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Kleinbetriebe bringen Arbeit

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Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten über die Wirtschaft haben sich auf die Zusammenhänge zwischen hochag-gregierten Größen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung konzentriert. Vielfach fehlt aber eine fundierte Sicht auf die Aktivitäten der einzelnen Unternehmen, die hinter diesen Globalgrößen stecken. Aufgrund solcher Arbeiten kann man zwar mutmaßen, welches Unternehmerverhalten hinter bestimmten Entwicklungen steht, aber man wird es niemals mit Sicherheit sagen können...

So wissen wir sehr wenig darüber, wer eigentlich die wichtigsten Beschaffer von Arbeitsplätzen sind und wer am ehesten auf Veränderungen der Wirtschaftspolitik reagiert. Mangels solchen Wissens hat Wirtschaftspolitik stets im Ankurbeln der gesamten Wirtschaft bestanden, so als ob es sich um eine einzige Einheit handelte.

Das kann ein sehr teurer, die Inflation begünstigender Ansatz sein, wenn die Empfänger diese Begünstigungen nicht zur Erhöhung von Beschäftigung und Produktivität nutzen. Was wir brauchen — was allerdings bisher gefehlt hat -, ist die Fähigkeit, Anreize auf diejenigen auszurichten, die sie gut nützen werden, ohne das Geld der Steuerzahler auf die zu vergeuden, von denen dies nicht zu erwarten ist.

... Um herauszufinden, wie sich Veränderungen abspielen, untersuchten wir eine große Stichprobe von einzelnen Unternehmen... Wir entdeckten dabei eine Reihe von interessanten Tatsachen über Entstehung und Verlust von Arbeitsplätzen: Erstens verändert sich die Beschäftigung in keiner Region nennenswert durch das

Ubersiedeln von Unternehmen ...

Das zweite Phänomen, das bei der Untersuchung der Beschäftigungsentwicklung auffällt, ist die allgemein ausgeprägte Tendenz zu Arbeitsplatzverlusten. Uberall in den USA gehen Arbeitsplätze mit ungefähr derselben Rate verloren, unabhängig davon, wie schnell sich die Gesamtzahl der Arbeitsplätze dort insgesamt vermehrt oder verringert.

So gut wie alle Unterschiede in der tatsächlichen Veränderung der Arbeitsmarktsituation sind auf die unterschiedlichen Zuwachsraten an neuen Arbeitsplätzen zurückzuführen ___

Die Vereinigten Staaten haben ein Wirtschaftssystem entwik-kelt, in dem das Experiment und die Risikofreudigkeit weitverbreitet sind. Je dynamischer die Wirtschaft einer Region ist, umso größer ist das Risiko und umso größer auch der Anteil von Unternehmen, die scheitern.

Man könnte durchaus argumentieren (ohne dabei scherzen zu wollen), daß eine unserer größten Stärken als Nation unsere Fähigkeit im Umgang mit dem Fehlschlag ist, die Bereitschaft, ja sogar der Enthusiasmus, mit denen wir die aufnehmen, die es versucht haben und fehlgeschlagen sind und dann wiederkommen, um es noch einmal zu versuchen ...

Wir müssen daher unsere Aufmerksamkeit auf diejenigen konzentrieren, die Arbeitsplätze schaffen. Wer sind sie? In welchen Sektoren der Wirtschaft sind sie anzutreffen? Wie groß sind ihre Unternehmen? Wie alt?

Zunächst ist festzuhalten, daß Betriebe, die neue Arbeitsplätze bereitstellen, klein sind. Von allen neuen Arbeitsplätzen in unserer Stichprobe von 5,6 Millionen Unternehmen wurden zwischen 1969 und 1976 zwei Drittel von Firmen mit 20 Mitarbeitern oder weniger geschaffen und 80 Prozent von Firmen mit weniger als 100 Mitarbeitern ...

Ein weiteres Kennzeichen der Arbeitsplatzbeschaffer ist ihre „Jugend”: Rund 80 Prozent der neugeschaffenen Arbeitsplätze entfällt auf Unternehmen, die maximal vier Jahre bestehen. Nicht alle kleinen Betriebe schaffen Arbeitsplätze. Es sind die relativ wenigen jüngeren Unternehmen, die in ihrer „Jugendphase” rasch expandieren und dabei aus der Kategorie Kleinbetriebe herauswachsen ...

Dynamische, Arbeitsplätze schaffende Unternehmen haben eine schwankende, pulsierende Entwicklung. Perioden des Aufschwungs kündigen darauffolgende Abschwungphasen an. Perioden des Rückgangs bilden die Basis für neuerlichen Aufschwung. Stabile Firmen, solche die sich vom Auf und Ab ihrer Umgebung abgeschirmt haben, sind bezüglich ihrer langfristigen Uberlebensfähigkeit am meisten bedroht...

Neuerdings sind die Arbeitsplätze schaffenden Unternehmen in der überwiegenden Mehrzahl im Dienstleistungssektor anzutreffen, also in jenen Bereichen, die nicht unmittelbar Güter erzeugen. In unserer” Stichprobe hatte die Gesamtheit der Industriebetriebe über den Beobachtungszeitraum einen Rückgang der Beschäftigung zu verzeichnen. 89 Prozent der Arbeitsplätze wurden im Dienstleistungssektor bereitgestellt...

Kleinere Unternehmen scheinen keine direkte Unterstützung anzustreben. Keine einzige Empfehlung der kürzlich vom Weißen Haus eingesetzten Kommission für Kleinbetriebe sprach sich für vermehrte Förderungsprogramme aus. Allgemein wurde jedoch von den Kleinbetrieben das Verlangen geäußert, die Regierung möge ein günstigeres Wirtschaftsklima schaffen und dem Unternehmer im übrigen Freiraum zur Wahrnehmung seiner Möglichkeit lassen.

Weil den kleinen Unternehmen eine steigende Bedeutung in der Wirtschaft zuzukommen scheint, wird dem Konzept eines günstigen Klimas für die Wirtschaft wachsende Aufmerksamkeit zugewendet. Den Empfehlungen der Kommission entsprechend, sollten Verbesserungen folgendes umfassen:

• Verschiedene Steuererleichterungen

• Weniger und einfachere gesetzliche Regelungen

• Einfachere Abschreibungsregelungen

• Gleichberechtigung der Kleinbetriebe bei öffentlichen Aufträgen.

Auszug aus „Economic Impact” Heft 2/82.

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