Tage zum Gewöhnen?

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Gewöhnen wir uns nicht an die Regelmäßigkeit des Erinnerns, sondern denken wir daran, dass die Werte, denen diese Tage gewidmet sind, gepflegt werden müssen.

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Gewöhnen wir uns nicht an die Regelmäßigkeit des Erinnerns, sondern denken wir daran, dass die Werte, denen diese Tage gewidmet sind, gepflegt werden müssen.

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Man gewöhnt sich an vieles: die Meldungen zum unerträglichen Kriegsgeschehen, die Analysen zur drohenden Inflation, die Forderungen nach Milliardenausgaben, die Mahnungen zur Klimakrise. Und täglich ein anderer Aktionstag, Gedenktag, Welttag, Internationaler Tag. Durch die Gewöhnung wächst jedoch die Gefahr, dass die Bedeutung des Themas in den Hintergrund gedrängt wird. Dies wäre gerade in der aktuellen Woche fatal: Sie wird gerahmt durch den Tag der Befreiung vom nationalsozialistischen Regime und den Muttertag am 8. Mai und den Internationalen Tag der Familie am 15. Mai. Dazwischen begehen wir unter anderem den Europatag (9. Mai) und den Tag der Krankenpflege (12. Mai). Diese Tage machen uns verschiedene Facetten der generationenübergreifenden Klammer von Freiheit, Solidarität und Sicherheit bewusst. Von zentraler Bedeutung ist dabei der Tag der Familie: Deren Entfaltung als Lern- und Lebensort intergenerationaler Solidarität ist auch in einem freien Europa oft gefährdet. Gewöhnen wir uns aber nicht an Forderungen nach mehr Unterstützung für die Familien; vergessen wir auch nicht, dass die Gesellschaft Familien mit großen finanziellen Summen an Geld- und Sachleistungen fördert. Unterstützen wir aber Familien dort, wo es möglich ist: durch ausreichend Zeit zum gemeinsamen Erleben und alltägliche Wertschätzung; durch beispielhaftes Zusammenstehen in Treue und Zuneigung; im Ertragen von Problemphasen und in nie abreißendem Gespräch! Das ist der Sinn der Internationalen Tage: Gewöhnen wir uns nicht an die Regelmäßigkeit des Erinnerns, sondern denken wir daran, dass die Werte, denen diese Tage gewidmet sind, gepflegt werden müssen, damit sie uns in jener Form erhalten bleiben, an die wir uns gewöhnt haben! Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung.

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