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Klosterneuburger Weininformation Nr. 2

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Die Rieden

Das Stift besitzt nicht nur eines der größten Weingüter, sondern auch einige der ältesten und besten Weingärten Österreichs.

Einige Rieden des Chorherrenstiftes bringen schon seit Jahrhunderten ob ihrer guten Eigenschaften geschätzte und begehrte Weine hervor.

Ried Altweingarten im Gebiet des Kahlenbergerdorfes etwa zählt zu den allerbesten Lagen für Weißburgunder (Pinot blanc), die es in Österreich überhaupt gibt. Dank dem tiefgründigen Löß und langen, feuchten Herbsten können die meisten Jahrgänge ein Jahrzehnt und länger aufbewahrt werden, was immer mehr Weinfreunde auch in Österreich zu schätzen wissen.

Ried Gebhardin bringt jenen trockenen Gewürztra-miner hervor, den es sonst in Österreich kaum noch gibt. Seit 1982 wird er vollständig durchgegoren, was einen Bruch mit der Tradition bedeutet, wonach diese Sorte süß zu sein hatte. Der Gewürztraminer aus der Riede Gebhardin folgt dem Trend zum trockenen Wein und kann sogar, etwa statt eines Sherry, als Aperitif angeboten werden.

Die Weine des Deutschen Ordens

Seit 1979 bewirtschaftet das Kelleramt des Stiftes Klosterneuburg mit seiner großen Erfahrung auch das Weingut des Deutschen Ordens in Gumpoldskirchen. Dessen Weine kommen nun ebenfalls in der seit der Ernte 1965 eingeführten Kloster-neuburger Bouteille auf den Markt.

Ein verläßlicher Süßer

Hier ist als alte niederösterreichische Spezialität vor allem der berühmte Gum-poldskirchner Spätrot-Rot-gipfler zu nennen.

Er ist einer der wenigen hierzulande, die - wie ja bekanntlich die meisten berühmten' französischen Weine - nicht nur aus einer Traubensorte gewonnen werden. In den Rieden Hofpoint und Kreuzweingarten der Großlage Schatzberg wachsen der Spätrote, in Niederösterreich auch als „Zierfandler“ bekannt, und der Rotgipfler im „gemischten Satz“, im festgelegten Verhältnis im selben Weingarten, und werden gemeinsam gelesen und verarbeitet.

Für den verunsicherten Liebhaber eines süßen. Weines zählt der Spätrot-Rot-gipfler des Deutschen Ordens zu denen, auf die man sich verlassen kann.

Aus den Rieden Rufen-brunner und Goldene Lakken der Großlage Schatzberg kommt ein Blauer Burgunder des Deutschen Ordens, ein Gumpoldskirchner Roter mit einem Hauch von Rarität.

Der Tattendorfer Sankt Laurent

Die Produktion anspruchsvoller Rotweine erfordert bekanntlich ein ganz besonderes Know-how und sehr viel Sorgfalt und Liebe. 17 Prozent der gesamten österreichischen Weinproduktion entfallen auf die Roten, das Stift Klosterneuburg produziert 40 Prozent Rotweine.

Unangefochtene Nummer eins ist dabei der berühmte Tattendorfer Sankt Laurent. Die aus der Pinot-Familie stammende, einen gehaltvollen, dezent herben Tropfen liefernde Rebe gedeiht auf den tiefgründigen, heißen Schotterböden des stiftlichen Rotweingutes Tattendorf besonders gut.

Der Ausstich

Viele Weinfreunde kennen den Aufdruck „Ausstich“ auf einem Teil der Tattendorfer Laurent-Bouteillen und wissen, daß er etwas teurer ist. Aber nicht alle wissen, was es mit dieser alten Klo-sterneuburger Bezeichnung auf sich hat.

Da die Eigenart des Lesegutes von Tag zu Tag unterschiedlich ist, ist dies auch der Charakter der Weine jn den Fässern. Vor der Abfüllung auf Flaschen wird der Wein in jedem Faß verkostet. Alter Klosterneuburger Übung folgend, wird sodann etwa ein Drittel des Jahrganges, der Inhalt jener Fässer, die bei der Prüfung am besten abgeschnitten haben, als „Ausstich“ abgefüllt.

Die Behandlung der Weißweine

Der Kenner weiß, daß echte Spitzenqualität Ergebnis mehrerer Faktoren ist, und daß dabei keiner „auslassen“ darf: Boden, Groß- und Mikroklima, richtige Sortenwahl - und sorgfältige, kompromißlos qualitätsorientier-te Behandlung von der Lese bis zur Flasche.

Während die Rotweine im Faß ausbauen, werden die Weißweine in Klosterneuburg relativ jung abgefüllt (bis zu 8000 Flaschen pro Stunde!), denn je mehr alle beim Weißwein notwendigen Maßnahmen ins jugendliche Alter vorgezogen werden können, desto stabiler wird der Wein, desto besser baut er hinterher in der Flasche aus und desto besser hält er sich.

Für die Leistungsfähigkeit des Klosterneuburger Kellereibetriebes ist daher nicht nur seine Lagerkapazität von 3,5 Millionen Litern Wein ausschlaggebend, sondern vielmehr noch die Tatsache, daß er die in der Lesezeit anfallenden Traubenmengen ohne Engpässe verarbeiten kann.

Anders als die Rotweine, die mehrere Tage auf der Maische vergären, bleiben die Weißweine nur drei bis fünf Stunden auf der Maische liegen. Dieses hohe Verarbeitungstempo gewährleistet die gewünschte schnelle, gesunde und damit reintöni-ge Vergärung. Auf diese Weise erzielt ein leistungsfähiger Kellereibetrieb den heute so geschätzten „reintönigen“ Sortengeschmack.

Die Prädikatsweine

Die Natur hat den Klosterneuburger Rieden die besten Voraussetzungen zur Gewinnung von Spätlesen, Auslesen, Beerenauslesen, Ausbruchweinen und Trockenbeerenauslesen geschenkt. Doch aus Gründen, die mittlerweile jeder kennt, hatten ehrliche Prädikatsweine in den letzten Jahren auf dem Markt einen schweren Stand.

Obwohl sogar in Durchschnittsjahren Beerenauslesen gewonnen werden könnten, erzeugt das Kelleramt solche Weine im allgemeinen erst, wenn der vorhandene Bestand im Flaschenlager zur Neige geht.

Die letzte Trockenbeerenauslese, ein Weißburgunder, wurde 1973 hergestellt. Das Lesegut hatte 40 Klosterneuburger Grade, das heißt 40 Prozent Zucker im Most. (Von dieser Rarität sind nur noch sehr wenige Flaschen vorhanden.)

1981 wurden Weißburgunder, Rieslinge und Traminer in den besten Lagen bis tief in den Spätherbst stehengelassen, gemeinsam gelesen und mit 29% Klosterneuburger Graden zu einem hervorragenden Ausbruchwein (nicht zu verwechseln mit dem „Ausstich“!) gekeltert.

Der 1983er

„Jahrgang im Gespräch“ ist nach wie vor der 1983er. Er ist ein Jahrhundertwein besonderer Art, und zwar ganz im Sinne des stiftlichen Weinbau- und Kellereibetriebes: Nicht die Prädikatsweine geben ihm das besondere Gepräge, sondern ein generell hohes Niveau auf breiter Basis bei allen Sorten.

Genau dies entspricht den Zielsetzungen des stiftlichen Kelleramtes in Klosterneuburg.

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