Was darf ich hoffen?

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Warum es angebracht ist, an irrational scheinender Hoffnung festzuhalten und an Zukunftsmärchen zu glauben.

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Warum es angebracht ist, an irrational scheinender Hoffnung festzuhalten und an Zukunftsmärchen zu glauben.

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Seit Jahrhunderten beschäftigen sich Philosophen mit Aspekten der Hoffnung und der Frage, ob sie die Menschheit voran bringt und zu einer moralischen Verbesserung führt (Kant) oder doch nur eine naive Vorstellung der Zukunft ist, welche die Realität verweigert (Camus) oder sogar das schlimmste Übel aus der Büchse der Pandora, weil sie die Qual der Menschen verlängert (Nietzsche). Für Kant ist eine der fundamentalen Fragen „Was darf ich hoffen?“. Und ich frage mich: Kann ich hoffen, dass die Menschheit es irgendwann schaffen wird, Konflikte ohne Gewalt und Krieg zu lösen? Kann ich hoffen, dass wir es schaffen, die Klimakrise abzuwenden? Kann ich hoffen, dass meine Tochter in einer friedlichen, gerechten und nachhaltigen Welt aufwächst?

Wenn man sich mit den aktuellen Nachrichten beschäftigt, Klimaberichte liest und die Ausbreitung autokratischer Systeme verfolgt, könnte man sagen, dass dies naive Fragen sind, irrationale Hoffnungen, die an Zukunftsmärchen glauben. Und doch halte ich an meiner Hoffnung fest. Weil ich überzeugt bin, dass Hoffnung mutig macht. Dass Hoffnung, die in Verantwortung und Aktion eingebettet ist, motiviert. Dass Hoffnung hilft, durch Krisen zu kommen. Und nicht nur das: Hoffen macht auch gesünder und resilienter (siehe die Positive Psychology-Erkenntnisse nach Snyder und Seligman).

Ich bleibe also dabei und hoffe. Und bewundere die Menschen, die trotz autoritärer Regime, Krieg, Armut, unrealistischer Klimaziele, Ungerechtigkeit usw. die Hoffnung nicht aufgeben und an Lösungen arbeiten. Ich bin mir allerdings gleichzeitig bewusst, dass unsere Hoffnungen kein Dogma werden dürfen, dass wir nicht aufhören dürfen, uns zu hinterfragen und andere Perspektiven einzunehmen, was mich zu den anderen fundamentalen Fragen Kants bringt: „Was kann ich wissen?“ und „Was soll ich tun?“.

Die Autorin ist Geschäftsführerin des Start-up-Forums „Impact Hub -Vienna“.

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