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Nicht genug Katastrophen

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Gespräche über das Wetter kreisen heute oft um die Frage, ob sich das Klima merkbar verändert habe. Seit geraumer Zeit warnen die Klimato-logen ja vor der Abnahme der Ozonschicht, vor einer globalen Erwärmung und vor Naturkatastrophen als deren Folgen.

Der Laie kramt in seiner Erinnerung: Tatsächlich, die Sommer 1992 und 1994 waren, was die Hitzetage anbelangt, Spitzenreiter in der Statistik. Außerdem tauchen Bilder von Sturmschäden und Überschwemmungskatastrophen in der Erinnerung auf ...

Ganz normale Ausreißer, wird beschwichtigt. „Mehr Lärm als solide Fakten', diagnostizierte etwa die bekannte Zeitschrift „Science” in einem Leitartikel. Was da über verheerende Folgen der Umweltverschmutzung für das Wetter prognostiziert werde, sei nicht eindeutig. Die vorhergesagten Temperatursteigerungen bis 2050 schwankten zwischen 1,5 und fünf Grad. Kein Grund zur Panik ...

Mag sein, daß Panik als Reakti-on übertrieben ist. Aber Grun4 zu ernster Besorgnis besteht: Man sehe sich die Statistiken der „Münchner Bückversicherung” an. Im Vergleich zum Durchschnitt der siebziger Jahre registrierte sie in der letzten Dekade einen Anstieg des volkswirtschaftlichen Schadens durch Naturkatastrophen auf das 2,5fache - und bei den versicherten Schäden sogar auf mehr als das Siebenfache] In der Schweiz wurden schon vor Jahren die Prämien drastisch angehoben. Manches Risiko wird überhaupt nicht mehr versichert.

Das müßte die Politiker doch aufhorchen lassen: Die Sprache des Geldes sollten sie doch verstehen! Aber weit gefehlt. Wachstumspolitik bleibt das Erfolgsrezept. Die 1992 in Rio gefaßten Vorsätze, den C02-Ausstoß zu senken, scheinen vergessen: Die Abgaswerte steigen weiter. Umweltsteuern bleiben tabu. Es sei denn, man braucht Geld zum Stopfen von Budgetlöchern. Bleibt also nur, auf größere Katastrophen zu warten - in einer Welt, die so stolz auf ihre Bationalität ist.

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