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Know-how in Kultur ist gefragt

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Im Juni haben 25 Kulturmanager aus Ländern des ehemaligen Ostblocks in Wien ein einmonatiges Kulturmanagement-Programm mit internationalen Referenten absolviert, bei dem sie von Experten nicht nur Betriebswirtschaft, Marketing oder Rechnungswesen für den Kulturbereich vermittelt bekamen, sondern auch jeweils einschlägige Praxiserfahrungen in Theater, Museen, Festspielintendanzen, Kulturverwaltungen oder Zeitungen sammeln konnten.

In einem Atelierhaus der Akademie am Schillerplatz im niederösterreichischen Horn werden heuer im November 25 bildende Künstler aus den östlichen Nachbarstaaten einen Monat hinduch arbeiten und wohnen können. Am Ende dieses mit Kontaktgesprächen mit Akademieprofessoren, Künstlern, Museumsleuten angereicherten Aufenthaltes wird eine vom ortsansässigen Galeristen betreute Verkaufsausstellung stehen.

Das sind nur zwei der jährlich insgesamt 300 bis 400 Projekte des 1989 gegründeten Vereins KulturKontakt des Unterrichtsministeriums. Am Ende der ersten Konferenz der Kulturminister aus der Tschecho-Slowakei, der UdSSR, der DDR, aus Polen, Rumänien, Bulgarien und Ungarn stand im April 1990 die Gründung eines sogenannten Ostfonds, für den damals acht Millionen Schilling zur Verfügung standen. Er sollte „der Unterstützung kultureller Projekte im Zusammenhang mit dem Demokratisierungsprozeß in Zentral-, Ost- und Südosteuropa" dienen und wurde den KulturKontakten übertragen. Für 1992 beträgt das Budget 25 Millionen Schilling, 30 Millionen wurden schon für 1993 beantragt. Obwohl wegen der wirtschaftlichen Lage in diesen Ländern - neuerdings sind auch Lettland, Estland und Slowenien einbezogen - diese Unterstützung in erster Linie finanzielle Hilfe bedeutet, kommen der Beratung, dem Informationsaustausch, der organisatorischen Hilfestellung, der Know-how-Vermittlung fast ebensolche Bedeutung zu.

„Ein Expertenbeirat aus von den Kulturministerien entsandten Fachleuten berät uns bei den Förderungsentscheidungen. Diese Experten erhalten außerdem ein autonomes Budget von je 500.000 Schilling zur freien Verfügung", erläutert Ingrid Latzer von den KulturKontakten. Auch die Mitglieder der Botschaften und Kulturinstitute stünden mit Rat zur Seite, es gebe keine Konkurrenz mit der Auslandskulturabteilung des Außenministeriums, die Zusammenarbeit funktioniere bestens.

Innovatives bevorzugt

Der von Ex-Unterrichtsministerin Hilde Hawliczek präsidierte Verein (Latzer:„Sie nimmt keinerlei Einfluß, unsere Entscheidungen sind wirklich autonom") unterstützt selbstverständlich auch Organisationen und Gruppen in Österreich, die von sich aus Kontakte zu Kulturschaffenden im Osten haben, indem er Teilfinanzierungen übernimmt.„Da sind Druckkostenzuschüsse für die Übersetzungen österreichischer Autoren an Verlage ebenso enthalten wie Koproduktionen österreichischer Künstler mit Künstlern aus dem Osten. In Krakau wurde beispielsweise Boguslaw Schaeffers Stück „Die Proben" von einem gemischten Ensemble auf polnisch aufgeführt, im Wiener Konzerthaus-Theater dann auf deutsch. Oder es ist heuer für August/September ein von uns gefördertes zweimonatiges Bildhauersymposion im Niemandsland zwischen Slowakei, Ungarn und Österreich geplant."

Projekte wie die Finanzierung einer viertelj ährlichen, englischsprachigen Medienzeitschrift „BalkanMedia" (Redaktionssitz Sofia) findet Ingrid Latzer besonders wichtig, weil sie einerseits erstmals die Situation von Film, Fernsehen, Video, Hörfunk in diesen Ländern aufarbeitet (bisher gab es auch untereinander keinen Informationsaustausch), anderseits aber damit auch internationale Kontakte eröffnet., was sich in einem UNES-CO-Auftrag an „BalkanMedia" zeigt.

Grundsätzlich sollten möglichst alle Sparten der Kunst abgedeckt und möglichst Innovatives bevorzugt werden, gleichzeitig sollte die Unterstützung gleichmäßig auf die Länder aufgeteilt werden, sagt Ingrid Latzer.

Ob es in den Ostländern auch schon privates Sponsoring gibt? Durch die negativen Erfahrungen mit dem zu großen Einfluß der Zentralgewalt setzten alle große Hoffnung darauf, erste Ansätze seien vorhanden, aber die Wirtschaftskraft ziehe enge Grenzen.

Sei es die Finanzierung der Infrastruktur für die Franz Kafka-Gesellschaft in Prag, seien es Zuschüsse für Rumäniens deutschsprachige Theater in Temesvar, Klausenburg oder Hermannstadt, sei es ein Druckkostenbeitrag für einen Führer durchs „Barocke Slowenien" oder seien es die finanziellen Mittel für eine Ausstellung über „Verbotene Ostkunst 1948-1989": für Kulturschaffende im Osten ist Österreich ein wichtiger Nachbar.

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