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Unnütze Experimente

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Genmanipulierte Erdäpfel wurden ohne Bewilligung in einem Freiland-Versuch in der Nähe von Tulln ausgesetzt. Von „einem politischen Skandal erster Güte" sprach Madeleine Petrovic von den „Grünen", Gesundheitsministerin Christa Krammer von einem „illegalen" Vorgehen. Sie verhängte ein vorläufiges Moratorium für die Freisetzung von genmanipulierten Pflanzen. Gut so.

Bald aber wird sich die Aufregung um die Panne gelegt haben. Wir werden zur Tagesordnung übergehen. Der Druck, andere manipulierte Lebewesen auszusetzen, wird wachsen. Gentechnik gilt nun einmal als Zukunftsbranche - und so wird man diesen „Segen" auf uns loszulassen versuchen, koste es, was es wolle. Man wird uns erklären, bisher sei alles harmlos gewesen, die Sache sei unbedenklich - als ob es die Umweltproblematik nicht gäbe.

Seit mehr als 200 Jahren betreibt die Menschheit durch technische Eingriffe ein riesiges Experiment an der Schöpfung. Hunderttausende Chemikalien wurden und werden auf Pflanzen, Tiere und Menschen losgelassen. Unter der Flagge von „Freiheit für Wissenschaft und Forschung" ist alles erlaubt, was nicht offensichtlich und unmittelbar schadet.

Die Gentechnik setzt diesen Weg konsequent fort. Um was zu erreichen? Höhere Ernteerträge, bessere Transport -und Lagerfähigkeit von Nahrungsmitteln. Und all das in einer Zeit, in der die Bauern ihre Höfe verlassen, weil die Überproduktion die Preise in den Keller fallen läßt und in der die EU Prämien für die Stillegung von Ertragsflächen zahlt. Das kann doch nicht der Weisheit letzter Schluß sein! Daher die Anregung: Bleiben wir bei dem Moratorium. Osterreich hatte bei der Ablehnung der Atomenergie eine Vorreiterrolle. Warum nicht auch bei der Vermeidung gentechnischer Gefahren?

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