Sehr persönliche Fragen
Über den Krieg in Europa - und Möglichkeiten zu helfen.
Über den Krieg in Europa - und Möglichkeiten zu helfen.
Was tun wir? Und: Was täten wir? Während der Krieg in Europa unsere Weltordnung erschüttert, sollten wir uns diese zwei Fragen auch ganz persönlich stellen. In Bezug auf die Menschen in der Ukraine sind wir in der Lage zu handeln. Also: Was tun wir konkret? Wir können für sie beten, Geld spenden oder Kleidung. Räumen wir unsere Ferienwohnung für Geflüchtete? Demonstrieren wir gegen den Krieg? Oder glauben wir den Verschwörungstheoretikern auf Seiten Putins? Hören wir als Abgeordnete im deutschen Bundestag den flehenden Hilferuf des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, um dann mit gutem Gewissen ohne Debatte darüber zur Tagesordnung überzugehen? Für Journalistinnen und Journalisten stellt sich die Frage, ob sie unter Einsatz des eigenen Lebens als unabhängige Chronisten aus dem Kriegsgebiet berichten. Ein Musiker brachte sein Piano an die Grenze, um Ankommende mit einem musikalischen Zeichen der Hoffnung zu empfangen. Junge Männer reisen als Kämpfer an die Front. Auf die Eigeninitiative eines Familienvaters geht die Gründung einer Internet-Plattform zurück, die Menschen aus der Ukraine Arbeitsplätze im Westen vermittelt. Wenn sie diese FURCHE nicht in Russland lesen, ist die nächste Frage rein hypothetisch aber doch nachdenkenswert: Was täten wir dort? 15 Jahre Haft riskieren und offen gegen Angriffskrieg und Fake-News mobil machen? Jubelnd die neuen Z-Zeichen „für den Sieg“ an Häuserwände malen? Gehörten wir zu denjenigen, die sich unabhängige Informationen beschafften oder wären uns die Kreml-Nachrichten genug? Wollten wir wirklich wissen, was in der Ukraine passiert? Mitläufer oder Mittäter? Die Heimat verlassen oder bleiben? Als Armeeangehöriger oder Geheimdienstmitarbeiterin den Putsch wagen? Das System Putin durch Sabotage am Arbeitsplatz von innen boykottieren? Wenn wir Antworten auf diese sehr persönlichen Fragen gefunden zu haben glauben: Können wir uns damit auch übermorgen in den Spiegel sehen? Die Autorin ist stv. Leiterin der Redaktion „Ausland und politischer Hintergrund“ beim Bayerischen Rundfunk.
