Nein

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Worüber man sich in der aktuellen Situation keine Illusionen machen sollte.

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Worüber man sich in der aktuellen Situation keine Illusionen machen sollte.

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Nein, die Epidemie ist nicht ausgelaufen, und sie hat sich auch nicht zur Harmlosigkeit verdünnt. Um so etwas zu behaupten, haben wir einfach zu wenige Daten.

Nein, es ist keine gute Botschaft, dass die Epidemie zur Endemie wird, sondern ein Schicksalsschlag. Epidemie beschreibt ein zeitlich begrenztes Ereignis. Endemie bedeutet, dass die Seuche niemals beendet sein wird.

Nein, Länder wie Dänemark oder Österreich haben keinen Strategiewechsel vorgenommen: Zahlen explodieren, man stellt die Bekämpfung ein. Bei den höchsten jemals gemessenen Infektionszahlen die große Freiheit einzuführen, signalisiert Hoffnungslosigkeit, in vielen Ländern.

Nein, die Durchseuchung war nicht geplant. Sie ist nicht gratis. Sie fordert Geduld, Opfer, Leben und Leiden. Über das anschließende soziale Arrangement mit dem Virus weiß keiner Bescheid. Gute Alternativen gibt es aber nicht.

Nein, es ist nicht hilfreich, wenn sich an­dauernd Landeshauptleute mit dieser und jener neuen Forderung melden, die sie nicht solide begründen. Bauchgefühl von Landespolitikern in Ehren; aber Sager ohne Argumente sind bloß nervig.

Nein, viele Wirtschaftsmenschen haben im Verlauf der zwei Jahre nichts begriffen. Der Blick reicht gerade für den eigenen Laden: Alles aufsperren, dann ist die Bude voll, und man verdient. Dass bei explodierender Seuche die Konsumfreude schwinden kann – das ist bereits eine zu komplizierte Denkfigur. Nach der vollständigen Öffnung gehen ja nur die Dummen in die Virenhöllen.

Nein, die Spielregeln werden nicht übersichtlicher. Man spielt immer zugleich auf zwei Ebenen: Regelsystem und Realität. Deshalb freut man sich über die Symbolik, Regeln zu lockern, die keiner eingehalten hat, und Regeln einzuführen (Impfpflicht), die man nicht kontrollieren will.

Der Autor ist Professor für Soziologie an der Universität Graz.

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