirklicher Rücktritt ist, kann nicht als Verantwortungsübernahme gewertet werden – und die Unterstützung der gesamten Partei zeigt, dass jegliche Werte der Macht untergeordnet wurden. Was mich allerdings besonders beunruhigt, ist, dass sich all diese Machenschaften bis jetzt nicht in Wahl- oder Umfrageergebnissen zeigen. Es scheint, dass eine generelle Verschiebung der gesellschaftlichen Werte stattgefunden hat. Politiker wie Berlusconi, Orbán, Trump und auch die neue ÖVP haben es salonfähig gemacht, abwertend zu sein, zu lügen, zu betrügen. Zu oft höre ich den Satz: Das machen doch alle. Doch solche Taktiken sind nicht zu unterstützen oder zu entschuldigen. Und als Wähler kann man sich klar dagegen entscheiden.

Die Autorin ist Geschäftsführerin des Start-up-Forums „Impact Hub Vienna“.

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