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Viel Geld für die Großen

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Der Titel des Buches - „Die Ökobremser" - macht die Stoßrichtung klar: Kritik an der Umweltpolitik ist angesagt. Ihre Zielscheibe: Die EG. Was da so alles schiefläuft, ist erstaunlich und interessant zu lesen. Auch so manche gut gemeinte Aktion, scheint sich als Rohrkrepierer zu erweisen, etwa wenn Aufforstungsgelder zu Rodungen intakter Wälder in Spanien mißbraucht werden.

Besonderes Interesse beim derzeitigen Stand der Verhandlungen Österreichs mit der EU verdient aber, was die Autoren über die Landwirtschaftspolitik der Gemeinschaft berichten, etwa daß die Agrarsubventionen im großen Stil den Exporteuren, Lagerhaltern und Industriellen zugute kommen. Nur ein Drittel der 490 Millliarden Schilling Agrarausga-ben soll tatsächlich auf Bauerrdiö-fen landen. Und soweit Bauern bedacht werden, sind es die großen: 20 Prozent der Landwirte sollen 80 Prozent der Mittel kassieren. Gefördert werde also vor allem die „Agrarindustrie".

Am meisten bekämen daher Länder mit der intensivsten Landwirtschaft, etwa die Niederlande, ab: pro Kopf und Jahr würden die 280.000 landwirtschaftlich Tätigen mit 175.000 Schilling aus EU-Töpfen gefördert. Portugal hingegen mit seiner kleinbäuerlichen, arbeitsintensiven (940.000 Arbeitskräfte) und eher umweltverträglichen Landwirtschaft müsse sich pro Kopf mit 5.000 Schilling begnügen.

Trotz der 490 Milliarden Agrar-förderung gehe alle zwei Minuten in der EU ein Bauernhof pleite, in Deutschland seien es täglich 40. Dazu die Autoren: „Die Bauern werden abgeschafft von einer Politik, die sich Agrarpolitik nennt, die aber eine klare Industriepolitik ist. In den Köpfen der Agrarminister und der Bürokraten hat der Bauernhof; der kleine Mischbetrieb mit vielleicht 30 Hektar Fläche, ein paar Kühen, Schweinen und Hühnern längst aufgehört zu existieren."

Wir werden hart verhandeln müssen, um unsere Bauern - sie betreiben überwiegend keine „Agrarindustrie" - am Leben zu erhalten.

„Die Oko-Bremjer"

Von Claus-Peter Hutter u.a., fVeUbrecht- Verlag, Stuttgart 199), 288 Seiten.

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