Muslime, Juden und Christen: Hand in Hand

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In der Hand-in-HandSchule gilt das Doppelprinzip, nach dem die Geschichten jeweils gleichberechtigt einen Platz einnehmen.

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In der Hand-in-HandSchule gilt das Doppelprinzip, nach dem die Geschichten jeweils gleichberechtigt einen Platz einnehmen.

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Wer die Zukunft gestalten will, muss in den Schulen damit anfangen. Deshalb hat mich die „Max Rayne – Hand-inHand-Schule“ in Jerusalem beeindruckt. Dort unterrichten arabische und jüdische Lehrerinnen und Lehrer zweisprachig Kinder aus allen Stadtteilen: Muslime, Juden und Christen. Von der Vorschule bis zur Matura. Bei der Gründung 1998 hatten sie nicht einmal geeignetes Lehrmaterial. Ist ja auch äußerst komplex inmitten des Nahost-Konflikts. Die zwei verschiedenen Sprachen scheinen mir da noch das kleinste Problem. Und eher lustig finde ich die Tatsache, dass sich die Schule bemüht, sämtliche Feiertage von Juden, Muslimen und Christen zu berücksichtigen. So viele Tage schulfrei wären früher ein Traum für mich gewesen.

Aber Witz beiseite. Natürlich ist es wichtig, Religion und Kultur der Nachbarn zu kennen und ihre Feiertage zu respektieren. So richtig schwierig wird es aber bei der Frage: Wie bedient man die beiden unterschiedlichen Narrative in einem Land, in dem Israelis jetzt 75 Jahre Staatsgründung feiern und Palästinenser 75 Jahre Flucht und Vertreibung als Katastrophe betrauern? In der Hand-in-HandSchule gilt das Doppelprinzip, nach dem die Geschichten jeweils gleichberechtigt einen Platz einnehmen. Das Wichtigste, das sie ihre Kinder und Jugendliche fürs Leben lernen lassen: zuhören, die Sicht der anderen kennenlernen und Empathie entwickeln, auch bei Meinungsverschiedenheiten. Gerade hat der rechtsextreme israelische Politiker Ben-Gvir, dessen Titel „Minister für nationale Sicherheit“ wie Hohn klingt, einmal mehr gezielt die muslimische Welt provoziert, indem er inmitten der angespannten Lage den Tempelberg besuchte. Hoffentlich lernen möglichst viele Kinder, Hand in Hand den Feinden ihrer friedlichen Koexistenz zu begegnen.

Die Autorin ist Redaktionsleiterin Ausland und politischer Hintergrund beim Bayerischen Rundfunk.

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