Mündigkeit wäre effizient

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Statt ständiger Bevormundung sollten Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden – dies fordern viele in der Corona-Krise. Empfehlungen genügten. Man solle die Menschen als Erwachsene behandeln und sie nicht mit überflüssigen Vorschriften traktieren. Das ist einleuchtend, daraus könnte man Lehren für andere Lebensbereiche ziehen. Die Schulpflicht könnte abgeschafft werden; denn mündige Menschen wissen, dass ihre Kinder in einer Wissensgesellschaft nur mit guter Ausbildung Erfolg haben.

Man benötigt keine Geschwindigkeitsbeschränkungen im Verkehr; es ist im wechselseitigen Interesse, den Verhältnissen angemessen zu fahren. Kontrollore im öffentlichen Verkehr können abgeschafft werden; jeder wird seinen Fahrkostenbeitrag leisten, da er doch weiß, dass auch Straßen- und Eisenbahn auf die Finanzierung angewiesen sind. Die Hygienepolizei muss keine Gaststätten und Lebensmittelbetriebe mehr kontrollieren; verantwortungsvolle Menschen werden die Zahl der Mäuse in Küche und Betrieb selbst in Grenzen halten.

In der landwirtschaftlichen Produktion kann man Kontrollen und Zertifizierungen einstellen, denn wer wollte unseren hart arbeitenden Biobauern und Biobäuerinnen unterstellen, nicht an der höchsten Qualität ihrer Produkte interessiert zu sein? Dass Steuergeld für Corona-Kurzarbeit und andere Anliegen missbraucht werden könnte, ist schlichte Diffamierung.

Wenn alle diese Regelungen und Kontrollen in einer Welt der Mündigkeit, Demokratie und Verantwortung entfallen, dann vermittelte uns das Abwerfen dieses überflüssigen Ballastes eine enorme Effizienz- und Wohlstandssteigerung. Oder auch nicht – wenn sich vielleicht doch nur zwei Drittel der Menschen an alles halten.

Der Autor ist Professor für Soziologie an der Universität Graz.

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